Lesetipps Unsere Lieblingsbücher des Monats
Aus den Bücherstapeln, die der Juli aufgetürmt hat, haben wir fünf der schönsten Exemplare ausgewählt.
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Wenn Sie ein gemütliches Plätzchen gefunden haben, finden Sie in unserer Bildergalerie den geeigneten Lesestoff.
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Quentin Tarantino: Es war einmal in Hollywood. Roman. Aus dem Englischen von Stephan Kleiner und Thomas Melle. Kiepenheuer & Witsch, 416 Seiten, 25 Euro. Tarantinos vor zwei Jahren erschienener Film „Once upon a Time in Hollywood“, auf dem sein Romandebüt basiert, ist die Liebeserklärung an eine Gegenwelt, die sich vor dem Hintergrund der gegenwärtigen pandemischen Kinodämmerung noch viel sentimentaler und märchenhafter ausnimmt. Auf den ersten Blick erscheint, was er nun als Autor vorlegt, wie eine wilde Mischung aus Drehbuch, Bonusmaterial, Anekdotensammlung, einigermaßen zusammengehalten von einem Erzähler, der sich mit Kommentaren, Regieanweisungen nicht zurückhält und überhaupt viele problematische Gemeinsamkeiten mit seinen Figuren zu teilen scheint. Das Verrückte ist nur, dass ausgerechnet dieser entfesselte enzyklopädische Furor aus B-Pictures, Fernsehschund und Retroplunder eines der ursprünglichsten Anliegen der Gattung Roman weiterführt: das Schleifen der Grenzen zwischen Kunst und Wirklichkeit, die Romantisierung der Welt.
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Lena Gorelik: Wer wir sind. Roman. Rowohlt Berlin. 320 Seiten, 22 Euro. Im Mai 1992 steigt die Familie Gorelik in den Nachtzug von Petersburg nach Deutschland, um dem in der auseinanderbrechenden Sowjetunion gärenden Antisemitismus zu entkommen. Der Vater schreibt Bewerbung um Bewerbung, ohne jemals zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, die Mutter, zuvor Ingenieurin in leitender Funktion, verdingt sich als „Perle“ in einem schwäbischen Haushalt, die Oma vermisst die Gräber ihrer Angehörigen - und die elfjährige Lena saugt die neue Sprache mit den Ohren auf, bis ihr auffällt, dass die Nachrichtensprecher im Fernsehen so ein seltsames Deutsch sprechen, weil es anders klingt als das Schwäbisch ihrer Umgebung. Die deutschsprachige Literatur erfährt zurzeit ihre stärksten Impulse von Autorinnen und Autoren, die Dinge erlebt haben wie die, von denen Lena Gorelik in ihrem neuen Roman „Wer wir sind“ so berührend erzählt.
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Thomas Böhm (Hrsg.): Da war ich noch nie. Die Wunderkammer des Reisens in Deutschland. Verlag Das kulturelle Gedächtnis. 320 Seiten, 28 Euro. Grob gesagt gibt es mit Blick auf den Urlaub ja zwei Arten von Büchern. Die einen nutzt man, um eine Reise vorzubereiten, die anderen, um sich die Zeit zu vertreiben. Hier aber kreuzen sich die Wege auf wunderbare Weise. Der Band „Da war ich eigentlich noch nie“ ist nicht nur prall gefüllt mit lohnenden Zielen im Ablauf der Jahreszeiten, sondern führt zugleich an die markantesten und überraschendsten Punkte in der Geschichte des Reisens selbst. Kurzweiliger lässt sich Kulturgeschichte nicht erlebbar machen. Auf reizvollen Schleichwegen führt Thomas Böhm von der Vergangenheit in die Gegenwart, von der Theorie des Unterwegssein in dessen lustvolle Praxis.
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Frédéric Beigbeder: Der Mann, der vor Lachen weinte. Roman. Piper Verlag. 320 Seiten, 22 Euro. Der Held von Frédéric Beigbeders erstem Roman „39,90“, der Werbetexter Octave Parango, der die Branche, der er selbst angehörte, der Verachtung preisgegeben hatte, ist ziemlich ramponiert im fortgeschrittenen Alter angekommen. Mittlerweile arbeitet er als Kolumnist einer aufgekratzten Radiosendung, was noch schwerer zu ertragen ist, als sein früherer Job. Drogen und Sex sind nach wie vor sein Stimulus. Aber die Zeiten haben sich geändert. Zwischen Selbstmitleid und Selbstdemontage schnupft er sich durch die Lebenslügen einer Gesellschaft, die niemand so vollkommen verkörpert wie er selbst. Den eigenen Zynismus kritisch zu geißeln, nur um ihm umso ungestörter zu frönen, mag eine Masche sein. Hier aber lässt man sich gerne verstricken.
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Lukas Rietzschel: Raumfahrer. Roman. DTV. 288 Seiten, 22 Euro. Die Menschen in diesem Roman haben zwischen Ost und West, Oben und Unten, DDR und Bundesrepublik den Boden unter den Füßen verloren. Nun schweben sie auf verschiedenen Umlaufbahnen im Ungewissen: Einer avanciert im Westen zum berühmten Künstler, sein Bruder wird Fahrlehrer und fährt sein Leben an die Wand; dieser fing einmal große Fische, jene säuft sich zu Tode. Und ein junger Mann muss herausfinden, wie das alles zusammenhängt, um zu wissen, wer er ist. Der junge Autor Lukas Rietzschel setzt die Schwerkraft aus und liefert Aufnahmen der ostdeutschen Gesellschaft, wie man sie so noch nicht gesehen hat.