Programm der Stuttgarter Galerien Die beste aller Rückzugswelten
Krakelige Knäuel, Wolkenmonster und Buddhismus in Blau. Das alles und mehr bietet ein Rundgang durch das Sommerprogramm der Stuttgarter Galerien.
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Foto Galerie Z/Sylvia Seelmann
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Seen- und Flußlandschaften haben es der Künstlerin Sylvia Seelmann angetan, deren Arbeiten derzeit in der Galerie Z ausgestellt sind.

Foto Galerie Z/Sylvia Seelmann
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Die meisten der neosymbolistischen Gemälde der Malerin Sylvia Seelmann in der Galerie Z (Preise ab 1 400 bis 7 600 Euro) sind nah am Wasser gebaut. Sie zeigen verlassene Strände, gelbgrüne Sümpfe oder tropisches Mangrovendickicht, um eine Langsamkeit jenseits des Wirklichen zu feiern. Unter greller Sonne werfen buntscheckige Baumriesen abstrakte Spiegelbilder auf schlafende Wasseroberflächen. Licht- und Schattenspiele in einer zum Ornament erstarrten Natur. (Bis 31. Juli, Rosenbergstraße 104, Di-Fr 11-18, Sa -16 Uhr.)

Foto Galerie Schlichtenmaier/Xianwei Zhu
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Die Bilder von Xianwei Zhu sind in der Stuttgarter Filiale der Galerie Schlichtenmaier zu sehen und heißen „Der große Klang“ (14 700 Euro) oder „Die Stille“ und was Wolke, was Berg ist, vermag man im nassen Blau des Farbauftrags oft nicht zu sagen. Andächtig bestaunen ameisenkleine Wanderer im Stil Caspar David Friedrichs die erhabenen Naturkulissen: ein interkultureller Brückenschlag zwischen westlicher Romantik und fernöstlichem Buddhismus, für den der Mensch nur ein Beinah-Nichts im Kosmos ist. (3. Juli bis 28. August, Kleiner Schlossplatz 11, Di-Fr 11-19, Sa -17 Uhr.)

Foto Galerie Klaus Braun - 2-José Heerkens 2021
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Mit wenig Mitteln viel zu erreichen ist das Ziel von Diet Sayler: Wie ein sinkender Ozeandampfer mutet die Rechteckformation an, die da schräg im Bild hängt. Den sparsamen und doch unerschöpflichen Möglichkeiten der reinen Abstraktion ist die Gruppenschau in der Galerie Braun gewidmet. Neben Saylers geometrischen Schiffsuntergängen und den zart abgestuften Farbfeldserien der Niederländerin José Heerkens (Bild) sind dort auch die Raumkonstruktionen von Rita Ernst zu entdecken. Für Gemälde wie „Spazio 15“ (5 760 Euro) vertraut die Schweizer Künstlerin gern auf die Inspirationskraft der Architektur. Deren Perspektiven aber verknappen sich auf den Bildern zu Liniengefügen, die verwirrend zwischen zweiter und dritter Dimension hin und her springen. (Bis 28. August, Charlottenstraße 14, Fr 14-18, Sa 11-14 Uhr.)

Foto Galerie Fuchs/Keiran Brennan Hinton- Bathroom Door
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Er malt Sofas oder ungemachte Betten, Büros und Badezimmertüren. Und manchmal auch Menschen, aber deren Gesichter sind kaum zu erkennen. Für Keiran Brennan Hinton ist das Interieur die aufschlussreichere Charakterstudie. In der Galerie Fuchs lässt der gebürtige Kanadier Lebensräume von ihren Bewohnern erzählen. Häufig fällt der Blick des Künstlers dabei auf die Wohnungen enger Freunde beziehungsweise das eigene Domizil in einer umgebauten Schule. Die persönliche Nähe zum Motiv und die Helligkeit des schräg einfallenden Tageslichts verleihen selbst kleinformatigen Arbeiten wie der halb geöffneten „Bathroom door“ (1800 Euro) eine friedvoll-optimistische Stimmung. Die heimischen vier Wände sind eben immer noch die besten aller Rückzugswelten, wie man nicht erst seit der Pandemie weiß. (2.-31. Juli, Reinsburgstraße 68a, Di-Fr 13-19, Sa 11-16 Uhr.)

Foto Galerie Hauff
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Fragmente Vollendung wäre das Ende. Was dagegen nicht abgeschlossen ist, hört niemals auf, uns zu beschäftigen. Aus diesem Grunde erkannten die Cheftheoretiker der Romantik im Fragment die Idealform der Kunst. Der Aktualität des Unfertigen im 21. Jahrhundert spürt jetzt eine Gruppenschau der Galerie Hauff nach. Tatsächlich kann man in den Farbflüssen der Französin Charlotte Denamur die Metapher einer ewigen Suche vermuten. Auch Dóme Scharfenberg sträubt sich mit bruchstückhafter Tektonik stoisch gegen die Perfektion. Demgegenüber wirkt das Paar, das in Arthur Metz‘ Acrylbild „Killesberg“ (7500 Euro) die nächtliche Aussicht auf Stuttgart genießt, rundum zufrieden. Der Bezug zum Ausstellungstitel ergibt sich allerdings über jenes dreckgraue Wolkenmonster, das da breit und drohend in der Luft schwebt: Die Sache mit dem Stuttgarter Feinstaub ist nämlich eine unendliche Geschichte. (Bis 29. Juli, Paulinenstraße, 47. Di-Fr 13-18 Uhr.)

Foto Kunsthaus Frölich/Jo Bukowski
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Überall diese Linien! Kreuz und quer laufen sie über die Bildfläche, bilden krakelige Knäuel oder gruppieren sich zum konzentrischen Muster. Gleichsam als Einspruch der Grafik gegen die Malerei durchkreuzen geknickte und gebogene Striche die abstrakten Kompositionen von Jo Bukowski. Manche der spätinformellen Ölgemälde, die im Kunsthaus Frölich ab 840 Euro zu haben sind, könnten bei längerem Hinsehen an Landschaften, Tiere oder Menschengesichter erinnern – wären da nicht überall diese Linien. (Bis 31. Juli, Oswald-Hesse-Straße, Stuttgart-Feuerbach,Mo bis Fr. 9.30 bis 18 Uhr, Sa 9.30 bis 13 Uhr)