Geschmackssache Glühwein ist nicht gleich Glühwein
Süffig, zu süß oder eine Sünde wert? Was ist wirklich drin, im dampfenden Becher?
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Was dem einen gar vorzüglich mundet, sorgt beim anderen für beleidigte Geschmacksknospen. Ganz uneigennützig und höchst investigativ hat die Redaktion daher die Glühweinspezialitäten auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt einem Härtetest unterzogen. Mit überraschenden Ergebnissen, wie die Bildergalerie zeigt.
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Wo geht es denn zum Glühwein? Völlig schnörkellos ist das Näschen der beste Wegweiser.
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Der "gute Riecher" führt uns direkt zum Bäcker und Konditor von der Alb. Hinterm Stand des "BeckaBeck" geht es bereits fröhlich zu. Wenn die nasse Kälte unter die adretten blauen Folklorekittel zieht, genehmigen sich die drei Damen vom Glühweinstand ein kleines, wärmendes Schlückchen vom selbstgemachten Kirsch-Glühwein (drei Euro das Glas). Neben dem "Winter Apfelpunsch" für 2,50 Euro der Becher ...
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... ist der lieblich-fruchtige Trunk aus Owener Kirschen die Spezialität am Stand vor der Alten Kanzlei. Der laut den Damen hinterm Tresen aus frisch geernteten Sauerkirschen zubereitete und in Flaschen abgefüllte Glühwein wird noch mit Gewürzen veredelt und bekommt als I-Tüpfelchen einen Klecks Sahne obenauf. Fazit des Glühweinschlotzers: Wer gerne Kirschsaft mit Schuss trinkt, ist hier an der richtigen Adresse.
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"Aber bitte mit Sahne" heißt es auch bei Sabine Gruber (links) und ihrer Mitarbeiterin Kristin Franke.
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"Oben ohne" wird der Gaumenschmeichler aus Eierlikör und Weißwein (das Glas zu 2,50 Euro) nicht serviert. Dabei sei die etwas andere Glühweinspezialität nicht nur bei der Damenwelt beliebt, sagt Sabine Gruber. "Auch 80 Prozent der Männer finden es superlecker." In Flaschen abgefüllt, würden viele Besucher sich den cremigen Verführer auch als Andenken mit nach Hause nehmen. Das sagt der Glühweinschlotzer: Erste Sahne für alle, die sich den Advent versüßen wollen.
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Munter geht es weiter mit wahren Sahneschnitten - pardon - Sahnehäubchen. Adolf Weeber kredenzt seinen "Blonden Engel" auch für brünette Schleckermäulchen. "Nach einem alten Geheimrezept meiner schwäbischen Urgroßmutter." Deshalb verrät Weeber freilich nicht, was außer Weißwein und Eierlikör noch im von innen wärmenden Alkoholbömbchen steckt.
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"Die Gewürzmischung bleibt geheim", sagt er augenzwinkernd. Dafür gerät eine Kundin am Stand ins Schwärmen: "Mittlerweile verkaufen viele einen Blonden Engel auf dem Weihnachtsmarkt, aber die richtige Mischung kriegt nur er hin." Immerhin verrät Weeber, der als Hommage an sein Eiscafé Pinguin einen "heißen Pinguin" bestehend aus rotem Glühwein sowie Orangen- und Maracujasaft anbietet, wie der "Blonde Engel" zu seinem Namen gekommen ist. "Der erste macht lustig, der zweite verleiht Flügel."
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Das sagt die Blonder-Engel-Testerin und Redaktionspraktikantin Kristina Herb: "Heißes Herz und kühler Kopf - genau wie es sein muss."
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Auch wenn er in seinen Kesseln feinste Feuerzangenbowle (drei Euro der Becher) braut, lässt das bei Joachim Hohl (Zweiter von links) keinerlei Rückschlüsse darauf zu, dass er ein großer Fan von Heinz Rühmann ist. Vielmehr hat er aus der Not eine Tugend gemacht. "Wir sind seit 37 Jahren mit unseren Lebkuchen auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt", erzählt er. Doch aufgrund von günstiger Massenware seien die Geschäfte nicht mehr so gut gelaufen.
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Seit rund sechs Jahren gibt es daher zum Lebkuchen einen Pott Feuerzangenbowle dazu. "Die wird aus einem Pfälzer Rotwein gemacht", erzählt Tochter Carolin Hohl (rechts im Bild). Freilich darf der obligatorische Zuckerhut nicht fehlen, der mit Rum getränkt langsam karamellisiert und in den Rotweinsud tropft. Das sagt der Glühweinschlotzer: Allein bei der Zubereitung zuzuschauen, weckt nostalgische Gefühle.
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Außer Joachim Hohl und seiner Familie bieten nur ganz wenige Beschicker auf dem Weihachtsmarkt eine Feuerzangenbowle an. Gastronomin Conny Weitmann gehört dazu.
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Bei ihr haben wir uns ganz nah rangetraut an den brodelnden Kessel und zugesehen, wie ...
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... der Zuckerhut ganz langsam schmilzt und eine dicke Schicht Karamell ansetzt.
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Wem dabei noch nicht das Wasser im Mund zusammenläuft, für den haben Danilo Marson und seine Mitarbeiterinnen am Stand von Conny Weitmann noch einen ganz besonderen Augenschmaus. Mit 40- prozentigem Rum wird der Zuckerhut über dem brodelnden Merlot im Kessel entflammt.
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"Neben der Feuerzangenbowle (drei Euro der Becher) bieten wir noch Connys Weihnachtspunsch an", sagt Danilo Marson. Dafür werde ein Heidelbeerwein einer Stuttgarter Kellerei mit Rotwein, Orange, Nelken, Zimt und etwas Zucker angesetzt, meint der Braumeister.
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Das meint der Online-Redaktionsleiter, Achim Helbig, mit dem kritischen Glühwein-Kennerblick: "Ganz schön gehaltvoll".
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Abheben von der Masse wollten sich Daniela Kureys Eltern. Kurzerhand nannten sie ihren Glühwein daher Hirtentrunk. Anfangs habe es aber genau das Gegenteil bewirkt. Ihre Eltern seien in Erklärungsnot gekommen, erinnert sich die Tochter.
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Doch weil sich Qualität durchsetze, habe sich bald herumgesprochen, dass der Hirtentrunk ganz ohne Zucker auskomme. "Wir verwenden einen Pfälzer Qualitätswein", erklärt der Spross der Schaustellerfamilie, die bereits seit 38 Jahren auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt die Kessel zum Kochen bringt.
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"Außerdem fügen wir noch etwas Zitrone, Orange und verschiedene Gewürze hinzu", verrät Daniela Kurey. Das sagt die Glühweinschlotzerin und Online-Redakteurin Daniela Eichert: "Hat für mich Potenzial zum Stammtrunk zu werden."
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Dick in weihnachtliches Rot verpackt, schenkt Tosca Weinmann am Stand des Stuttgarter Gastronomen Michael Wilhelmer ein besonderes Stöffchen aus. "Unsere Spezialität ist ein Rosé-Glühwein (drei Euro der Becher), der aus einem baden-württembergischen Weißherbst gemacht wird." Die genaue Rezeptur will Tosca Weinmann nicht preisgeben. Sie verrät nur soviel: "Frau Wilhelmer sagt immer, sie hat den Glühwein nach ihrer Haarfarbe kreiert."
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Gleich nebenan hat der Hasenwirt aus Uhlbach seine Zelte aufgeschlagen. Wer als Erfinder der Handy-Maultaschen gilt, muss freilich auch beim Glühwein den ausgefallenen Dreh finden. Der Hasenwirt macht daher gemeinsame Sache mit der ebenfalls aus Uhlbach stammenden Saftkellerei Mayer. Aus dieser Liasion geht ein Apfel-Glühwein (2,50 Euro der Becher) hervor.
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Praktisch in Flaschen abgefüllt, muss er am Stand nur noch heiß gemacht werden. Neben Apfelwein enthält er Zucker und ist mit Zimt und Nelken gewürzt. "Er schmeckt etwas milder als der klassische Glühwein", findet Wirtstochter Katharina Stritzelberger, die am Stand die Stellung hält. Das sagt der Glühweinschlotzer:Mal was ganz anderes. Wer Most mag, wird ihn lieben
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Dass in ihren Glühwein "nichts Gepanschtes" reinkommt, darauf legen Klaus und Sonja Salawa mit Mitarbeiter Jörg Gedrich (von links) großen Wert. "Da sind keine Konservierungsstoffe drin", sagt Salawa und hält dabei einen dampfenden Becher hoch. Weil sich Qualität auszahle und aufgrund der exponierten Lage vor dem Alten Schloss, machen die Salawas bereits seit 34 Jahren ein gutes Geschäft auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. "Wir verkaufen unterm Jahr selbst Gewürze. Den Wein beziehen wir von einem Winzer aus der Pfalz, dem wir die genaue Rezeptur vorgeben." Das sagt der Glühweinschlotzer: Nicht zu süß und schön süffig.
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Wenige Stände weiter werden wir von dem kleinen Wörtchen "Spezial" auf einem Angebotsschild angelockt. Betreiber Ulrich von Maltzan, der lieber seine Mitarbeiter abgelichtet haben möchte, erklärt uns, was so speziell an seinem "Glühwein Spezial" (Becher für vier Euro) ist.
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"Dafür werden frische Sauerkirschen in puren und qualitativ hochwertigen Amaretto eingelegt und mit Glühwein aufgefüllt." Obendrauf gibt es einen Sahnegipfel. Der Berliner Schausteller, der wegen der guten Geschäfte seit elf Jahren auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt kommt, beklagt in dieser Saison Einbußen. "Die Demos gegen Stuttgart 21 lassen Touristen wegbleiben." Maltzans Urteil über seine Spezialmischung: "Die schmeckt, aber wie."
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Und das sagt der Online-Redakteur und Glühweinschlotzer Henrik Lerch mit dem absoluten Durchblick: "Süß, sahnig, lecker und mit acht - genau abgezählt - Sauerkirschen in der Tasse."
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Gar nicht auf dem Schirm hatten wir zuerst den Schoko Baileys. Bis Online-Redakteurin Theresa Schäfer allein beim Gedanken daran glänzende Augen bekam. Flugs hat sie ein Tässchen geordert und knallhart die Ingredenzien recherchiert.Das meint sie zum Gemisch aus Baileys, Schokolade, Wasser und Sahne: "Dass der Schoko Baileys mit Wasser gemacht wird, schmeckt man nicht. Doch durch die Sahne und den Baileys kann einem leicht schlecht werden."