OB-Wahl in Stuttgart Das sagen die Kandidaten zum Verkehr
Die Wertigkeit des Autobesitzes schwindet, Carsharing und Fahrradnutzung legen in der Stadt zu. Was bedeutet das für die Verkehrspolitik? Wir haben die Kandidatinnen und Kandidaten zu ihren Schwerpunkten befragt.
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Auto, Bus, Fahrrad: In Stuttgart kämpfen verschiedene Verkehrsträger um den knappen Straßenraum. Die OB-Kandidaten sagen, wem sie in den Jahren Priorität einräumen wollen.
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Veronika Kienzle (58), Grüne: Ich setze auf die stadtverträgliche Mobilität, auf den Umweltverbund aus den Öffentlichen, dem Rad- und dem Fußverkehr. Leistungsfähig und attraktiv ist der ÖV auch 2030, wenn wir ihn heute ausbauen. Wir benötigen zusätzliche Expressbusse in die Region, die Panoramabahn, um die S-Bahn zuverlässiger zu machen, und brauchen weitere Flex- und Sharing-Angebote. Stuttgart wird zu einer echten Fahrradstadt, mindestens ein Viertel aller Wege wird mit dem Rad zurückgelegt. Der Wettbewerb der B 14 wird zeigen, dass sich Straßenschneisen für mehr Lebensqualität zurückbauen lassen. Die umweltfreundliche Citylogistik werde ich schnell zur Praxisreife führen.
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Martin Körner (50), SPD: Moderne, urbane Mobilität mit weniger Staus und schnellen Verbindungen gelingt nur mit einem starken öffentlichen Nahverkehr und dem Ausschöpfen der digitalen Möglichkeiten. Der neue Fildertunnel, die neue S-Bahn-Station Mittnachtstraße, die neuen Regionalhalte in Feuerbach und Vaihingen und die Digitalisierung des Stuttgarter Bahnknotens bringen sehr viel. Die SSB sind schon gut – aber wir sollten sie zum besten Nahverkehrsunternehmen Deutschlands machen! Pendler, die mit dem Auto zur Arbeit kommen (müssen), sollten am Stadtrand attraktiv umsteigen können. Ein 365-Euro-Ticket im VVS-Gebiet wird noch mehr Menschen für den ÖPNV begeistern.
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Frank Nopper (59), CDU: Die Mobilität der Zukunft ist von Wahlfreiheit geprägt. Mein Ziel ist es, dass man in Stuttgart gut, sicher und zügig von A nach B kommt, mit dem jeweils passendsten Verkehrsmittel. Die Infrastrukturen aller Verkehrsmittel müssen deutlich ausgebaut und besser vernetzt werden. Wir brauchen einen Verkehr, der klug kombiniert – in dem Bus und Bahn, Rad, Fußweg und Auto sich optimal verknüpft so ergänzen, dass Mobilität für alle gewährleistet ist, wir aber auch noch atmen können. Ich setze auf ein Mit- statt Gegeneinander – auf einen Mobilitätsfrieden, in dem jedes Verkehrsmittel seinen Platz hat. Die nachhaltige und vernetzte Mobilität soll aus Stuttgart kommen!
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Marian Schreier (30), Einzelbewerber: Ich will Stuttgart zu einem Modell für nachhaltige Mobilität entwickeln: Das umweltfreundlichste Verhalten soll auch das bequemste sein. Schlüssel dafür sind der Ausbau von Bus und Bahn und die Stärkung des Rad- und Fußgängerverkehrs. Ich möchte Mobilitätsstationen einrichten. Orte, an denen unterschiedliche Mobilitätsformen gebündelt und digital vernetzt werden: also Carsharing-Angebote, E-Bikes, Ladesäulen und Radunterstellmöglichkeiten in der Nähe von Stadtbahn- oder Bushaltestellen. Und das Ganze buchbar über eine gemeinsame App. Wir müssen die ideologischen Grabenkämpfe beenden. Das Auto wird auch künftig zum Mobilitätsmix gehören.
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Hannes Rockenbauch (40), SÖS: Während Corona konnten wir Ruhe, frische Luft und Sicherheit auf den Straßen genießen. Mit gut gestalteten öffentlichen Räumen, mehr Grün, Wasser, sicher ausgebauter Radinfrastruktur und Temporeduzierung wird das Paradies für Fuß- und Radverkehr Realität. Ich will einen gut ausgebauten und kostenlosen ÖPNV. Dazu einen dichten 24-Stunden-Takt, kombiniert mit flexiblen Mobilitäts- und Sharingkonzepten wie SSB-Flex und Carsharing. So werden viele Menschen ihr Auto nicht vermissen. Der Rückbau von Straßen, Parkhäusern und -plätzen bietet Potenziale für Wohnen und bessere Citylogistik. Als OB setze ich mich für Umstieg 21 statt Stuttgart 21 ein.
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Sebastian Reutter (40), Einzelbewerber: Stuttgart soll für die Mobilität der Zukunft stehen: Alternative Antriebssysteme werden in den Unternehmen vorangebracht, und das Verkehrssystem in der und um die Stadt wird verbessert. Die Entwicklung wird dahingehen, die Mobilität immer mehr als Service zu begreifen, ein eigener Pkw verliert an Bedeutung. Die Basis ist ein leistungsfähiger und moderner ÖPNV, der deutlich günstiger sein wird und vor allem die Region besser anbindet. Mit punktuellen Lösungen wie Pop-up-Fahrradwegen kommen wir nicht weiter. Wir werden ein gesamtheitliches Mobilitätskonzept für das Zusammenspiel von Fußgänger, Fahrrad, Auto, ÖPNV und Mikromobilität entwickeln.
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Michael Ballweg (45), Einzelbewerber: Ich setze auf das Fahrrad, E-Bikes, Carsharing, Pkw, E-Roller (nicht: E-Scooter) und einen kostenlosen ÖPNV. Pkw- und Radverkehr sollten getrennt werden. Die Tübinger Straße ist ein sehr gutes Beispiel. Dieses Konzept möchte ich öfter in Stuttgart umsetzen. Es ist auch günstiger, als bestehende Straßen zu verengen. Der Vorteil des Radfahrens geht verloren, wenn Radwege in bestehende Straßen integriert werden. Der Vorteil des Fahrrads ist, dass man direkt bis zum Ziel fahren kann. Deshalb halte ich eine zentrale Fahrradgarage für keine gute Lösung, eine dezentrale Lösung halte ich für zielführender.
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John Heer (54), Einzelbewerber: In Stuttgart gehören Auto, Rad und die öffentlichen Verkehrsmittel zusammen. Das Ausgrenzen eines Verkehrsträgers ist falsch und hat massive Auswirkungen auf die Wirtschaft. An ÖPNV-Halten in Außenbezirken muss kostenlos geparkt werden können. Es ist realitätsfern, große Straßen rückzubauen, wir dürfen Stuttgarts Kessellage nicht verkennen, Hauptverkehrsadern führen teils hindurch. Es ist sinnvoller, konsequent an der digitalen Verkehrsführung zu arbeiten. Planlos reduzierte Parkplätze sind teilweise wiederherzustellen. Das Züblin-Parkhaus könnte erweitert statt abgerissen werden.
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Marco Völker (42), Einzelbewerber: Ein Fahrradparkhaus tut Stuttgart gut. Das E-Lastenbike-Subventionsprogramm muss ausgeweitet werden. Durch die Steigungen ergeben E-Bikes Sinn. Der ÖPNV muss kostenlos werden, damit mehr Menschen umsteigen. Stuttgart braucht strombetriebene Busse für bessere Luftqualität sowie einen 24-h-Betrieb der SSB. Der kaum genutzte X-1-Bus muss abgeschafft werden. Durch weniger Innenstadtverkehr, bestenfalls autofrei, können Parkplätze entfallen. Alle Ampeln brauchen Kontaktschleifen für einen intelligenten Verkehrsfluss. Die ökologische Verkehrswende muss jetzt kommen!
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Issam Abdul-Karim (50), Einzelbewerber: Wir müssen über die Situation des Verkehrs neu nachdenken und brauchen einen aufeinander abgestimmten guten Mix verschiedener Verkehrsmittel. Die Zukunft gehört der Natur, dem Menschen und nachhaltiger Mobilität. Primär ist der ÖPNV mit 1-Euro-Ticket, besserer Taktung und Anbindung an die Region zu fördern. Den Anteil von Rad- und E-Mobilität auch mit Fördergeld erhöhen. Das Auto ist Statussymbol, hat auch im 21. Jahrhundert seinen Platz. Allerdings mit Vernunft und Nachhaltigkeit. An urbanen Orten wie die der Innenstadt werden Tiefgaragen für autofreie Zonen und mehr Attraktivität sorgen.
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Malte Kaufmann (43), AfD: Stuttgart ist und bleibt eine Autostadt. Von diesem Verkehrsträger hängt eine Vielzahl von Arbeitsplätzen ab. Autofahrer dürfen nicht zugunsten anderer Verkehrsträger gegängelt werden. Stuttgart braucht eine Erhöhung der Kapazität und Attraktivität des ÖPNV, der modern, sauber, freundlich, sinnvoll getaktet und erschwinglich sein soll. Es wäre ein Fehler, aus rein ideologischen Gründen bestimmte Verkehrsträger zu fördern, die von Bürgern nicht gewollt werden. Einen Straßenrückbau kann ich mir nicht vorstellen, das entspringt ideologisch geprägtem Traumdenken. Wir brauchen mehr Parkmöglichkeiten.
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Ralph Schertlen, (51), Einzelbewerber: Mobilität ist DIE Spielwiese für Ideologien in die Sackgasse. Ich differenziere: Stuttgart hat dicht besiedelte Teile der Innenstadt, dörfliche Halbhöhen, außen dichte und dünne Gebiete. Deswegen funktioniert der ÖPNV im Zentrum besser, der Autoverkehr ist eher im Außenbereich geeignet. Kfz-Halter dürfen nicht Gegner sein. Zweiräder rollen überall, das Rad besser auf flotten Nebenstraßen. Wir brauchen eine ringförmige Infrastruktur ergänzend zur sternförmigen. P+R muss besser werden. Chefsache: 24-h-U-Bahn, Barrierefreiheit, Kreisverkehre, Ampeln zu Zebrastreifen, Parkraummanagement abschaffen.
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Friedhild Miller (51), Einzelbewerberin: Bahn: funktionierender D-Takt. Erweiterung des ÖPNV durch urbane Luftseilbahnen. Die vier geplanten Trassen sind gebaut, weitere werden über Bürgerentscheid bestimmt. Vorteile: imageträchtiger Kick für Tourismus und lokale Wirtschaft. Zuschüsse von Bund und Land möglich. Alternativ: Finanzierung über CO2-Zertifikate. Nachhaltig durch geringen Verbrauch, Lösung des chronischen Verkehrsproblems. Als Verbindung von Gewerbe- und Veranstaltungsflächen mit der City können sie in das VVS-Netz integriert werden. Zudem: sauber, leise, sicher, pünktlich, kostengünstig, umweltschonend.
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Werner Ressdorf (66), Einzelbewerber: Das Wichtigste wird sein, den Verkehr wieder zum Fließen zu bekommen. Dabei werde ich auf sämtliche Verkehrsträger setzen. Ruftaxinetz erweitern. Fahrradstraßen neu bauen, um Interessenkollisionen mit Autofahrern zu verhindern.