Kunstmuseum Stuttgart im Nationalsozialismus Auch die Kunstprofessoren sind in der Partei
Das Kunstmuseum Stuttgart hat seine Vergangenheit aufgearbeitet. Die Nationalsozialisten wollten Stuttgart zur Kunststadt machen und kauften in großem Stil Werke an für ein Museum „schwäbischer“ Kunst.
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Fritz Ketz, von dem das „BDM-Mädel“ (1940) stammt, hatte Ärger mit den Nazis.
Foto Kunstmuseum Stuttgart/Frank Kleinbach
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Fahnenschwingend Man weiß wenig von Hektor Kirsch. Sein Holzschnitt „Der Revolutionär“ (1933–45) mit einem fahnenschwingenden Nazi ist nun im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen. Am Mittwoch, 18. März 2020, wird das Blatt Thema sein bei der Reihe „Malzeit“ von 12.30 bis 13 Uhr im Kunstmuseum.
Foto Nachlass Fritz Lang
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Tiermaler Sein Interesse für den fernen Osten ist nicht zu übersehen: Der Stuttgarter Maler und Holzschneider Fritz Lang (1877 bis 1961) war weit gereist und hat die Eindrücke in seiner Kunst verarbeitet. Nach einer Ausbildung zum Dekorationsmaler besuchte Fritz Lang die Kunstakademien in Stuttgart und Karlsruhe. Schon bald interessieren sich Sammler für ihn, auch das British Museum London, das Victoria and Albert Museum Kensington und die Albertina Wien kaufen Werke von ihm an. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil seines Ateliers und einige seiner Werke zerstört. Sein Lieblingsmotiv waren Tiere – wie auch auf dem Ölbild „„Hirsch, frontal vor Wasser mit Mondspiegelung“ von 1932.
Foto Kunstmuseum Stuttgart/Frank Kleinbach
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Prägend für Stuttgart Bernhard Pankok, 1872 geboren, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei. 1902 zog er nach Stuttgart, wo er eine prägende Figur im Kunstbetrieb wurde. Er engagierte sich für den Neubau der Kunstgewerbeschule, deren Rektor er ab 1913 war. Er widerstand dem Druck und trat nicht in die NSDAP ein. Pankok begann seine künstlerische Laufbahn mit der Malerei – das Kunstmuseum Stuttgart zeigt sein Gemälde „Grete Marx“ (1915). Begeistert von der englischen Arts and Crafts–Bewegung wuchs sein Interesse am Kunsthandwerk und entwarf er auch Möbel.
Foto Kunstmuseum Stuttgart/Frank Kleinbach
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Monumentale Werke Arnold Waldschmidt (1873 – 1958) studierte zunächst an der Kunstakademie Berlin und später an der Karlsruher Kunstakademie. 1941 stellt er sein monumentales „Soldatenrelief“ für das Reichsluftfahrtministerium fertig. 1945 war er Kommandant eines Außenlagers des KZ Ravensbrück in Sassnitz. Nach Kriegsende wurde Waldschmidt auf der Flucht in die Sowjetunion verschleppt und zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt wurde. Er wurde später begnadigt und lebte in Stuttgart und fertigte noch mehrere Monumentalwerke. Der „Stier“ in der Ausstellung des Kunstmuseums entstand um 1933/34.
Foto Kunstmuseum Stuttgart/Frank Kleinbach
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Ermordet Käthe Loewenthal (1878 bis 1942) stammte aus einer jüdischen Familie, ließ sich aber taufen. Ab 1910 studierte sie an der Königlich Württembergischen Kunstschule in Stuttgart in der „Damenmalklasse“, die Adolf Hölzel leitete. Sie malte Porträts und Landschaftsbilder vom Schwarzwald, der Schwäbischen Alb und dem Neckartal. Das stark abstrahierte „Spargelstilleben“ entstand 1941, dem Jahr, in dem ihre Wohnung in Stuttgart gekündigt wurde und sie in eine sogenannte Judenwohnung umziehen musste. 1942 wurde Käthe Loewenthal deportiert und im Durchgangslager Izbica ermordet.
Foto Kunstmuseum Stuttgart/Frank Kleinbach
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Angekauft Margarete Depner (1885-1972) war in ihrer Heimatstadt Kronstadt sozial engagiert, sammelte Kunst – und war selbst künstlerisch tätig. Im nationalsozialistischen Deutschland stellte sie mehrfach bei den Ausstellungen „Deutscher Künstler aus Rumänien“ aus. Bei einer der Wanderausstellungen kaufte die Stadt Stuttgart eine Marmorplastik von Margarete Depner an. „Die Sinkende“ ist 1933 entstanden.
Foto Nachlass Gref, Frank Kleinbach
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Landschaften Franz Heinrich Gref (1872 bis 1957) hat einige Spuren im Raum Stuttgart hinterlassen. Nach dem Kunststudium in Karlsruhe und Stuttgart schuf er Wandbilder für Kirchen in Neuneck und Winnenden und 1915 für die Außenfassade der Stuttgarter Markthalle, die bis heute existieren. Später malte er vor allem Landschaften – wie „Erinnerungen im Herbst“ (1941). 2007 fand in Weilimdorf, wo er 1957 starb, eine Ausstellung mit seinen Werken statt.
Foto Kunstmuseum Stuttgart/Frank Kleinbach
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Kritiker Fritz Ketz trat mit 17 Jahren in die Reichswehr ein und wurde Militärzeichner. 1929 wurde er in Ludwigsburg stationiert und studierte ab 1932 an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Anders, als das Bild „BDM-Mädel“ von 1940 vermuten lässt, geriet Ketz in Widerspruch zum Nationalsozialismus. 1944 zeigten ihn Künstlerkollegen bei der Gestapo wegen kritischer Arbeiten und Äußerungen an. Nachdem Krieg lebte er in Pfullingen.
Foto Kunstmuseum Stuttgart/Frank Kleinbach
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Malverbot Obwohl er bereits als Lehrer tätig war, studierte Theodor Werner (1886-1969) nebenher an der Stuttgarter Akademie. Er war von Paul Cézanne beeinflusst, aber auch vom kritischen Realismus, was sein Bild „Schwäbisches Dorf“ (1927) ahnen lässt. Nachdem das nationalsozialistische Regime ein Mal- und Ausstellungsverbot über ihn verhängte, galten seine Werke fortan als Entartete Kunst. Im Zweiten Weltkrieg wurde er von der Wehrmacht als technischer Zeichner dienstverpflichtet. 1955 und 1959 war er auf der documenta in Kassel vertreten.