Hamburger Rothenbaum Das sind die Probleme des großen deutschen Tennisturniers
Der Hamburger Rothenbaum gehört zu den geschichtsträchtigsten Anlagen im Tenniszirkus. Und doch hat das ATP-Turnier mit großen Problemen und Zukunftssorgen zu kämpfen – trotz des kurzfristigen Starts von Alexander Zverev.
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Zur Turniereröffnung blieben die meisten Sitzplätze am Rothenbaum leer.
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Gestatten, Tommy Haas. Der gebürtige Hamburger spielte sich 1997 als Weltranglisten-126. mit einer Wildcard bis ins Halbfinale. Auf dem Weg dorthin schlug der spätere Weltklassespieler den French-Open-Sieger Carlos Moya und den French-Open-Finalisten Alberto Berasategui. Erst Felix Mantilla stoppte den Siegeszug von Haas, der fortan allen deutschen Tennisfans ein Begriff war.
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2012 unternahm Haas einen neuen Anlauf, in der Hamburger Heimat zu triumphieren. Seit 2006 hatte der nicht mehr in der Hansestadt aufgeschlagen, seinen Lebensmittelpunkt hatte die Familie Haas längst nach München und in die USA verlegt. „Für mich ist Hamburg die schönste Stadt in Deutschland und eine der schönsten Städte weltweit“, adelte der damals 34-Jährige seine alte Heimat. Und doch wurde es wieder nichts mit dem Turniersieg: Der Argentinier Juan Moncao besiegte den Deutschen im Endspiel und so wartet der Rothenbaum immer noch auf den ersten deutschen Turniersieger seit Michael Stich 1993.
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Es ist der traurige Höhepunkt der Rothenbaum-Geschichte. Für viele ist es der Tiefpunkt in der Geschichte des Profi-Tennis: Das Messerattentat auf die US-Amerikanerin Monica Seles 1993. „Ich bin niedergestochen worden auf dem Tennisplatz vor Zehntausend Leuten. Es ist nicht möglich distanziert darüber zu sprechen. Es veränderte meine Karriere unwiderruflich und beschädigte meine Seele. Ein Sekundenbruchteil machte aus mir einen anderen Menschen“, schrieb Seles in ihrer Biografie „Getting a Grip“. Der Attentäter, ein geistig verwirrter Steffi-Graf-Fan, kam mit zwei Jahren auf Bewährung davon, obwohl er Seles mit einem 22-Zentimeter langen Küchenmesser nieder stach. Für Seles unverständlich, die danach nie wieder in Deutschland spielen wollte und bis heute nie wieder in der Bundesrepublik war: „Was für eine Botschaft sendet das in die Welt? Er kehrt zurück in sein Leben, aber ich kann es nicht, weil ich mich immer noch von dem Attentat erhole, das mich hätte umbringen können. Ich kann nicht verstehen, warum dieser Mensch nicht für seine Tat büßen musste“, schreibt sie dazu in ihrer Biografie.
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Gestatten, Roberto Carretero. Der Spanier gewann 1996 das Turnier am Rothenbaum. Wenn Sie sich jetzt fragen, warum Sie den Spanier trotz eines großen Tennisfachwissens nicht kennen, machen Sie sich bitte nichts draus. Nie wieder gewann Carretero ein ATP-Turnier. Der heute 43-Jährige gilt als Prototyp der Eintagsfliege im Tennis. Ein sogenanntes One-Hit-Wonder. Und dennoch gehört sein Endspielerfolg gegen Alex Corretja in diese Liste, zumal Carretero damit der einzige Qualifikant in der ATP-Geschichte war, der ein Masters-Turnier gewinnen konnte.
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Heute schaut er sich die Szenen nicht mehr so gerne an – sie seien ihm ein wenig peinlich, gab Michael Stich bei seinem endgültigen Abschied als Turnierdirektor zu Protokoll. Die Rede ist von der Siegerehrung 1993. Stich, bis heute der letzte deutsche Einzelsieger am Hamburger Rothenbaum, gab eine bewegende Rede auf dem Centre Court, wo er unter anderem seiner damaligen Verlobten Jessica Stockmann unter Tränen seine Liebe gestand. „Mein Sieg am Rothenbaum ist für mich der emotionalste Moment meiner Karriere gewesen, noch emotionaler als der Wimbledonsieg. Als Kind hatte ich mir so sehr gewünscht, hier eines Tages zu gewinnen. Als es dann geschafft war, kamen die Emotionen hoch“, will er die Tränen allerdings nicht seiner Liebeserklärung sondern dem Triumph auf der Hamburger Asche geschuldet wissen.
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Entertainer, Fan-Liebling, Tennis-Genie: Yannick Noah gehörte zu den ganz Großen auf dem Tennis-Zirkus und stellte das auch bei seiner letzten Profi-Vorstellung auf dem Rothenbaum unter Beweis. 6:4, 1:6, 6:3 gewann er im Endspiel 1991 gegen Magnus Larsson – dabei stand aber weniger der Sport im Fokus. Der Oldie Noah und der damalige Neuling Larsson boten ein Match, das alles hatte, was man von heutigen Show-Matches erwartet. Nur phasenweise spielten sie professionell Tennis, den Zuschauern aber war das egal. Sie waren bestens unterhalten und Noah durfte in seinem letzten Profi-Jahr auch noch auf dem Rothenbaum triumphieren.
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Im Jahr 2007 kam Rafael Nadal mit einer unglaublichen Siegesserie von 77 Siegen auf Sand in Folge in Hamburg an. Bis zum Endspiel kamen noch vier weitere hinzu, und so war es dem Maestro Roger Federer vorbehalten, die Siegesserie des Spaniers zu beenden. 2:6, 6:2, 6:0 hieß es am Ende für den Schweizer, der damit seinen vierten Hamburg-Titel gewinnen konnte.
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Roger Federer kann es nicht fassen. Dominierte er den Spanier im Vorjahr noch, musste er 2008 – beim letzten Masters-Finale am Rothenbaum – Nadal wieder den Vortritt lassen.
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Der Sandplatzliebhaber Nadal ist damit passenderweise der letzte Tennisprofi, der sich in Hamburg 1000 Punkte für die Weltrangliste sichern konnte. Seither gibt es nur noch die Hälfte in der Hansestadt zu ergattern. „Es war eine tolle und ganz besondere Woche für mich, ich hatte viele schwere Spiele, so auch heute. Dieses Turnier hat es verdient, dass es den Masters-Status behält“, sagte Nadal nach dem 7:5, 6:7, 6:3-Sieg über Federer. Die wohl meinenden Worte des Spaniers halfen nichts, der Mastersstatus ist dahin, und Nadal schlug seit 2008 nicht mehr am Hamburger Rothenbaum auf.
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Dafür ist Alexander Zverev in diesem Jahr wieder in seiner Heimatstart am Start. Bei jenem Turnier, wo er sich 2014 als 16-Jähriger mit einer Wildcard bis ins Halbfinale spielte. David Ferrer machte dann in der Vorschlussrunde kurzen Prozess mit dem Fan-Liebling: 6:0, 6:1 hieß es am Ende der Lehrstunde. Und dennoch wussten Tennisfans seit jenem Rothenbaum-Turnier: Der Alexander Zverev, das wird mal ein richtig Guter....
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Erst vergangene Woche ereilte die Tennis-Welt die traurige Nachricht vom Tode Peter McNamaras. An Krebs war der einstige Liebling der Tennistour und Wimbledonsieger mit 64 Jahren gestorben – bis heute halten der Australier und Jose Higueras aus Spanien den Rekord für das längste jemals gespielte Finale am Rothenbaum. Nach 5 Stunden und 13 Minuten verwandelte Higueras seinen zweiten Matchball und siegte mit 6:4, 7:6, 6:7, 3:6, 7:6 gegen den australischen Publikums-Liebling.