Porträt Für Winfried Kretschmann sind grün und konservativ keine Gegensätze
Kretschmann wandert und geht gern in die Oper - ein grüner Sponti sieht anders aus.
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Geht es um seine Überzeugungen, kann Winfried Kretschmann auch laut werden. Sonst ist der 62-Jährige aber eher als grüner Schöngeist bekannt, der in seinen Reden oft den ganz großen Bogen zu Literatur und Geschichte schlägt.
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Der Sigmaringer (im Bild links neben Wolf-Dieter Hasenclever) ist ein Grüner der ersten Stunde. Vor über 30 Jahren gründet er die Ökopartei im Südwesten mit. Seine frühere Mitgliedschaft beim Kommunistischen Bund Westdeutschlands tut er später als Jugendsünde ab. Ein typischer Fundi in Grobstrick und Latzhose war Kretschmann nie. Er wächst auf - so sagt er es später selbst - in einem "liberalen, katholischen Elternhaus, in dem frei gedacht und gestritten und zugleich der ganze Reichtum des Kirchenjahres gelebt wurde."
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Nach Internat und Lehramtsstudium an der Uni Hohenheim wird der junge Kretschmann Gymnasiallehrer und unterrichtet Biologie, Chemie und Ethik. 1980 zieht er für die Grünen in den Landtag ein, 1986 holt Joschka Fischer den Biologen ins hessische Umweltministerium.
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Als die rot-grüne Koalition in Hessen bricht, kehrt Kretschmann nach Baden-Württemberg zurück. Jahrzehntelang - mit einer Ausnahme von 1992 bis 1996 - macht er im Stuttgarter Landtag ehrliche, aber unglamouröse Oppositionsarbeit.
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Erst ist er lange Jahre im Umweltausschuss und umweltpolitischer Sprecher seiner Partei, 2002 wird er Fraktionsvorsitzender.
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Kretschmann zeigt Biss - nicht nur beim Tauziehen am Tag der offenen Tür des baden-württembergischen Landtags - und legt sich an, zur Not auch mit seiner eigenen Partei und seinen Wählern. "Wer nie aneckt, hat keine Haltung", ist sein Leitspruch.
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2006 werden die Grünen mit ihrem Spitzenkandidaten Winfried Kretschmann drittstärkste Kraft im Landtag. Obwohl der Sigmaringer schwarz-grünen Bündnissen offen gegenüber steht, wird aus einer Koalition mit Günther Oettingers CDU nichts.
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Bei der Wahl 2011 setzt die Ökopartei erneut auf "Kretsch". Unermüdlich fährt er übers Land, wirbt für einen Politikwechsel. Der rückt in greifbare Nähe - vor allem wegen des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 und der Atomkatastrophe in Fukushima.
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Der Wahlabend am 27. März zeigt, dass sich der Einsatz gelohnt hat: Winfried Kretschmann schafft die Sensation ...
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... und stößt den CDU-Ministerpräsidenten Stefan Mappus (links) vom Thron. Die Grünen können zusammen mit Nils Schmids SPD eine Regierung bilden - als Seniorpartner wohlgemerkt.
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Erstmals in der bundesdeutschen Geschichte wird ein Grünen-Politiker Ministerpräsident. Doch die grün-rote "Liebesheirat" wird schon im Honeymoon empfindlich gestört: Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 wird zum Zankapfel.
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Man einigt sich doch - auf eine Volksbefragung. Doch beide Seiten müssen Federn lassen; die Grünen mehr als die Roten, befinden Beobachter. Kretschmann wirbt in seiner Partei um Besonnenheit: "Wir können uns da keine Konfliktkoalition erlauben. Wir müssen, wo immer es geht, einheitlich auftreten und klar machen, dass wir gemeinsam diesen Politikwechsel wollen."
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Schließlich steht er doch, der Koalitionsvertrag, und es darf angestoßen werden. Kretschmann gibt sich selbstbewusst und betont, dass man im Regierungsbündnis die Zügel fest in der Hand halte: "Wir haben einen guten Koalitionsvertrag verhandelt. Er trägt nicht nur eine grüne Handschrift. Er ist durch und durch grün imprägniert."
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An seine neue Rolle als Landesvater wird sich der 62-Jährige noch gewöhnen müssen. Bisher hielt er sein Privatleben sehr sorgsam aus der Öffentlichkeit heraus. Seine Ehefrau Gerlinde kennt zumindest das Geschäft: Die 63-Jährige saß lange für die Grünen im Sigmaringer Kreistag.
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Als Landesmutter sieht sich Gerlinde Kretschmann nicht. Dafür hat sie mit ihren Grundschülern - sie ist Lehrerin in Sigmaringen - und ihren eigenen drei Kindern (auf dem Foto sieht man die Söhne Johannes - rechts - und Albrecht mit dessen Freundin) genug zu tun.
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Dass die Kretschmanns in Zukunft weniger Zeit für einander haben werden, darauf haben sich die beiden eingestellt. Ihre kostbare Freizeit verbringen sie gerne mit Wandern oder Opernbesuchen.
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Für seine Regierungszeit verspricht Winfried Kretschmann, zuzuhören und nicht die Bodenhaftung zu verlieren: "Wir werden auf dem Teppich bleiben."