Pippi Langstrumpf als Vorbild Starke Mädchen und wie sie die Welt verändern
Pippi Langstrumpf feiert 75. Geburtstag. Von Beginn an hat das stärkste Mädchen der Welt Frauen dazu inspiriert, für ihre Rechte zu kämpfen. Unsere Bildergalerie versammelt 17 Powergirls, die Vorbild waren, sind – und bleiben.
18 Bilder
Foto Oettinger Verlag/Verlag
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Stark, stärker, am stärksten: Pippi Langstrumpf hebt kurz mal das Pferd von der Terrasse – und begegnet auch Einbrechern, Tierquälern und Feuersbrünsten ziemlich selbstbewusst.
Foto AFP/Kenzo Tribouillard
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Greta Thunberg wurde am 3. Januar 2003 in Stockholm geboren. Ein Mädchen mit zwei geflochtenen Zöpfen, das aus Schweden kommt? Greta Thunberg setzte sich am 20. August 2018 zum ersten Mal vor den Schwedischen Reichstag und hielt ein Schild in die Höhe, auf dem „Schulstreik für das Klima“ stand. Es war der Anfang der weltweiten „Fridays for Future“-Bewegung. Weil sie Flugreisen ablehnt, überquerte Thunberg im Segelboot den Atlantik, um am UN-Klimagipfel teilzunehmen. (nja)
Foto AFP/Nicholas Hunt
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Kathleen Hanna wurde am 12. November 1969 in Portland, Oregon geboren. Mit neun Jahren war sie mit ihrer Mutter zum ersten Mal bei einer feministischen Kundgebung. Und sie wurde als Sängerin zum Riot-Girl der ersten Stunde, Vorreiterin einer feministischen Bewegung, die sich gegen die Diskriminierung von Frauen in der Punkszene einsetzte. Die Musikerin war Sängerin bei der Band Bikini Kill und gründete Le Tigre. Sie sprach auf der Bühne aus, was sich niemand traute, kämpfte gegen Sexismus und für Gleichberechtigung. (nja)
Foto dpa
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Frida Kahlo wurde am 6. Juli 1907 geboren und ist die bekannteste Malerin Mexikos. Ihre Kindheit war geprägt von Krankheiten: als Sechsjährige hatte sie Kinderlähmung und hinkte fortan. Mit 18 Jahren hatte sie einen schweren Busunfall und war monatelang ans Bett gebunden. Mit einer speziellen Staffelei, gebastelt von ihrer Mutter, malte Frida Kahlo liegend. Sie heiratete den Maler Diego Rivera und lebte mit ihm und vielen Haustieren im leuchtend blauen Haus in einem Vorort von Mexiko-Stadt. (nja)
Foto dpa/Markus Schreiber
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Malala Yousafzai wurde am 12. Juli 1997 in Pakistan geboren und erhielt 2014 den Friedensnobelpreis, als jüngster Mensch in der Geschichte, weil sie sich für Bildung von Mädchen in ihrer Heimat einsetzte. In ihrem Internettagebuch berichtete sie von der Taliban-Herrschaft, die Mädchen den Schulbesuch, das Hören von Musik, Tanzen und das unverschleierte Betreten öffentlicher Räume verbot. Das hat sie fast mit ihrem Leben bezahlt: Yousafzai wurde von Taliban bei der Heimfahrt im Schulbus durch Schüsse in Kopf und Hals schwer verletzt. (nja)
Foto dpa/Rolf Haid
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Eva Mattes wurde am 14. Dezember 1954 in Tegernsee geboren. Sie wuchs in einer Künstlerfamilie auf und durfte wie Pippi Langstrumpf selbst entscheiden, wann sie ins Bett wollte. Als Kind war sie die Synchronstimme Pippis in der ersten Verfilmung. Auch die Arbeit als Kinderschauspielerin hat ihr viel Spaß gemacht. „Die Schule fand ich bald allerdings auch insgesamt langweilig, und da habe ich es einfach wie Pippi gemacht und bin nicht mehr hingegangen. Ich wollte lieber nur noch in diesem wunderbaren Beruf arbeiten und hab die Plutimikation sausen lassen“, erzählt die Schauspielerin, die durch Filme Fassbinders und als Tatort-Kommissarin bekannt wurde. Beim ersten Engagement in Hamburg hat Eva Mattes eine zweite echte Pippi kennengelernt, die sich ebenfalls von niemandem unterkriegen ließ: Irmgard Schleier wurde die erste Dirigentin der Hamburger Staatsoper. (ak)
Foto dpa
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Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geboren. Am 22. Februar 1943 wurde sie, wenige Monate vor ihrem 22. Geburtstag, in München hingerichtet. Mit ihr starb ihr Bruder Hans, der sich des gleichen Vergehens schuldig gemacht hatte: zum Sturz von Adolf Hitler und der NS-Diktatur aufzurufen. Ihre Appelle verbreitete die „Weiße Rose“, wie sich die Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl nannte, in Flugblättern, die sie heimlich an Professoren, Schriftsteller, Freunde und Kommilitonen verschickte. Der sechste dieser Brandbriefe wurde ihnen zum Verhängnis, denn als Sophie einen Flugblattstapel in den Lichthof der Münchner Universität hinabsegeln ließ, wurden sie entdeckt und verhaftet. Heute erinnert an dieser Stelle eine Büste Sophie Scholls und eine „Denkstätte Weiße Rose“ an die mutigen Studenten. Die gleiche Büste steht im Rathaus von Forchtenberg am Kocher, wo Sophie 1921 als Tochter des Bürgermeisters zur Welt gekommen war. Und um das Städtchen im Hohenlohekreis herum führt ein von weißen Rosen gesäumter Hans-und Sophie-Scholl-Pfad. (say)
Foto dpa/Michael Reynolds
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Michelle Obama wurde am 17. Januar 1964 in Chicago geboren. Die Ehefrau des damaligen US-Präsidenten Barack Obama war von 2009 bis 2017 die erste dunkelhäutige First Lady der USA. Über Astrid Lindgrens starke Heldin sagte sie in einem Interview mit der „New York Times“: „Pippi Langstrumpf war mein Mädchen. Ich liebte ihre Stärke – nicht nur die körperliche, sondern auch die Vorstellung, dass sie sich von niemandem den Mund verbieten lassen würde. Sie ist unabhängig, klug und abenteuerlustig – und sie ist offensichtlich ein guter Mensch, jemand, der sich immer anständig verhalten würde. Was ich am meisten liebte, war, dass sie ein Mädchen war, und ein wenig anders, und trotzdem die beeindruckendste Figur in diesen Büchern.“ (ak)
Foto dpa
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Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren und Anfang des Jahres 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet. Zu ihrem 13. Geburtstag bekam sie von ihrem Vater ein kleines Notizbuch geschenkt. Darin schrieb sie ihre Gedanken auf. Das „Tagebuch der Anne Frank“ dokumentiert die Zeit, als sie sich mit ihrer jüdischen Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam zwei Jahre lang versteckt hielt, immer mit der Angst, entdeckt zu werden. Zugleich ist es auch ein Dokument, wie tapfer sie ihrem Schicksal begegnete. Ihr letzter Eintrag stammt vom 1. August 1944, drei Tage vor ihrer Verhaftung. Ihr Tagebuch wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt. (nja)
Foto AFP/Stéphane de Sakutin
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Chimamanda Ngozi Adichie wurde am 15. September 1977 in Enugu, Nigeria, geboren und als Schriftstellerin mehrfach ausgezeichnet. Als junges Mädchen fiel ihr auf, dass die Kinder in den Büchern immer helle Haut und blaue Augen hatten, und machte sich auf die Suche nach afrikanischen Büchern. Adichie veröffentlichte 2012 das Buch „We Should All Be Feminists“, 2013 erschien ihr viel beachteter Roman „Americanah“, in dem Rassismus thematisiert wird. (nja)
Foto dpa/dpa
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Rosa Luxemburg wurde am 5. März 1871 in Zamosc geboren. Jüdische Mädchen nahm das Gymnasium in Warschau, das Rosa Luxemburg von 1884 an besuchte, eigentlich nicht auf. Schon als Kind spürte die Frau, die später zu einer der einflussreichsten Kämpferinnen des Sozialismus werden sollte, den Druck von Ausgrenzung. Nationalismen und Ungleichheit jeder Art anzuprangern, wurde zum wichtigen Ziele der Radikaldemokratin, schon als Schülerin engagierte sie sich politisch und arbeitete im Untergrund gegen den Druck des zaristischen Russlands. Nationalismus verurteilte sie später als letzte Ausflucht des Bürgertums, der Generalstreik schien ihr ein wirksames Mittel auf dem Weg zu Veränderungen. Die Frau, die sich, wie die Philosophin Hannah Arendt es formulierte, „mit der Ungerechtigkeit in der Welt nicht abfinden“ konnte, ermunterte jeden, um es freundlich zu sagen, Verantwortung zu übernehmen. „Wer sich nicht bewegt“, so Luxemburg, „spürt seine Fesseln nicht.“ Am 15. Januar 1919 wurde sie in Berlin ermordet. (ak)
Foto AP/Aaron Favila
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Venus (links, geboren am 17. Juni 1980) und Serana Williams (rechts, geboren am 26. September 1981) waren schon als kleine Mädchen jeden Tag auf dem Tennisplatz. Aufgewachsen sind sie in Compton in der Nähe von Los Angeles, und sie waren schon in der Schulzeit erfolgreich im Sport. Die beiden Schwestern, die in einigen Raptexten vorkommen, gehören zur Weltspitze. Serena gilt hinsichtlich ihrer Grand-Slam-Erfolge im Einzel als erfolgreichste Tennisspielerin seit 1968. Sie engagiert sich auch sozial, ist Entwicklungshelferin bei den UN und setzt sich für Frauenrechte ein. (nja)
Foto Verlag/Indra Ohlemutz
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Kirsten Boie wurde am 19. März 1950 in Hamburg geboren. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin hat als Lehrerin gearbeitet, bevor sie als Kinderbuchautorin mit Büchern wie „Wir Kinder aus dem Möwenweg“ bekannt wurde. „Pippi Langstrumpf war das erste emanzipierte Mädchen in meinem Leben“, notiert Kirsten Boie. Nur habe sie, als sie im Alter von sechs Jahren erstmals mit den Geschichten in Berührung kam, das damals natürlich noch nicht gewusst. „Der Spaß, den auch meine Eltern an Pippi gehabt hatten, führte dazu, dass sie mir trotz knappem Budgets diese – vergleichsweise teuren! – Bücher kauften, anders als etwa später viele andere Bücher, die ich doch auch liebte, die ich mir aber ausleihen musste. In meiner Lesebiografie und in meinem Leben hat Pippi darum einen ganz besonderen Platz.“ (ak)
Foto AFP/Simon Maina
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Wangari Maathai wurde am 1. April 1940 geboren und hatte eine verblüffend effektive Idee : Mit jedem neu gepflanztem Baum sollte die Zahl der Arbeitslosen sowie die Bodenerosion abnehmen und das Wissen um einen bewussteren Umgang mit der Natur wachsen. Maathai, studierte Biologin, die 1971 Professorin an der Uni in Nairobi wurde, hatte nicht nur den Wald in Kenia im Blick, sondern auch die Ausbildung von Frauen. Das von Maathai 1977 gegründete Aufforstungsprojekt „Green Belt Movement“ wurde zur afrikanischen Bewegung, die in 13 Ländern Baumschulen gründete, 30 Millionen Bäume pflanzte und 30 000 Frauen in Forstwirtschaft und Imkerei ausbildete. Ihr Beiname Mama Miti heißt auf Kisuaheli Mutter der Bäume. Dass eine intakte Umwelt eine nicht zu vernachlässigende Voraussetzung für ein friedliches Miteinander ist, hat sich schließlich bis nach Oslo herumgesprochen: Als erste afrikanische Frau erhielt Wangari Maathai 2004 den Friedensnobelpreis. (ak)
Foto dpa/Christophe Gateau
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Cornelia Funke wurde am 10. Dezember 1958 in Dorsten geboren. Fantastische Kinderbuchromane wie die „Tintenherz“-Reihe machten sie international bekannt; ihre Bücher sind 20 Millionen Mal verkauft worden und in fast vierzig Sprachen übersetzt. Über Pippi Langstrumpf sagt die Starautorin, die ihre Karriere als Erzieherin und Illustratorin begann: „Sie hat uns schon als kleine Mädchen beigebracht, dass Frauen einfach alles können! Pferde hochheben, mit den Füßen auf dem Kissen schlafen, allein und ganz ohne Aufsicht und Regeln leben und ... nie etwas darauf geben, was die anderen denken oder sagen. Freiheit hieß immer auch schon Pippilotta Viktualia Rollgardina Efraimstochter Langstrumpf!“ (ak)
Foto dpa/Markus Scholz
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Eva Menasse wurde 1970 in Wien geboren. Die Schriftstellerin und Journalistin. Im Jahr 2000 veröffentlichte sie mit „Der Holocaust vor Gericht“ ihr erstes Buch. Als Kind, erzählt die Autorin, habe sie sich für Pippis schlechtes Benehmen fremdgeschämt und Mitleid mit ihr gehabt, als Pippi nach ihrem ersten Schultag frustriert nach Hause gehen musste. „Als Kind wollte ich auf keinen Fall so sein wie Pippi, heute will ich es umso mehr. Ich will mich nicht anziehen, wie es die Mode-Industrie vorschreibt, ich will nicht denken, was der Mainstream gebietet. Ich möchte mir die Freiheit nehmen können, alles infrage zu stellen, was sich angeblich gehört.“ (ak)
Foto Walter Vogel
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Pina Bausch wurde am 27. Juli 1940 geboren. An die Leichtigkeit, mit der die Erfinderin des Wuppertaler Tanztheaters (und vielleicht des Tanztheaters überhaupt) die Menschen in ihren Stücken aufeinandertreffen lässt, kommt nicht so schnell einer heran. Das hat auch mit der Liebe zu tun, mit der die Choreografin ihren Tänzern begegnete, und mit der Verantwortung, die sie als Künstlerin für Arbeitsprozess und Resultat übernahm. Gleichberechtigung ist Prämisse bei einer, die sich vor allem dafür interessierte, was die Menschen bewegt – und nicht wie sie sich bewegen. Ihr Weg von der schönen Folkwang-Schülerin zur international gefeierten Legende, aber auch die rund vierzig bis heute gespielten Stücke der 2009 plötzlich Verstorbenen machen Frauen Mut, weil sie ihre Stärken ins schönste Licht rücken, ohne über Schwächen zu schweigen. (ak)
Foto dpa/Jörg Carstensen
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Heike Makatsch wurde am 13. August 1971 in Düsseldorf geboren. Ihre Karriere begann sie 1993 als Viva-Moderatorin, als Schauspielerin trat sie erstmals 1996 in Detlev Bucks Komödie „Männerpension“ auf. 2009 verkörperte sie im Kinofilm „Hilde“ die Knef, als Tatort-Gast-Kommissarin ermittelt sie in Freiburg. 2006 sprach sie die erste ungekürzte Hörbuch-Ausgabe von „Pippi Langstrumpf“ ein und sagt: „Sie ist eine Kultfigur unter den Heldinnen der Kinderliteratur. Pippi Langstrumpf – und Astrid Lindgren – haben einen großartigen Humor, der in Kinderbüchern selten so stark zu finden ist. Einen Humor, der schon fast absurd ist, der auf dem Kopf steht, der nicht nur lieblich ist und ein bisschen Kichern hervorbringt.“ Beim Lesen wollte sie Pippi frisch und natürlich wirken lassen, „damit klar wird, dass hinter diesem manchmal anstrengenden Verhalten von Pippi keine Bösartigkeit liegt“. (ak)