Kommentator bei der WM 2022 Béla Réthy hört auf – drei Jahrzehnte am Mikrofon im Rückblick
Nach jeweils sieben Welt- und Europameisterschaften ist Schluss: Das WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko wird Béla Réthys letztes Spiel als Kommentator sein. Wir blicken auf seine bewegte Karriere zurück.
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28 Jahre kommentierte Béla Réthy Fußballspiele für das ZDF, jetzt geht er in den Ruhestand.
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Béla-Andreas Réthy ist einer der bekanntesten deutschen Sportkommentatoren. Nach über 380 Live-Übertragungen wird der 65-Jährige am Mittwoch in Katar beim WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko das letzte Mal am Mikrofon zu hören sein.
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Dann nämlich geht der gebürtige Wiener mit ungarischen Eltern – der am Tag des Halbfinales seinen 66. Geburtstag feiert – in den Ruhestand. Der Sportjournalist kommentierte mehr als 30 Jahre Fußballspiele im Fernsehen, überwiegend für das ZDF.
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Die erste Live-Reportage von Réthy war ein Länderspiel zwischen der deutschen und irischen U16 im Jahr 1991.
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Allerdings fiel sein Name bereits 1986 beim WM-Finale zwischen Argentinien und Deutschland (3:2). Da arbeitete Réthy als Redakteur für den Kommentatoren Rolf Kramer, der während der TV-Übertragung sagte: „73. Minute, sagt mir Béla Réthy an.“
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Der 65-Jährige – der neben Deutsch auch Ungarisch, Portugiesisch, Englisch, Französisch und Spanisch spricht – kommentierte dann von 1996 bis 2018 alle Endspiele der Welt- und Europameisterschaften, die das ZDF übertrug.
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Außerdem war er zwischen 2012 und 2018 bei Spielen der UEFA Champions League im ZDF im Wechsel mit Oliver Schmidt zu hören. Auch kommentierte Réthy jährlich das Finale des Wettbewerbs.
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Sein erstes großes Spiel als Kommentator war das EM-Finale 1996 zwischen Deutschland und Tschechien, in dem Oliver Bierhoff (rechts) das erste Golden Goal der Geschichte schoss.
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Die DFB-Auswahl gewann mit 2:1 in der Verlängerung und wurde im Londoner Wembley Stadion Europameister. Wegen technischer Probleme musste Réthy seine Notizen zum Spiel damals von einem Pizzakarton ablesen, den er vorher gekauft hatte.
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Nächster Höhepunkt seiner Karriere: Das WM-Finale 2002 zwischen Deutschland und Brasilien (0:2). Damals patze Torwart-Titan Oliver Kahn in der 67. Minute, als er einen Schuss von Brasiliens Rivaldo nur abklatschen lies und Ronaldo (Foto) nur noch einschieben musste.
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Réthy sagte damals: „Ein Ball, den man normalerweise halten müsste. Man muss es leider sagen: Torwartfehler! Aber ohne ihn wäre diese deutsche Mannschaft in kein Finale gekommen.“ Weltstar Ronaldo traf dann noch ein weiteres Mal – und das DFB-Team wurde bei der WM in Japan und Südkorea nur Zweiter.
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Das nächste große Turnier für Réthy war dann die EM 2004, als Griechenland mit dem deutschen Trainer Otto Rehagel überraschend den Titel holte. Der Außenseiter schlug im Finale von Lissabon Portugal mit 1:0 und krönte sich das erste Mal zum Europameister.
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Am Finaltag traf Réthy den Coach in einem Teehaus. Der Kommentator erzählte später, dass Rehagel (Mitte) ihm dort die griechische Final-Aufstellung aufmalte, er selbst dann zu diesem sagte, dass da acht Abwehrspieler in der Startelf seien. Rehagel soll darauf gesagt haben: „Modern ist, wenn man gewinnt.“
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Kurios wurde es für Kommentator Réthy 2008 beim EM-Halbfinale zwischen Deutschland und der Türkei (3:2). Denn damals fiel im ZDF wegen eines Unwetters mehrere Minuten das Bild aus. Réthy kommentierte also zuerst wie ein Radioreporter, ehe der Sender auf die Bilder des Schweizer Fernsehens schaltete.
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Problem: Réthy musste die Zuschauer per Telefonleitung über das Spielgeschehen auf dem Laufenden halten, das führte zu einem Zeitversatz zwischen Bild und Ton. Das zweite deutsche Tor zum 2:1 von Miroslav Klose etwa feierte Réthy schon, als die Fernsehzuschauer den Ball noch gar nicht im Tor sahen.
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Sicherlich bei vielen Deutschen im Kopf präsent ist auch der legendäre 7:1-Sieg der DFB-Elf gegen Brasilien im WM-Halbfinale 2014. Réthy, der selbst einige Jahre in Brasilien gelebt hatte, kommentierte im Sensationsspiel zum Beispiel:
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„Khedira, Özil, wieder Khediraaa, Wahnsinn, Waaahnsinn, was geht denn hier ab?! 5:0! Deutschland – Brasilien, 5:0. Es ist wahr, Sie träumen nicht, es ist der 8. Juli 2014!“
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Auch bei der WM 2018 in Russland war Réthy wieder für das ZDF am Mikrofon – und kommentierte, wie die deutsche Nationalmannschaft das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea mit 0:2 verlor. Damit schied das Team des damaligen Bundestrainers Jogi Löw in der Vorrunde aus.
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Im Finale war der deutsche Kommentator auch wieder im Einsatz. Frankreich gewann das Spiel gegen Kroatien mit 4:2 und krönte sich zum Weltmeister. Übrigens: Das gleiche Duell könnte auch beim diesjährigen Turnier in Katar geben – sollte Kroatien das Halbfinale gegen Argentinien und Frankreich das gegen Marokko gewinnen.
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Auch bei einem Moment, der die ganze Welt in Atem hielt, war Réthy am Mikrofon. Er schwieg minutenlang, als beim Vorrundenspiel der EM 2021 zwischen Dänemark und Finnland Dänemarks Christian Eriksen einen Herzstillstand erlitt.
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Réthy sagte später, das sei für ihn emotional die härteste Übertragung gewesen. Und weiter: „Auf solche Situationen kann man sich nicht vorbereiten.“ Dänemarks Kicker hat sich inzwischen zum Glück von seinem Zusammenbruch erholt. Er spielt jetzt mit einem Defibrillator.
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Natürlich ist Réthy auch bei der diesjährigen WM in Katar für das ZDF am Mikrofon und kommentierte bereits einige Partien – wie etwa das Gruppenspiel zwischen Brasilien und Serbien (2:0), in dem Brasiliens Stürmer Richarlison (Foto) das bislang wohl schönste Tor des Turniers schoss.
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Auch das WM-Aus für Portugal und Superstar Cristiano Ronaldo im Viertelfinale gegen Marokko (1:0) kommentierte Réthy. Er sagte etwa: „Wir haben Tränen in Ronaldos Augen gesehen. So ein Ende hat man ihm nicht gegönnt: Schluss bei Manchester United, Ersatzspieler in der Nationalmannschaft, in seinem Portugal. Ein trauriges Ende eines großen Champions.“
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Letzteren Satz könnte man – wenn man das „traurig“ weglässt – vermutlich auch über Réthy sagen. Denn für ihn ist nach dem WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko Schluss vor dem ZDF-Mikrofon. Die Reporter-Legende kommentierte dann insgesamt je sieben Welt- und Europameisterschaften.