Roger Federer und vergebene Matchbälle Wenn das Tennis-Match nicht enden will
Unfassbar! Roger Federer wehrt bei den Australian Open sieben Matchbälle ab. Wir haben einige verrückte Spiele mit vielen vergebenen Matchbällen ausgegraben.
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Hilfe von oben? Roger Federer scheint seinen Erfolg selbst nicht glauben zu können.
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Dieses Marathonmatch 2017 im Tennisstadion von Dubai war so spannend, dass die beiden Profis im Tiebreak einmal sogar vergaßen, die Seiten zu wechseln. Am Ende hatte Philipp Kohlschreiber (re.) gleich sieben Matchbälle gegen Andy Murray vergeben und verpasste es damit, die Nummer eins der Welt zu bezwingen. Nach dem Aus im Viertelfinale sprach der gebürtige Augsburger dennoch vom besten Match seines Lebens. Murray nutzte seinen achten Satzball im Monster-Tiebreak des zweiten Durchgangs. Nach 2:55 Stunden hieß es 6:7 (4:7), 7:6 (20:18), 6:1 aus Sicht des 32 Jahre alten Schotten.
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Es war das entscheidende Match des Davis-Cup-Halbfinales Russland gegen Deutschland im Jahr 1995. Im Einzel standen sich in Moskau Michael Stich und Andrei Chesnokov (Foto) gegenüber. Stich vergab neun (!) Matchbälle. Chesnokov war fit wie ein Turnschuh, da der im Doppel geschont wurde. Dem Deutschen ging in dem nervenaufreibenden Fünf-Satz-Match dagegen zunehmend die Puste aus und somit auch die Konzentration. Am Ende siegte der Russe mit 14:12 im fünften Satz und sorgte für das große Entsetzen im deutschen Team. Michael Stich verharrte nach der Niederlage minutenlang auf der Bank und versteckte seinen Kopf unter einem Handtuch. Der Traum vom Finale gegen die USA war ausgeträumt. Boris Becker monierte die Platzverhältnisse auf dem tiefen Sandplatz, sprach von einem Untergrund, der ihn an „Joggen am Strand“ erinnert. Mit etwas Abstand fand auch Stich Worte: „Das war die schmerzhafteste Niederlage meiner Karriere. Als Menschen und Tennisspieler wird dieses Match mich immer prägen. Ich wusste nicht, wie brutal Sport sein kann.“
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Es war ein epischer Kampf bei den den French Open 2013. Tommy Haas (li.) wehrte gegen John Isner selbst einen Matchball ab und nutzte seinen 13. Matchball zum Sieg und dem Einzug ins Achtelfinale. Bei einer 6:5-Führung hatte Haas die ersten von neun Matchbälle gegen den servierenden Isner. Der 2,06 Meter große Aufschlagriese mit der weißen Basketballkappe zeigte keine Nerven und wehrte alle Matchbälle ab, drei davon mit Assen. Im fünften Satz geriet Haas schnell 0:3 und 1:4 in Rückstand. Zum 3:4 schaffte er im vierten Anlauf das Rebreak, beim Stand von 4:5 wehrte er selbst einen Matchball von Isner ab. Nach 4:37 Stunden und zwölf vergebenen Matchbällen von Haas schlug Isner eine Rückhand seitlich ins Aus und der Bann war gebrochen. Der heute 41 Jahre alte Haas gewann das Match 7:5, 7:6, 4:6, 6:7, 10:8. „Ich war bei einem großen Match dabei. Leider musste einer verlieren. Für mich wäre das nach den vielen Chancen aber noch enttäuschender gewesen“, sagte Haas. Und Isner meinte: „Rückblickend hätte ich wohl lieber in drei Sätzen verloren. Mir geht es jetzt ziemlich furchtbar.“
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Der Name des Austragungsortes war im Jahr 2014 Programm: In Surprise (Arizona) krönte sich die Serbin Jovana (Foto) Jaksic zur überraschend zur Turniersiegerin – ganz entgegen des Spielverlaufs der ersten beiden Sätze. Die 26-Jährige wehrte im Finale des 25 000-Dollar-ITF-Turniers gegen die Österreicherin Tamira Paszek satte 14 Matchbälle ab! Vielleicht hatte sie ihre Gegenspielerin aus Vorarlberg durch ihr Geschrei auf dem Court abgelenkt, Jakic ist bekannt für ihr lautstarkes Spiel. Die gebürtige Belgraderin begründete ihren Erfolg jedoch anders: „Wenn ich einen Matchball abwehren kann, kann ich auch den zweiten und den dritten abwehren. Aber ich habe nach dem sechsten Matchball aufgehört zu zählen.“ Tamira Paszek trug die Niederlage mit Fassung: „Mir ist einfach die Kraft ausgegangen. Ich habe alles gegeben, was ich noch in mir hatte. Ich kann mir wirklich nichts vorwerfen, auch wenn es natürlich weh tut“, sagte die in Dornbirn geborene 29-Jährige.
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Es war das Matchball-Drama von Melbourne: Die Belgierin Yanina Wickmayer schaffte es gegen die Tschechin Lucie Safarova (Foto) gleich neun Mal, einen Matchball nicht zu verwandeln. In der ersten Runde bei den Australian Open 2017 lag es nicht nur an den schwachen Nerven der Verliererin. Der siegreichen Tschechin gelang ein wahres Meisterstück. Safarova verbuchte in den entscheidenden Momenten nacheinander ein Ass, einen Vorhand-Winner, einen Service-Winner, dann zwei Vorhand-Winner und nochmal zwei Asse. Endstand 3:6, 7:6, 6:1 nach zwei Stunden und sechs Minuten für Safarova, in einer, für die Belgierin Wickmayer, sehr unglücklichen Begegnung. dpa
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Es war kein Spiel der vergebenen Matchbälle, aber dennoch ein Spiel der Rekorde, in dem Tennis- und Sportgeschichte geschrieben wurde. John Isner und Nicolas Mahut spielten 2010 in der ersten Runde beim Wimbledonturnier 11 Stunden und fünf Minuten. Erst dann hatte John Isner den Franzosen Nicolas Mahut mit 6:4, 3:6, 6:7, 7:6, 70:68 besiegt. Allein der fünfte Satz wäre mit einer Spielzeit von 8:11 Stunden als längstes Tennismatch durchgegangen. „Was diese beiden Spieler gezeigt haben, zählt zum Größten, was es in diesem Sport je gegeben hat. Das war pures Heldentum“, versuchte Tennis-Ikone John McEnroe Worte für dieses Match zu finden. „Ich habe mir nur noch gesagt: Du musst auf beiden Beinen stehen bleiben. Deinem Gegner geht’s auch nicht besser“, sagte Isner über den Marathon. Mahut, den Isners Matchball bei 70:68 „traf wie ein Messerstich ins Herz“, sagte, er sei teilweise wie „ein Betrunkener“ über den Platz geirrt, „kaum noch bei Besinnung“: „Ich war nur noch aus dem Unterbewusstsein gesteuert.“