Gastro in Stuttgart Der große Eckkneipen-Knigge
Wenn man eine heilige Stätte betritt, hat selten etwas Benimm geschadet. Wer mit dem Gedanken spielt, eine Eckkneipe in Stuttgart zu besuchen und den Aufenthalt abgesehen von einem Billig-Ouzo-Schädel am Folgetag unfallfrei überstehen will, sollte unseren Eckkneipen-Knigge kennen.
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Die Gaststätte Schwemme in Bad Cannstatt, die Mutter der Stuttgarter Schräggastro.
Foto Stuttgart Distillers GbR
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Fragen Sie nach „Ginstr“, dem weltbesten Gin, made in Stuttgart, und lassen Sie sich am besten noch die Tonic-Water-Marken aufzählen, die das Haus führt. Glückwünsch! Sie haben noch nicht mal einen Schluck getrunken, und jeder hasst Sie. Noch weniger als Ihre Weltgewandtheit interessiert hier nur Ihr exquisiter Geschmack.
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So ist’s richtig! Bestellen Sie sich einfach ein Herrengedeck, nennen Sie es aber auf keinen Fall Herrengedeck! Denn das zu sagen, ist selbst in der finstersten Eckkneipen abgedroschen und Sie outen sich als Tourist in die Welt der Kümmerlinge. Falls Sie nicht wissen, was ein Herrengedeck ist: ein Bier und ein Kurzer, zum Beispiel Jägermeister.
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„Und, was machen Sie beruflich so?“, ist einer der Sätze, die Sie möglichst lange vermeiden sollten. Denken Sie nicht, dass es in Eckkneipen keine Ärzte und Juristen geben würde, aber die Chance, einen Dachdecker zu erwischen, der seinen Job hasst, ist hoch. Und der Fauxpas ist perfekt, wenn Sie als freiberuflicher IT-Experte 150 Euro in der Stunde verdienen und bequem vom Sofa des Home Offices aus arbeiten, während er Ihr Dach bei Wind und Wetter richtet.
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Im Standbild nicht unbedingt zu erkennen: die USA-Flagge auf dem Mond – oder nach Meinung eines gewissen Prozentsatzes der Eckkneipenbesucher: in einem Filmstudio, in dem Stanley Kubrick Regie führte – bewegt sich im Wind. Wenn Sie solche politischen Diskussionen oder Verschwörungstheorien wahrnehmen: Gehen Sie einfach nicht darauf ein.
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Oder aber Sie drehen den Spieß um: Stammtischparolen funktionieren besonders gut am Tresen und Politik ist dazu da, um auf sie zu schimpfen! Sie müssen Angela Merkel nicht unbedingt als „Echsenmensch“ bezeichnen, dennoch bekommen Sie nirgendwo bessere Chancen, für steile Thesen Zustimmung zu erhalten!
Foto Lichtgut - Oliver Willikonsky
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Falls Ihnen das zu blöd ist, probieren Sie’s doch mit dem Thema Fußball. Obacht! Halten Sie nach den Wimpeln Ausschau, um No-Go-Vereine (meistens die Bayern) zu entlarven, bevor Sie lautstark jubeln, wenn der Ball zum vierten Mal beim VfB ins Netz kracht.
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Es ist selbst im Sterne-Restaurant ganz schlechter Stil, 500-Euro-Scheine aus der Tasche (oder gar der Geldklammer) zu ziehen, aber die Währung, mit der in der Eckkneipe bezahlt wird, ist der 50er, der ziemlich genau für einen durchschnittlichen Abend reicht. Und für den kriegen Sie dort mehr, als Sie wahrscheinlich trinken können!
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„Mea culpa“, „Chapeau“, oder ein lakonisches „true“ – prahlhansen Sie bitte nicht mit Ihren Fremdsprachenkenntnissen! Wir sind hier in keinem Berliner Hipsterlokal, sondern in einer Eckkneipe. Der Mann im Bild ist übrigens Cicero. Hätten Sie’s gewusst?
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„Wo sind hier eigentlich die Weiber?“, ist ein Satz, Sie Spitz, der ganz oben auf der Liste der verbotenen Sätze in einer Eckkneipe steht. Nur im Comicbuchladen, der Chefetage von Horst Seehofers Innenministerium oder am Verhandlungstisch von CSU und Freien Wählern ist die Frauenquote niedriger. Eine Regel, die allerdings nicht fürs Thekenpersonal gilt.
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Nachdem wir Ihnen jetzt vor allem praktische Tipps an die Hand gegeben haben, was Sie besser unterlassen sollten, hier noch eine Empfehlung, was Haltung angeht. Konrad Adenauer (den haben Sie jetzt aber erkannt!) sagte einst: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt’s nicht.“ Und nehmen Sie sich diesen Rat am besten nicht nur in der Eckkneipe zu Herzen.