Mercedes-Cup in Stuttgart So steht es um die deutschen Tennisturniere
Vier Mal macht die Profitour der Männer Halt in Deutschland. Wir haben uns die Probleme und Chancen der vier großen deutschen Tennisturniere angesehen.
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Der Centre-Court auf dem Stuttgarter Weissenhof war nur selten richtig gut gefüllt.
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Hamburg Open: Das Traditionsturnier auf dem Hamburger Rothenbaum ist aus der deutschen Tennishistorie so wenig wegzudenken wie Steffi Graf oder Boris Becker. Ob epochale Sandplatzschlachten oder das Seles-Attentat – jeder Tennisfan hat seine eigene Erinnerung an das Turnier. Lange gehörte das Rothenbaum-Turnier zur Masters-Serie, der höchsten Turnierkategorie nach den vier Grand Slams. Seit der Herabstufung auf ein Turnier der 500er- Kategorie im Jahr 2008 haben die Veranstalter mit Schwierigkeiten zu kämpfen – zwischenzeitlich stand sogar ein Verkauf der Turnierrechte ins Ausland im Raum. Erst das Einschreiten des Deutschen Tennis-Bunds (DTB) verhinderte ein Aus des Traditionsturniers. Auf Sand Ende Juli inmitten der Hartplatzsaison in den USA ausgetragen, hat das Heimturnier des DTB keine Chance, die Großen der Branche in die Hansestadt zu bekommen. Eine Umstellung auf Hartplatz scheiterte nicht zuletzt am Widerstand beim Club an der Alster, auf dessen Anlage das Turnier ausgespielt wird. Die Zukunft der Hamburg Open hängt trotz neuem Veranstalter laut Brancheninsidern am seidenen Faden.
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Halle/Westfalen: Seit 1993 gibt es das Rasenturnier im westfälischen Halle. Lange waren die unmittelbar an den Mercedes-Cup folgenden Gerry Weber Open eine Erfolgsgeschichte: Roger Federer bestreitet hier traditionell den Großteil seiner Wimbledon-Vorbereitung, das überdachte Gerry-Weber-Stadion macht das Turnier unabhängig vom Wetter, und die finanziellen Mittel des Turnierdirektors Ralf Weber schienen dank der Unternehmensgruppe von Vater Gerhard Weber unerschöpflich. Nachdem aber die Modekette vergangenen Sommer in finanzielle Schieflage geriet (im Januar 2019 wurde ein Insolvenzantrag gestellt), dauerte es fast zehn Monate, ehe sich in dem Gesundheitsdienstleister Noventi ein neuer Titelsponsor gefunden hatte. Der erst vergangene Woche zustande gekommene Kontrakt gilt zunächst für drei Jahre. Weber spricht auf der einen Seite von „Aufbruchstimmung“ und verweist auf seine guten Kontakte zu Roger Federer, der seine Teilnahme für dieses Jahr zugesagt hatte, als noch gar nicht klar war, wie und ob es mit dem Turnier weitergeht. In der Vermarktung spielt er ausschließlich die Federer-Karte, die Fans danken es ihm. Im vergangenen Jahr kamen 115 000 Zuschauer. Aber wie die ATP auch, scheint man in Halle noch kein Konzept für die Nach-Federer-Ära entdeckt zu haben.
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Die BMW-Open im Münchener MTTC Iphitos haben nicht die Ambitionen von Halle, Stuttgart und Hamburg. Sehen und gesehen werden – familiär, schick und doch bodenständig kommt das Turnier im Münchner Nobelvorort daher, das mit einem Gesamtpreisgeld von unter 600 000 Euro zu den kleinsten Events auf der Profitour gehört. Einige Spieler aber schätzen die Abgeschiedenheit und Ruhe abseits des Centre-Courts, Alexander Zverev nutzt es alljährlich als kleine Wohlfühloase inmitten des Tour-Stresses. Philipp Kohlschreiber spielt Jahr für Jahr sein bestes Tennis in der bayerischen Heimat, wo der 35-Jährige Kultstatus besitzt. Der Termin als Sandplatzturnier Ende April ist fix, BMW auf Jahre als Partner gesichert und das deutsche Aushängeschild Alexander Zverev hat signalisiert, auch in Zukunft in der bayerischen Abgeschiedenheit aufzuschlagen.