Nachhaltige Architektur So funktioniert das Bauen mit gutem Gewissen
Die Bauwirtschaft gilt als Klimasünderbranche. Es geht auch anders. Wie klima- und generationengerecht geplant und gebaut werden kann und wie man alte Bauteile für Neu- und Umbauten findet, sagt die Basler Architektin Kerstin Müller.
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Foto Martin Zeller /Zirkular
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Gebäude erhalten, umbauen, und zwar am besten mit Materialien, die es schon gibt und die bei einem Rückbau möglichst wiederverwendet werden könnte, dies ist der Gedanke zirkulären Bauens, den Kerstin Müller mit ihrem Planungsbüro Zirkular verfolgt. Die Architektin hält am 23. November einen Vortrag in Stuttgart. Hier im Bild das umgenutzte Kultur- & Gewerbegebäude „ELYS“ in Basel.
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Die Architektin Kerstin Müller ist Geschäftsführerin von Zirkular, Fachplanung für Kreislaufwirtschaft und Wiederverwendung im Bauwesen. Sie hat an der Universität in Stuttgart sowie in Lyon Architektur studiert. Sie arbeitete ab 2013 im Baubüro in situ Basel als Architektin und hatte dort mehrere Wiederverwendungsprojekte begleitet. Zuvor sammelte sie internationale Erfahrung in Vancouver, Kanada, und Wien, Österreich. Ab 2019 war sie Mitglied der Geschäftsleitung der Baubüro in situ AG.
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Hier noch eine Ansicht des Kultur- & Gewerbegebäudes „Elys“ in Basel: Bei der Umnutzung des Coop-Verteilzentrums in Basel zu einem Gewerbe- und Kulturhaus wurden rund 1000 Quadratmeter neue Fassadenfläche vorrangig aus wiederverwendetem Baumaterial erstellt.
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Und für die Fassade wurden Holzelemente vorfabriziert, die so konzipiert wurden, dass rund 200 alte Fenster in unterschiedlichsten Größen und Formen eingefügt werden konnten und . . .
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. . . die Bauteiljägerinnen und -jäger fanden nur 50 Meter Luftlinie entfernt gebrauchte Fassadenbleche. Die Verwendung dieser Fenster mit den verschiedensten Größen, Farben und Materialien ergibt ein interessantes Fassadenbild, das durch die einheitlichen Blechelemente rhythmisiert wird.
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Innenaufnahme von der Unit Sprint / Empa Nest in der Schweiz: Die „Sprint“-Unit folgt dem „Design for Disassembly“-Ansatz. Darunter versteht man ein Design, das bereits den Rückbau mitberücksichtigt, und eine Bauweise, die zukünftige Änderungen und Demontagen zur Rückgewinnung von Systemen, Komponenten und Materialien erleichtert und so sicherstellt, dass Gebäude am Ende ihrer Lebensdauer so effizient wie möglich in einen weiteren Zyklus überführt werden können. Während des Baus und der Nutzung von „Sprint“ werden die Chancen und Herausforderungen des Re-Use-Prozesses fortlaufend dokumentiert und zusammengestellt – mit dem Ziel, Re-Use als Bauweise markttauglicher zu machen.
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Primeo-Energie-Unterstand in Münchenstein: Beim Primeo Energie Unterstand konnte die komplette Stahlkonstruktion und auch die verzinkte Trapezblechhülle mit rückgebauten Teilen von zwei unterschiedlichen Gebäuden erstellt werden. Die komplette Stahlkonstruktion und auch die verzinkte Trapezblechhülle mit leichter Rostpatina stammt aus zwei verschiedenen Rückbauten. Lediglich eine Tür und zwei Tore sind neu. Auch der gesamte asphaltierte Platz wurde nur repariert und ergänzt, um Ressourcen, CO2 und Geld zu sparen.
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Dies ist die Außenansicht des Unterstands. Das Budget des Projekts konnte durch Optimierungen, wie zum Beispiel den Belag nur ergänzen und nicht komplett erneuern, minimierte Betonauflager für Mulden oder die Sockel-Fundament-Lösung deutlich unterschritten werden
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K 118 Kopfbau-Halle in Winterthur: Auf dem Lagerplatz in Winterthur stockte Zirkular eine bestehende Lagerhalle auf mit dem Ziel, möglichst viele Bauteile aus Rückbauten zu verwenden. Die Struktur der Halle 118 wurde mit den Stahlträgern geplant, die aus dem Teilabbruch der Coop-Verteilzentrale auf dem Lysbüchelareal in Basel stammen. Erschlossen werden die neuen Geschosse durch eine Außentreppe aus Stahl des abgebrochenen Bürogebäudes Orion in Zürich. Zirkular begleitete das Projekt K 118 von der Bauteilsuche und dem damit eng verschränkten Entwurf über die Lagerverwaltung der gefundenen Teile bis zur Bauausführung. Dafür gab es Auszeichnungen: Prix Acier 2021 – Recognition, Holcim Award for Sustainable Construction – Global & European Gold Winner.