Olympische Spiele in Tokio Das sind die Stars aus der Region
Elisabeth Seitz und Frank Stäbler sind zwei von 33 deutschen Olympia-Athleten aus der Region Stuttgart. Höchste Zeit für die Besten im Südwesten, auch in Fernost aufzutrumpfen. Wir zeigen, wer gute Chancen dazu hat.
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Die Stuttgarterin Elisabeth Seitz prägt das Turnen in Deutschland seit mehr als zehn Jahren. Aber eine Olympia-Medaille fehlt noch in ihrer Trophäensammlung.
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Es gibt nicht wenige Experten, die in Michael Jung den besten Reiter der Welt sehen. Er selbst würde das über sich natürlich niemals sagen, dafür ist er viel zu bescheiden und zurückhaltend. Der 38-Jährige aus Horb lässt lieber Taten sprechen. Als erster Vielseitigkeitsreiter überhaupt könnte Michael Jung in Tokio das dritte Einzelgold holen – nach London 2012 (dort siegte er auch mit dem Team) und Rio 2016 (als er noch Mannschaftssilber holte). Es wäre die Krönung seiner Karriere, denn einmal mehr würde der zweimalige Welt- und siebenmalige Europameister damit seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Die meisten seiner großen Titel und Siege hat Michael Jung mit seinem Wunderpferd Sam gefeiert, seit Februar 2019 sitzt und setzt er auf Chipmunk. Es dauerte eine Weile, bis die beiden perfekt harmonierten, in dieser Saison aber gewannen sie alle Prüfungen, bei denen sie an den Start gegangen sind. In Tokio gehört Jung deshalb erneut zu den großen Favoriten, auch wenn er sagt: „Im Sattel muss man sich aufs Reiten konzentrieren. Da zählen keine Statistiken.“
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Sport kann sehr schnelllebig sein, manchmal aber ist er genau das Gegenteil. Seit mehr als zehn Jahren prägt Elisabeth Seitz (27) mittlerweile das deutsche Turnen: sportlich, aber auch durch ihre Ausstrahlung, ihre Einstellung und ihre Haltung. Zuletzt machte die deutsche Rekordmeisterin (29 Titel) Schlagzeilen, als sie sich für mehr Selbstbestimmung starkmachte und bei der EM in der Schweiz zeitweise im Ganzkörperanzug turnte – nachdem Athletinnen mit ihren Aussagen, sich im üblichen knappen Outfit unwohl zu fühlen, Stoff für Diskussionen geliefert hatten. „Ich möchte, dass jede junge Frau ihrem Sport voller Freude nachgehen kann“, sagt Elisabeth Seitz, „und das ganz selbstverständlich, ohne unnötige Ablenkungen oder Einschränkungen.“ Auch in Tokio, bei ihrer dritten Olympiateilnahme, wird sich Elisabeth Seitz nicht vorschreiben lassen, in welchem Outfit sie antritt: „Das entscheide ich ganz selbstbestimmt.“ Und mit einer Stärke, die sich nicht nur aus ihrer Erfahrung speist, sondern auch aus großer turnerischer Klasse. Bei der WM 2018 in Doha holte Seitz Bronze am Stufenbarren. Und wenn alles zusammenpasst, könnte sie nach Platz vier 2016 in Rio jetzt auch in Tokio an ihrem Spezialgerät in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Völlig unabhängig davon, welchen Anzug sie ausgewählt hat.
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Karla Borger hat ihre erste Olympia-Erfahrung schon gemacht: 2016 in Rio de Janeiro, als sie gemeinsam mit Britta Büthe die unglaubliche Atmosphäre im Beachvolleyballstadion genoss, das direkt auf dem Sand der Copacabana errichtet worden war. Nun, in Japan, spielt auch Julia Sude erstmals im Zeichen der Ringe. Mit der Qualifikation hat das Duo aus Stuttgart sein großes Ziel erreicht, zufrieden geben sich die beiden Athletinnen damit allerdings nicht. Mit Blick auf die Sommerspiele haben sie im November den Trainer gewechselt und sich dank der Arbeit mit Thomas Kaczmarek noch einmal gesteigert. Das merken sie, das spüren sie, das sehen sie – auch wenn es sich bislang in den Ergebnislisten (noch) nicht niederschlägt. 2021 spielen Borger (32) und Sude (33) international sehr gut mit, ein großer Erfolg aber ist ihnen versagt geblieben. Tokio wäre der perfekte Ort, um das zu ändern – und zugleich eine gemeinsame Erfahrung zu machen, die unvergessen bleiben wird.
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Es gibt wohl keinen, den die Verschiebung der Olympischen Spiele härter getroffen hat als Frank Stäbler. Eigentlich wollte der Ringer aus Musberg im August 2020 seine Karriere beenden, nun musste er aufgrund der Pandemie seine Laufbahn um ein Jahr verlängern – und damit auch das große Leiden. Stäbler (32) spürt den körperlichen Verschleiß deutlich, es zwickt und zwackt überall, vor allem in der Schulter. Dazu infizierte er sich im Herbst auch noch mit dem Coronavirus, was ihn konditionell weit zurückwarf. Trotzdem hat er im Training nie nachgelassen, sich nicht geschont, alles gegeben für das einzige Ziel, das ihn noch antreibt: Er will unbedingt eine olympische Medaille gewinnen, am liebsten natürlich Gold. „Diesen Traum“, sagt der einzige Ringer, der in drei unterschiedlichen Gewichtsklassen Weltmeister wurde und zudem zwei EM-Titel gewann, „will ich mir unbedingt erfüllen. Ansonsten wäre meine Karriere irgendwie unvollendet.“ Und das würde ihn wirklich hart treffen.
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In Tokio startet Alexander Bachmann als echter Einzelkämpfer – weil er im Taekwondo der einzige Deutsche ist, der sich qualifiziert hat. An seinen hohen Ambitionen ändert das nichts. „Ich reise nicht nach Japan, um dort leer auszugehen“, sagt der Weltmeister von 2017, der das Olympiaticket schon vor eineinhalb Jahren dank seines dritten Platzes in der Weltrangliste gelöst hat. Seither bereitet sich der Stuttgarter akribisch auf seine ersten Sommerspiele vor, gemeinsam mit Heimtrainer Vanja Babic, bei dem er einst als Siebenjähriger mit dem Taekwondo begann. Die Konkurrenz in der Gewichtsklasse über 80 Kilogramm ist zwar groß, doch Bachmann weiß, dass er sich nicht nur auf seine körperlichen Kräfte verlassen kann, sondern auch auf seine mentale Stärke. „Der Beste der Welt zu sein war schon ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt der Taekwondokämpfer, der seit Montag 27 Jahre alt ist, „und nun ist natürlich Olympiagold mein Ziel. Es ist das Größte, was man im Sport erreichen kann.“