Ludwigsburg Helfer durchforstet Aktenberge
Wolfgang Schönfeld hat für die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel jahrelang Dokumente über die Verfolgung von Juden in der Stadt im Stadtarchiv gesammelt. Es war das bisher größte Freiwilligenprojekt dieser Art im Land.
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Ludwig Stern (rechts). Er gründete mit seinem Bruder das Kaufhaus Stern in der Körnerstraße und war ein angesehener Geschäftsmann. Doch 1938 wurde sein Warenhaus „arisiert“. In der Reichspogromnacht wurde er wie Walter Pintus nach Dachau verschleppt, überlebte aber und wurde nach einigen Monaten freigelassen. Er floh zunächst mit seiner Frau Mathilde in die Schweiz, später über Frankreich, Marokko und Kuba in die USA. Die Söhne Lothar und Walter schafften es ebenfalls dorthin. Ihre Kinder leben bis heute dort.
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Ida Hirschfeld. Die 1893 geborenen Modistin wohnte in der Asperger Straße 39 und war nicht verheiratet. Sie starb am 4. Juli 1941. Im Sterberegister der Stadt ist als Todesursache eine Vergiftung mit Tabletten angegeben, offenbar flüchtete sie vor den Nazis in den Freitod. Ihre Eltern und drei Geschwister starben vor der Machtübernahme. Ein Neffe emigrierte nach London. Eine Nichte wurde in Ausschwitz ermordet, eine weitere in Riga.
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Walter Pintus. Der 1880 geborene Arzt war hoch angesehen. Er hatte im Ersten Weltkrieg gekämpft und galt als guter Arzt und hilfsbereiter Mensch. Begegnete er etwa im Winter auf Hausbesuchen kleinen Mädchen mit leichten Kleidern, bedauerte er die „Mädle mit eure Schwendsucht-Hemedle“. 1938 wurde er aus dem Ärzteregister gestrichen und seine Approbation gelöscht. In der Reichspogromnacht wurde er mit anderen Juden eingekerkert und nach Dachau verschleppt. Er starb unterwegs. Seine Frau Helene floh 1941 über Spanien und Kuba in die USA. Von dort zog sie 1946 zu ihrer nach Argentinien emigrierten Tochter.