Jahresrückblick Für diese Politiker war 2019 Schluss
Rücktritte, Tränen und Parteien, die sich auflösen: Diese Menschen haben 2019 entscheidende Einschnitte in ihrer politischen Karriere erlebt – oder sie komplett beendet.
15 Bilder
Foto AFP
1 / 15
Andrea Nahles steigt Anfang Juni in Berlin ins Auto, nachdem sie sich von Journalisten verabschiedet hat. Sie war die erste Frau an der Spitze der SPD. Unsere Bilderstrecke zeigt Politiker, deren Karriere im Jahr 2019 endete.
Foto dpa
2 / 15
Nahles wurde im April 2018 zur SPD-Vorsitzenden gewählt. Doch die Europawahl verlief für die SPD desaströs. Der Druck auf Nahles wurde zu stark, Anfang Juni war trat sie vom Partei- und Fraktionsvorsitz zurück. Zum 1. November gab sie auch ihr Bundestagsmandat ab - nach 21 Jahren. Nahles war Juso-Chefin, SPD-Generalsekretärin, Arbeitsministerin, Partei- und Fraktionschefin. Der Rückzug aus der Politik ist komplett, sie mischt sich nicht mehr in Debatten ein. „Damit ist die Geschichte ,Andrea Nahles als öffentliche Person’ beendet“, sagt sie Mitte Oktober in einem letzten Interview für ein Anzeigenblatt ihrer Heimatregion.
Foto dpa
3 / 15
Auch er führte die SPD – von 2009 bis 2017: Sigmar Gabriel. Gabriel hatte in den vergangenen Jahren mehrere Ministerämter inne, zuletzt war er bis 2018 Außenminister. Zum 1. November 2019 legte Gabriel sein Bundestagsmandat nieder. Wie das ARD-Magazin „Kontraste“ im Oktober 2018 berichtete, hatte Gabriel zuvor schon bei vielen namentliche Abstimmungen im Bundestag gefehlt. In einem Brief vor der Niederlegung seines Mandats schrieb er: Zwei Lehraufträge an den Universitäten Bonn und Harvard, die Arbeit als Redner und das Ehrenamt als Vorsitzender der Atlantik-Brücke beschäftigten und beanspruchten ihn zunehmend. „Beides - das Abgeordnetenmandat und diese neuen Aufgaben - parallel wahrzunehmen, halte ich nicht für vertretbar.“
Foto dpa
4 / 15
Kurz nach seinem Rückzug aus dem Bundestag hatte der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel schon einen neuen Job. Er werde künftig die Eurasia Group beraten, teilte das Unternehmen Mitte November mit. Die Eurasia Group hat sich auf Politikberatung spezialisiert. „Ich habe im Laufe der Jahre viel von Sigmar gelernt. Das Wissen und die Perspektive, die er mitbringt, werden für die Kunden der Eurasia Group unerlässlich sein“, erklärte Eurasia-Chef Ian Bremmer laut einer Mitteilung.
Foto AFP
5 / 15
„We are all sitting in one boat“ – hierzulande ist der ehemalige Ministerpräsident Günther Oettinger nicht zuletzt für sein Denglisch bekannt. Auf diesem Bild von November 2019 ist Oettinger mit seiner Frau und seinem Sohn bei der Bambi-Verleihung in Baden-Baden zu sehen. Von 2005 bis 2010 war Oettinger Ministerpräsident in Baden-Württemberg. Dann wechselte er in die EU-Kommission. Dort war der Jurist nacheinander für drei Bereiche zuständig: erst Energie, dann Digitalwirtschaft, zuletzt Haushalt und Personal. Seine Amtszeit endete Anfang Dezember 2019 mit dem Amtsantritt der neuen EU-Kommission unter Ursula von der Leyen, der Oettinger nicht mehr angehört.
Foto dpa
6 / 15
Im Juli wurde bekannt, dass Oettinger künftig mit seiner neu gegründeten Firma „Oettinger Consulting“ als Wirtschafts- und Politikberater arbeiten möchte.
Foto AFP
7 / 15
Als sie im Mai ihren Rücktritt verkündete, kamen ihr die Tränen: Theresa May. Mays großer Lebenstraum war es von klein auf, Premierministerin zu werden. Das war der Pfarrerstochter aus der Provinz nicht in die Wiege gelegt. Ehrgeizig, aber nie charismatisch, arbeitete sich die Politikerin Stück für Stück hoch. Im Juli 2016 hatte sie nach dem knappen Brexit-Votum der Briten ihr Ziel erreicht: Sie beerbte den zurückgetretenen David Cameron. Beim Brexit-Referendum am 23. Juni 2016 hatte sie sich für den Verbleib in der EU ausgesprochen, aber so zaghaft, dass es kaum jemand merkte. Das machte sie zur idealen Kompromisskandidatin. May schlug von Anfang an einen harten Brexit-Kurs ein. „Brexit bedeutet Brexit“ wurde zu ihrem Mantra.
Foto AP
8 / 15
Doch am Brexit scheiterte May schließlich. Sie konnte im britischen Unterhaus bei mehreren Abstimmungen keine Mehrheit hinter dem Brexit-Vertrag vereinen, den sie ausgehandelt hatte. Anfang Juni schließlich trat May zurück. Im November wurde bekannt, dass sie künftig als Rednerin arbeiten wird.
Foto dpa
9 / 15
In der Anfangszeit der AfD war ihr Gesicht eng mit der Partei verbunden: Beim Gründungsparteitag der AfD wurde Frauke Petry 2013 mit Bernd Lucke und Konrad Adam zum Bundesvorstand der Partei gewählt. Zwei Jahre später trat Bernd Lucke aus. Zunächst gestaltete Petry den zunehmend rechten Kurs der Partei mit, trat 2017 nach der Bundestagswahl dann aber selbst aus. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2016.
Foto dpa
10 / 15
Petry gründete eine eigene Partei – „Die blaue Partei“. Bei den Landtagswahlen 2019 in Sachsen und Thüringen erlitt die Partei eine Schlappe. In beiden Bundesländern erhielt sie weniger als ein Prozent der Zweitstimmen. Im November erklärte Petry, die Partei bis Jahresende auflösen zu wollen. Ihr Bundestagsmandat will Petry allerdings laut „Bild“-Zeitung bis 2021 behalten.
Foto dpa
11 / 15
Er galt als Urgestein des Europaparlaments: Elmar Brok. Fast vier Jahrzehnte lang war Brok EU-Abgeordneter. Im Sommer schied der Politiker aus Nordrhein-Westfalen als Dienstältester des Parlaments aus. Zuletzt beschäftigte er sich als „Brexit-Sherpa“ der Europäischen Volkspartei mit dem EU-Austritt Großbritanniens und war Mitglied der Brexit-Steuerungsgruppe des Europaparlaments. Mehr als zehn Jahre leitete er den Auswärtigen Ausschuss des Parlaments.
Foto dpa
12 / 15
Thorsten Schäfer-Gümbel saß viele Jahre lang für die SPD im hessischen Landtag und war dort SPD-Fraktionsvorsitzender. Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles als Vorsitzende der Bundespartei führte Schäfer-Gümbel gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern, die Partei kommissarisch – bis Ende September.
Foto dpa
13 / 15
Am 1. Oktober trat Schäfer-Gümbel seinen neuen Posten als Arbeitsdirektor bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit an. Was er aus seiner Zeit in der Politik nicht vermissen werde, sagte er im September der Hessenschau: „Belegte Brötchen kann ich nicht mehr sehen. Die stehen mir Oberkante Unterlippe.“
Foto EP/Genevieve Engel
14 / 15
Die Heidenheimer CDU-Politikerin Ingeborg Gräßle war acht Jahre lang Landtagsabgeordnete, danach saß sie 15 Jahre lang im Europaparlament. Bei der Europawahl im Mai stand sie auf Listenplatz fünf der CDU in Baden-Württemberg – wegen des schlechten Abschneidens der Partei reichte es jedoch nicht für einen Wiedereinzug ins Parlament.
Foto EPA/Jacek Turczy
15 / 15
Nach der Wahl kritisierte Gräßle den Umgang der CDU in Baden-Württemberg mit ihren weiblichen Mitgliedern. „Wir haben in Baden-Württemberg eine reine Männerliste. Das ist ein singulärer Status in der ganzen Republik. Meine Kollegen aus Nordeuropa aber auch aus anderen Bundesländern konnten das gar nicht glauben, dass die erste Frau bei uns in Baden-Württemberg auf Platz fünf kommt“, sagte Gräßle nach der Europawahl in einem Interview mit unserer Zeitung.