Pressestimmen zum Abstieg des VfB Stuttgart „Selten ist ein Bundesligist verdienter abgestiegen“
Nach dem Abstieg des VfB Stuttgart gehen die Kommentatoren in den Medien mit dem Verein und seiner Führung knüppelhart ins Gericht. Vor allem Ex-Manager Michael Reschke bekommt sein Fett weg – der Fokus richtet sich aber auch auf Präsident Wolfgang Dietrich.
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Der 1. FC Union Berlin jubelt – VfB-Spieler Chadrac Akolo kann nicht hinsehen.
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Der Südwestrundfunk (SWR) lässt auf seiner Internetseite kein gutes Haar am VfB. „Ich habe keinerlei Mitleid mit dieser Mannschaft und dem Verein. Mit den Spielern nicht, mit den Trainern nicht, mit den Funktionären nicht“, schreibt SWR-Sportreporter Günther Schroth: „Was hat man sich eigentlich gedacht beim VfB, als man Michael Reschke diese Mannschaft zusammen kaufen ließ? Reschke, beim FC Bayern noch der Spielerbeobachter im Schatten der Stars, hat sich im Stuttgarter Licht sonnen wollen – und merkte nicht, wie die Mannschaft vor sich hin welkte.“ Doch nicht nur Reschke, auch der Präsident bekommt sein Fett weg: „Wolfgang Dietrich hat zwar nachgewiesen, dass er als Investor mit Fußball Geld verdienen kann. Aber er hat keine Ahnung vom Fußball selbst. Insofern ist er mit dem Modell Reschke gnadenlos gescheitert.“
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Die „Waiblinger Kreiszeitung“ knöpft sich ebenfalls Ex-Manager Michael Reschke vor: „Rund 50 Millionen Euro haben die sonst eher für ihre Sparsamkeit bekannten Schwaben in den Kader gepumpt. Das Ergebnis ist der teuerste Abstieg der Vereinsgeschichte - und ein gewaltiger Scherbenhaufen, den Reschkes Nachfolger Thomas Hitzlsperger nun zusammenkehren muss“, schreibt Autor Danny Galm und sieht schwarz: „Aus dem Meister von 2007 droht nun nach dem zweiten Abstieg innerhalb von drei Jahren eine Fahrstuhl-Mannschaft zu werden.“
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Von der „Geschichte einer Selbstüberschätzung“ berichtet „Spiegel online“: „Der VfB hatte keine Mannschaft beisammen, die auf den Abstiegskampf vorbereitet war.“ Die Schuld sieht Autor Jörn Meyn nicht nur bei Reschke, sondern auch bei dessen Nachfolger Thomas Hitzlsperger: „Unbeschadet übersteht auch der Meistertorschütze von 2007 diesen Abstieg nicht. Vom erfolglosen Korkut-Nachfolger Markus Weinzierl trennte er sich erst, als ein 0:6 gegen den direkten Konkurrenten Augsburg keinen Ausweg mehr ließ. Interimstrainer Nico Willig verlor nur eines seiner fünf Spiele. Auf den U19-Coach zu setzen, war die richtige Entscheidung. Hitzlsperger aber traf sie zu spät.“ Nun sei der VfB zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg „ein erschöpfter, an sich verzweifelnder Club.“
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Keine Gnade kennt auch der „Kicker“, der sich vor allem die Mannschaft vorknöpft: „Selten ist ein Bundesligist verdienter abgestiegen als diesmal der VfB Stuttgart, der die Minusrekorde seiner eigenen Historie regelrecht pulverisierte“, analysiert George Moissidis. „Allenfalls in homöopathischen Dosierungen“ hätten die Spieler „das ihnen nachgesagte Potenzial abgerufen“. An der „nötigen Professionalität, Disziplin und Mentalität“ habe es gefehlt, „selbst die Selbstreinigungskräfte versagten bei so viel Selbstüberschätzung“. Schwere Wochen sieht der Autor auf Präsident Wolfgang Dietrich zukommen: „Man darf gespannt sein, wie heiß es bei der Mitgliederversammlung am 14. Juli zugehen wird. Dietrich möchte sein Amt behalten, aber große Teile der Mitglieder sind schon auf den Barrikaden.“
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Eine düstere Zukunft sieht die „FAZ“ auf den VfB zukommen: „Den Stuttgartern droht nach dem Abstieg noch ein schlimmeres Schicksal als nur die sportliche Zweitklassigkeit“, raunt Jan Ehrhardt und zweifelt am sofortigen Wiederaufstieg: „Zu zerrissen sind die Führungsgremien, zu desolat die sportliche Entwicklung der vergangenen Jahre, zu gering der Rückhalt für die verantwortlichen Personen. Der Schaden für den Club könnte perspektivisch immens sein. Von der Begeisterung aus früheren Tagen jedenfalls ist nicht viel übrig geblieben.“
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Ein vernichtendes Zeugnis stellt auch die „Südwestpresse“ in Ulm aus: „Der VfB hat sich selbst ins Aus geschossen – mit Ansage. Das muss man erst mal schaffen bei diesen guten finanziellen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten in Stuttgart, bei solch einer Fan-Unterstützung, einem Zuschauerschnitt jenseits der 50 000 pro Heimspiel“, resümiert Sportchef Carsten Muth. Der Abstieg sei „Resultat eines Versagens auf vielen Ebenen. Miserables Management, verfehlte Kaderplanung, keine Kontinuität in der Vereinsführung, die Aufzählung ließe sich noch ein Weilchen weiterführen.“ Der Autor erinnert noch einmal an die hochtrabenden Pläne des Clubchefs: „Der Fünfjahresplan des Präsidenten Wolfgang Dietrich sah nach dem geglückten Wiederaufstieg vor, den VfB von 2020 an wieder konstant im oberen Tabellendrittel der Bundesliga zu etablieren. Dieses Vorhaben ist, man muss es klar und deutlich sagen, krachend gescheitert.
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Der „Südkurier“ aus Konstanz fordert die Clubspitze sogar zum Rücktritt auf: „Die Führungsriege sollte Platz machen für einen Neuanfang“, denn: Der VfB Stuttgart steht vor einem Scherbenhaufen, den selbst die größten Kritiker der Schwaben vor der Saison so nicht erwartet hatten“, schreibt Dirk Salzmann und blickt sorgenvoll nach vorne: „Es könnte das Schicksalsjahr der Schwaben werden, denn bei allem Selbstverständnis, auch für den VfB gelten die Gesetzte des Marktes. Wie lange der Verein die finanziellen Ausfälle in Liga 2 wird kompensieren können? Ein Jahr bestimmt, was aber wenn der Aufstieg verpasst wird?“