OB-Wahl in Stuttgart Wie die OB-Kandidaten das Wohnungsproblem lösen wollen
314 911 Wohnungen gab es Ende 2019 in der Landeshauptstadt. Zu wenig, um den Wohnungsbedarf der rund 613 000 Bürger zu befriedigen. Wie wollen die Bewerberinnen und Bewerber um den OB-Sessel mehr Wohnraum schaffen?
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In Stuttgart sind Bauplätze rar. Um vielen Menschen Platz zu bieten, sind baulich verdichtete Flächen von größter Bedeutung.
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Martin Körner (50), SPD: In Stuttgart kostet eine Wohnung heute rund 20 Prozent mehr als in Hamburg – und das muss sich bis 2030 ändern. Damit das gelingt, brauchen wir 30 000 neue Wohnungen, eine aktive Grundstückspolitik der Stadt und bessere Förderprogramme. Die allermeisten neuen Wohnungen können innerhalb des heutigen Siedlungsgebiets entstehen. Beim größten Projekt der Innenentwicklung, dem neuen Rosensteinquartier, darf es nicht zu weiteren Verzögerungen kommen. Größere Bauprojekte auf der grünen Wiese sind nur dort sinnvoll, wo sich Stuttgarter Arbeitsplätze gut mit der Stadtbahn erreichen lassen. Im Rathaus muss Wohnen Chefsache werden.
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Hannes Rockenbauch (40), SÖS: Meine Vision ist eine Stadt für alle: Egal ob du jung oder alt, arm oder reich bist, egal wo du her- kommst: Stuttgart ist dein Zuhause. Als Planer weiß ich, dass innovative Bodenvorratspolitik und gemeinschaftliche Wohnkonzepte große Chancen bieten. Boden und Wohnen sind keine Ware, sondern Menschenrecht. So sichern wir dauerhaft bezahlbares Wohnen und Versorgungsstrukturen, egal ob in der Königstraße oder in den Stadtquartieren. Bauen auf der grünen Wiese oder im Rosensteinquartier ist für mich ein klimatische No-Go. Ich will den Leerstand beleben und die großen Wohnareale nutzen, die mit dem Abzug der US-Truppen freiwerden.
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Frank Nopper (59), CDU: Bis 2030 entstehen neue Stadtquartiere in Stuttgart, in denen wir eine gute Mischung von Wohnen, Arbeiten, Leben, Einkaufen und Freizeit haben werden. Stuttgart wird bundesweit die Stadt der kurzen Wege sein. Jeder Haushalt soll eine adäquate Wohnung finden können. Dabei hat preiswerter Wohnraum Priorität. Auch Familien mit mittlerem Einkommen sollen sich Wohneigentum in Stuttgart leisten können. Deshalb braucht es neben den neuen Stadtquartieren auch ein höheres und dichteres Bauen im Innenbereich, sowie teilweise auch Neubauflächen im Außenbereich, natürlich mit Bürgerbeteiligung, ja sogar Bürgerbefragungen.
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Veronika Kienzle (58), Grüne: Stuttgarts Topografie und der hohe Anteil an Wald und Wiesen ist ein Schatz. Fruchtbare Böden bilden wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Ich werde sie erhalten und Wohnungen im Innenbereich schaffen – auch für Menschen, die nicht wohlhabend sind. Dafür muss die Stadt deutlich mehr Flächen im Innenbereich erwerben und entwickeln. Grund und Boden muss der Spekulation entzogen werden. Dazu muss die Stadt die Partnerschaft mit Wohnbaugenossenschaften und -gesellschaften pflegen, die ebenfalls kein Interesse am schnellen Wiederverkauf haben, sondern Wohnungen über Generationen hinweg für ihre Mitglieder im Bestand halten.
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Marian Schreier (30), Einzelbewerber: Stuttgart braucht einen Neustart für bezahlbares Wohnen. Und der beginnt mit einer gemeinwohlorientierten Bodenpolitik. Die Erfahrung vieler europäischer Städte zeigt: Damit Mieten sinken können, muss ein Teil des Wohnungsmarktes der Spekulation entzogen sein. Deshalb möchte ich eine „Stiftung Wohnen“ gründen, die Grundstücke und Gebäude aufkauft, diese günstig vermietet oder verpachtet und dadurch dauerhaft der Spekulation entzieht. Es braucht auch ambitioniertere Neubauziele. Ich will die Verfahren beschleunigen und für deutlich mehr Innovation sorgen. Der digitale Bauantrag muss in Stuttgart pilotiert werden.
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Sebastian Reutter (40), Einzelbewerber: Ein Blick in die Zukunft: In Stuttgart wird nachhaltig gewohnt. Die einzelnen Quartiere sind energetisch vernetzt und Gebäude in vielen Teilen begrünt. Durch günstigeres, schnelleres und innovatives Bauen ist eine soziale Mischung erfolgt und bezahlbarer Wohnraum verfügbar. Möglich wird dies durch optimierte Stellplatzschlüssel, ein digitalisiertes Baurechtsamt und moderne Bauarten, z.B. modular. Wohnraum, Handel und Kitas sind verstärkt in einem Gebäude untergebracht. Auch das Mehrgenerationen-Wohnen hat zugenommen. Auf der grünen Wiese wird nur ausnahmsweise gebaut.
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Ralph Schertlen (50), Einzelbewerber: Stuttgarts Wohnraum ist bodenpreisbereinigt über 30 Prozent teurer als weit draußen. Abseits von diesem Profitmarkt muss die Stadt mit ihrer Wohnungspolitik für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Der OB als Chef der SWSG hat Mittel dazu. Ich sehe als weitere Schritte zu bezahlbarem Wohnraum Nachverdichtung in die Höhe sowie an ausgewählten Stellen Bauen im Außenbereich, ebenso eine Durchmischung von Wohnen und Büros. Genossenschaften sollten Grundstücke in Erbpacht erhalten. Kein weiterer Wohnungsverkauf an „Heuschrecken“! In großem Umfang bezahlbaren Wohnraum zu versprechen wäre Täuschung.
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Malte Kaufmann (43), AfD: Für jede Bevölkerungsgruppe muss es bezahlbaren Wohnraum geben! Es wäre allerdings ein Fehler, würde die Stadt versuchen, Wohnimmobilien zu verstaatlichen. Vor jeder Ausweitung oder Verdichtung von Wohnbereichen müssen bereits ansässige Bewohner bei der Klärung aller Fragen beteiligt werden, die die Infrastruktur, den Verkehr, die soziale Struktur, ökologische Belange und die öffentliche Ordnung und Sicherheit betreffen. Arbeiten und Wohnen unter einem Dach im Kernstadtbereich ist erwünscht und wird explizit gefördert, zum Beispiel durch Umbauten im Bestand, bei Schließung von Baulücken und Nutzungsänderungen.
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Andreas Engelhard (57), Einzelbewerber: Wohnen in der Stadt ist ein schwieriges Thema, einerseits benötigen wir Wohnungen anderseits die Grünflächen. Soll beispielsweise auf Grünflächen gebaut werden, würde ich immer eine Bürgerbefragung der direkt Betroffenen durchführen lassen. Das Ziel muss sein, gemeinsame Entscheidungen für ein gemeinsames Miteinander zu treffen. Es gibt genügend Möglichkeiten günstiger zu bauen und dadurch die Mieten zu senken. Das Rosenstein-Viertel sollte erst einmal auf Eis gelegt werden, zumindest so lange bis sicher ist, dass S21 tatsächlich funktioniert und die Schienen etc. nicht mehr benötigt werden.
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Issam Abdul-Karim (50), Einzelbewerber: Die Bebauung auf der grünen Wiese ist unangenehm, aber für den sozialen Wohnungsbau unausweichlich – wir brauchen schnell bezahlbaren Wohnraum! Um Bodenpolitik effektiv und richtig zu betreiben, ist eine bessere Verzahnung von Liegenschafts- und Stadtentwicklungspolitik nötig. Im Rosensteinviertel müssen bezahlbare Wohnungen gebaut werden, ohne Spekulationen. Die Wagenhallen als Kulturzentrum müssen erhalten sowie verkehrsberuhigte Zonen geschaffen werden. Durch bessere Anbindungen des ÖPNV wird die Attraktivität der Region erhöht und der Straßenverkehr entlastet. Foto: Privat
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Marco Völker (42), Einzelbewerber: 2030 schwebt mir eine homogene Stadtbevölkerung vor, bei der die Schichten nicht nach sozialem Status getrennt werden. Die Durchmischung führt zu einer resilienteren Stadtgesellschaft, die weniger anfällig ist für Krisen. Günstige Wohnungen sind der Schlüssel, weshalb der Neubau und das Nachverdichten gefördert und Übertreibungen bei den Mietpreisen Einhalt geboten werden muss. Wohnen soll rund um die Königstraße möglich werden. Das Rosensteinviertel soll nur zu 25 Prozent Gewerbe haben, der Rest muss Wohnraum sein. Die Bodenpolitik muss die Bedürfnisse der Bauern berücksichtigen.
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Dirk Wolfgang Jordan (48), Einzelbewerber: (Bau-)Platz ist eine endliche Ressource. Wer Klimaschutz/ Systemerhalt betreibt, darf ihn nicht weiter verbrauchen. Gerade in Baden-Württemberg und Stuttgart wird er immer knapper. Es verbietet sich dem Fachmann, die Stadt (krebsgeschwürartig) weiter in die Fläche auszubreiten. Die Lösung liegt in der Verdichtung, die den Vorteil hat, dass größere, attraktivere Zwischenräume (Parks, Plätze) und Orte der Begegnung, entstehen können, wo städtisches Leben stattfindet. Eine Königstraße in der wieder Menschen wohnten, wäre anders belebt. Der Mensch muss bei der Planung im Vordergrund stehen.
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Friedhild Miller (51), Einzelbewerberin: Mein Motto: Gemeinsam statt einsam! Miteinander – Füreinander! Friedliches Zusammenleben in barrierefreien Mehrgenerationenhäusern von Jung und Alt, gesund und krank, von Menschen jeglicher Art sowie Tieren. Jeder bringt sich nach seinen Fähigkeiten ein, so ergeben sich Entlastungen für jeden. Schaffung von Wohnraum durch Nutzungsänderungen: Leerstehende Gewerbeflächen werden als Wohnflächen ausgewiesen. Erhaltung von Grünflächen. Fassadenbegrünung. Die Stadt erwirbt das Gelände der Patch-Barracks für den sozialen Wohnungsbau, für Kultur, Handel und Gastronomie.
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Werner Ressdorf (66), Einzelbewerber: Wo es möglich ist, sollte Ökologie mit Bezahlbarkeit vereint werden. Künftiges Einkaufen soll in der fußläufigen Nachbarschaft stattfinden können. Ich bin gegen die Bebauung des Rosenstein-Viertels. Keine weitere Versiegelung des Bodens. Neue Baumpflanzungen ab 2021. Es braucht Hundespielplätze, Outdoor-Tischtennisplätze und Kinderspielplätze.