OB-Wahl Stuttgart Wie die Kandidaten über den Klimaschutz denken
Der OB-Wahlkampf 2020 in Stuttgart läuft. Mit welchen Inhalten wollen die Kandidatin und die Kandidaten die Wählerinnen und Wähler überzeugen? Zum Auftakt unserer Befragung äußern sie sich zum Thema Klimaschutz.
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Plakat auf einer Fridays-for-Future-Demonstration in Stuttgart.
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Veronika Kienzle (57), Grüne: Der Gemeinderat hat sich dazu bekannt, die Klimaziele von Paris einhalten zu wollen. Das ist das wichtigste und minimalste Ziel, mit dem wir uns nicht zufriedengeben dürfen. Deutschland soll sich das Ziel setzen, bereits ab 2038 CO2-neutral zu wirtschaften. Der Energieverbrauch im Wärme- und Stromsektor muss weiter gesenkt, Wiederverwendung oder Kreislaufwirtschaft gefördert, Immobilien oder Güter länger genutzt werden. Ich will den Ausbau der Fotovoltaik auf allen städtischen Dächern möglichst schnell bewerkstelligen. Unsere Stadt braucht mehr grüne Infrastruktur – dabei dürfen Brunnen und Gewässer nicht vergessen werden.
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Frank Nopper (59), CDU: Ich sehe auch in der nachhaltigen, effektiven und klugen Umsetzung eine besondere Verantwortung für einen neuen OB. Es kommt darauf an, auch auf kommunaler Ebene in den nächsten zehn Jahren einen wichtigen Beitrag zu leisten, um irreversible Schäden zu vermeiden. Da werden auch wir unseren Beitrag leisten! Stuttgart hat ein Klimaschutzpaket beschlossen: Wir brauchen bei der Energie mehr Effizienz, Einsparungen und regenerative Ressourcen. Klimaneutrales Bauen und energetische Modernisierung sind gefragt. Die zusätzliche Förderung von Bus und Bahn und E-Mobilität sind wichtig, aber auch eine kommunale Solardachinitiative.
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Martin Körner (50), SPD: Stuttgart kann die Stromversorgung bis 2030 komplett auf erneuerbare Energien umstellen! Dafür müssen wir das Geld umschichten, das heute in der stadteigenen Holding in Aktien und Rentenpapieren investiert ist. Diese Mittel sind sicherer und ertragreicher beim Ausbau der erneuerbaren Energien aufgehoben. Besonders wichtig ist die Umstellung der Heizungen auf erneuerbare Energiequellen – am besten mit Nah- und Fernwärmenetzen. Um hier komplett auf Erneuerbare umzustellen, müssen wir unser Vorgehen mit der EnBW abstimmen. Da wir mit der EnBW auch viele weitere Themen klären müssen, ist das eine wichtige Aufgabe des neuen OB.
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Hannes Rockenbauch (40), SÖS: Ich will Stuttgart bis zum Jahr 2029 in eine klimagerechtere Stadt verwandeln: Durch den Ausbau hin zur Fahrrad- und Fußgänger-Stadt. Durch die Verringerung des Energieverbrauches. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Durch den Erhalt und Ausbau der Brunnen-, und Wasserflächen, der Park-, Grün- und Landschaftsräume. Durch Begrünung versiegelter Flächen. Der Wald mit seiner Tier- und Pflanzenwelt muss geschützt, Grünflächen naturnah und insektenfreundlich gestaltet werden. Eine Bebauung der wertvollen Stuttgarter Ackerflächen lehne ich ab. Alle Beschlüsse des Rats sind unter Klimavorbehalt zu stellen.
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Marian Schreier (30), Einzelbewerber: Städte sind der Ort, an denen sich die großen Herausforderungen unserer Zeit entscheiden. Mit mir als OB wird Stuttgart klimapositive Stadt – und das deutlich vor 2050. Dafür brauchen wir neben nachhaltiger Mobilität mehr Tempo bei der Energiewende. Etwa durch zügige Belegung der Schulen mit Fotovoltaik anstelle von Symbolpolitik am Rathausturm. Weiter muss auch die Wärmewende gelingen. Dafür will ich den Fokus auf die Quartiere legen. Ich möchte eine flächendeckende Kälte- und Wärmeplanung, die Entwicklung von Quartierskonzepten für den Nahwärmeausbau im Bestand sowie die Umstellung auf erneuerbare Wärmequellen.
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Malte Kaufmann (43), AfD: Die sogenannte Energiewende ist völlig gescheitert. Es handelt sich um ein ideologisches Konstrukt. Stuttgart sollte keinen Cent mehr für diese verfehlte, umwelt- und wirtschaftsschädliche Politik mehr verschwenden. Eine Renaturierung von Flächen halte ich wegen des Wohnungsmangels für schwer vorstellbar. Gewässer sind auch Ökotope für Fauna und Flora. Im Mikromaßstab beeinflussen sie das lokale Klima. Einen Zusammenhang mit dem weltweiten Klimaschutz sehe ich nicht. Stuttgart ist und bleibt eine Autostadt. Die Automobilindustrie ist unser wichtigster Wirtschaftszweig. Wir werden nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen.
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Sebastian Reutter (40), Einzelbewerber: Stuttgart wird sich zum Vorbild im Umgang mit der Natur entwickeln. Zentrale Bausteine sind nachhaltiges Bauen und eine nachhaltige Mobilität. Die herausragende wissenschaftliche Expertise der lokalen Forschungseinrichtungen und Unternehmen werden wir stark einbinden. Neben zahlreichen Baumpflanzungen werden wir Urban Gardening und Fassadenbegrünungen vorantreiben. Im Rahmen eines Langzeitprojekts werden wir den Neckar sauber machen. Grünflächen werden wir nur in äußersten Ausnahmen aufgeben. Stuttgart wird in der Innenstadt zur Fußgänger- und Fahrradstadt. Der ÖPNV muss attraktiver werden.
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Ralph Schertlen (50), Einzelbewerber: Man sollte sich von der Ölverbrennung verabschieden (Klima, Kriege, Schadstoffe . . .). Energieverbrauch und -ernte sind zwei Seiten einer Medaille. Die von uns verbrauchte Energie muss nicht allein auf Stuttgarter Fläche geerntet werden, besser regenerativ (etwa Wasserstoff) am richtigen Standort. Walderhalt und Abfallvermeidung sind Klimaschutz. Begrünte Fassaden, Brunnen und Stadtbäume wirken sich unmittelbar positiv aus. Die Stadt muss Vorbild sein: Homeoffice spart Wege, automatisierte Gebäude Geld. Das Pariser Abkommen und die Stuttgarter Wirklichkeit zur Halbzeit: 1990 bis 2020: minus 20 Prozent; Wunsch 2021 bis 2050: minus 80 Prozent.
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Issam Abdul-Karim (50), Einzelbewerber: Meine Ziele; Ausbau nachhaltiger ökologischer Energieversorgung, z. B. Solar, Windräder und energetische Sanierung von Gebäuden. Außerdem: Außenflächen renaturieren und Elektromobilität als Alternative zu Verbrennern anbieten. Autofreie Zonen in der Innenstadt bis 2030 ausbauen und den Radverkehr auf 40 Prozent erhöhen. Den ÖPNV stärken und 1-Euro-Ticket einführen. Das Versiegeln reduzieren und mehr Grünflächen anlegen und Bäume pflanzen. Vorbildfunktion übernehmen und regenerative Energiequellen an öffentlichen und privaten Gebäuden bauen. Zum Beispiel die Aufrüstung des Rathausturms mit einer Fotovoltaikanlage.
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Marco Völker (42), Einzelbewerber: Stuttgart muss grüner und nachhaltiger werden. Dazu gehören Fassadenbegrünung und Förderung von Solarenergie und Fotovoltaik. Die Verwaltung soll eine Klimaanlage bekommen, welche die Energie in Kerzenwachs speichert. Stuttgart wird keine reine Fahrradstadt sein, sollte jedoch mehr Anreize für einen Umstieg schaffen. Der Anteil an alternativen Verkehrsmitteln muss paritätisch sein zum Autoverkehr. Der Bodenversiegelung muss entgegnet werden, um die Folgen von Starkregen abzumildern. Eine Renaturierung von Flächen ist notwendig. Der Flughafen könnte ein Power-to-X-Projekt für nachhaltigen Treibstoff starten.
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Andreas Engelhard (57), Einzelbewerber: Solaranlagen sind ein guter Weg, hier gilt es, alle Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Eine Bodenversiegelung sollte vermieden werden; wir dürfen nicht alles zubetonieren. Wasser ist Leben; alle Quellen, Brunnen etc. sind zu schätzen und zu schützen. Stuttgart muss Autostadt bleiben, aber es ist wichtig, die Vielfältigkeit zu erhalten, nicht nur Autos, auch Radfahrer, Fußgänger und der ÖPNV gehören mit dazu. Mehr als 125 Jahre Automobilstadt und der daraus resultierende Wohlstand dürfen nicht gefährdet werden. Hier gilt es es, ein Miteinander zu finden und zu fördern, alles andere würde zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft führen.
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Dirk Wolfgang Jordan (48), Einzelbewerber: Klimaschutz klingt wie „nett zu haben“. Es geht aber um Systemerhalt und Erhalt der Lebensgrundlage. Dazu zwei mögliche Stellhebel: Einwirkung reduzieren oder System stärken. Ersteres ist Verbotspolitik. Die hat wirtschaftliche und soziale Folgen, die das Ziel gefährden. Die Tragfähigkeit zu erhöhen, ist eine gute kurzfristige Lösung. Langfristig muss eine Zukunftstechnologie her. Die alte verschwindet von alleine. Hat nicht Stuttgart (Gottlieb Daimler) die Welt verändert? Mit einer Idee? Wenn die Welt den Handlungsbedarf sieht, sagt Stuttgart: „Mir im Schwobaländle hend die Lösung.“ Ökonomischer Wohlstand entsteht zukünftig durch Klimaschutz.