Schaurig-schönes Kinderbuch Vier Geschwister wollen Waisenkinder werden
„Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)“: Schon der Titel steht in bester Gruseltradition – und das neue Buch von Lois Lowry hält, was es verspricht.
10 Bilder
Foto dtv
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Die Geschwister Timothy, Barnaby A und B sowie Jane haben kaltherzige Eltern, die sie los werden wollen.
Foto Tulipan-Verlag
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Werner Holzwarth: Mein Jimmy. Tulipan, 15 Euro. Ab 4 Jahren. Dicke Freunde sind sie, Jimmy, das Nashorn, und Hacki, der Vogel. Der pickt Jimmy die lästigen Insekten vom Rücken, gemeinsam erleben sie rasante Abenteuer. Aber dann wird Jimmy immer müder, bis er nicht mehr hochkommt. Werner Holzwarth, ja, der mit dem „Maulwurf, der wissen will . . .“, erzählt diese Geschichte von Freundschaft und Tod sehr persönlich und berührend; Mehrdad Zaeri hat sie atmosphärisch dicht illustriert. (gepa)
Foto Klett-Kinderbuch
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Sabine Lemire / Rasmus Bregnhøi: Mira. Klett-Kinderbuch. 15 Euro. Ab 9 Jahren. Ein Instagram-Konto und der erste Freund gehören dazu: Einfühlsam und farbenfroh zeichnet dieses Comicbuch das Teenie-Werden im 21. Jahrhundert glaubhaft auf. Gruppenzwang, Selbstinszenierung, die erste Beziehung – auch wer ohne soziale Medien aufgewachsen ist, kann sich problemlos in Mira und ihre ersten Ausflüge ins Erwachsenwerden hineinversetzen. (belo)
Foto Kullerkupp
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Bolatta Silis-Høegh: Aima. Kullerkupp-Verlag. 15,90 Euro. Ab 4 Jahren. Aima lebt in Grönland, aber sie kämpft mit Problemen, die alle Kinder kennen: Die Großen tun immer nur so, als ob sie Sandkuchen essen, Chaos im Wohnzimmer provoziert bei ihnen Schreiattacken. „Aima“ heißt der zauberhaft collagierte Ausflug in eine grönländische Kindheit, auch Eisberge und Schlittenhunde sind Bolatta Silis-Høegh toll geglückt.
Foto Thienemann
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Annet Schaap: Emilia und der Junge aus dem Meer. Thienemann-Verlag. 398 Seiten. 15 Euro. Ab 10 Jahren. Zu entdecken ist eine neue, faszinierende Erzählstimme; Annet Schaap erzählt ein klug intoniertes Abenteuer. Die Sehnsucht nach einem liebevollen Vater, der sie annimmt, wie sie sind, prägt Emilia und Edward. Sie ist die Tochter eines Leuchtturmwärters, die als Dienstmagd arbeiten muss; er ist der Sohn eines kaltherzigen Vaters und hat statt Beinen einen Fischschwanz. Zusammen brechen sie auf ins Ungewisse. (hoc)
Foto Arena-Verlag
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Bob Konrad: Der Knäckebrot-Krach. Arena-Verlag. 94 Seiten. 12 Euro. Ab 8. Man kann sich über die nichtigsten Dinge streiten. Das erfährt Mayo samt ihrem kleinen Bruder Super, welcher nervt, aber ansonsten „super“ ist, in den Ferien bei Oma und Opa. Mayo wird so genannt, weil sie Pommes nur mit Mayonnaise isst – und niemals mit Ketchup. Die Geschwister fetzen sich plötzlich darüber, ob man die glatte oder die löchrige Seite von Knäckebrot mit Butter bestreicht. Und schwups ist das halbe Dorf involviert. Bob Konrad ersinnt herrlich überdrehte Situationen, in denen nur die Kinder vernünftig agieren – nun ja, meistens. Daniela Kohls strichelige Zeichnungen bringen das witzige Drama so richtig in Schwung. (hoc)
Foto Carlsen
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Julien Wolff: Traumtreffer. Carlsen-Verlag. 221 Seiten. 7,99 Euro. Ab 12. Für Leon geht ein Traum in Erfüllung: Der 15-Jährige wird von einem Scout fürs Fußball-Internat des FC Bayern entdeckt. Spannend inszeniert Julien Wolff in „Traumtreffer“, wie Talent bei anderen Neid schüren kann. So entwickelt einer von Leons Mitschülern viel kriminelle Energie, um den Neuen zu bremsen. Julien Wolff, Fußballexperte auf vielen Kanälen, fesselt junge Leser nicht nur mit Insiderwissen über den Alltag in einem Sportinternat und mit thrillermäßigen Spielszenen. Er macht den Fußballacker auch zum Ort, der die Welt bedeutet. „Mit dem Ball am Fuß habe ich alles übers Leben gelernt“, gibt ein Zitat von Superstar Neymar den Tenor vor. In diesem Sinn konfrontiert der Autor seinen Helden mit dramatischen Situationen, mit Frustrationen und Enttäuschungen, mit Jubel und Euphorie – und dem ersten Verliebtsein. (ak)
Foto Beltz & Gelberg
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Martina Wildner: Dieser verfluchte Baum. Beltz & Gelberg. 205 Seiten. 13,95 Euro. Ab 11 Jahren. Sofort ist er da, dieser besondere Ton, der bereits die ersten beiden Bände von Martina Wildners Allgäu-Abenteuern um Hendrik, seinen Bruder Eddi und ihre Freundin Ida lesenswert machte. Eine feine Ironie und die gewichtige Frage, ob nicht vielleicht doch eine magische Kraft das Puzzle des Lebens zusammenhält, prägen auch „Dieser verfluchte Baum“. Nach Schnecken und Krähen scheint nun der Zauber eines Baums die Ursache zu sein, dass manches im Dorf nicht mit rechten Dingen zugeht; gelöst werden muss das Rätsel von vier Menschen, die unter derselben Fichte starben. Und schon zieht der Todesbaum Hendrik in seinen Bann, der Teenager fühlt sich plötzlich hölzern und stolpert fortan durch die Geschichte. Klimawandel, Plastikmüll, aber vor allem die Fähigkeit von Bäumen, mit anderen Wesen zu kommunizieren, haben Martina Wildner zu einer Story inspiriert, die Aberglauben und Allgäu schaurig-schön mixt. (ak)
Foto cbj-Verlag
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Bettina Obrecht: Pfote – Ein Ohr für alle Fälle. Verlag cbj. 176 Seiten. 13 Euro. Ab 8 Jahren. Bettina Obrecht hat sich mit der Erfindung von Pfote als echte Hundeversteherin erwiesen. Im ersten Band der Reihe büxte der fast perfekte Hund, der mithilfe eines geheimen Halsbands mit den Menschen reden kann, aus dem Labor aus. Im zweiten Band hilft er mit seiner neuen Familie, zu der vor allem Janne und ihr Bruder Flip gehören, anderen Hunden, ihre Problemmenschen besser zu verstehen. Mobbing? Zu viel Parfüm? Kein Bock auf Zähnefletschen? Eine Beratung beim Menschenversteher Pfote wirkt Wunder. Herrlich, wie sich die Autorin auf ein Neues in Tier und Mensch einfühlt. (ak)
Foto Annette-Betz-Verlag
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Guido Van Genechten: Die Wahrheit über Dinosaurier. Annette-Betz-Verlag. 14,95 Euro. Ab 4 Jahren. Durch Proteinanalysen konnten amerikanische Forscher vor ein paar Jahren nachweisen, dass das furchtbare Dino-Monster Tyrannosauros Rex tatsächlich der Urahn unserer freundlich im Dreck scharrenden Haushühner ist. Vielleicht war es diese Entdeckung, die den belgischen Autor und Illustrator Guido Van Genechten zu seinem Bilderbuch „Die Wahrheit über Dinosaurier“ inspiriert hat. Jedenfalls darf ein ziemlich freches und vorlautes Huhn durch die Ahnengalerie seiner Vorfahren führen – und das ein oder andere Familiengeheimnis ausplaudern. Velociraptoren beim Radrennen, ein Diplodocus-Paar beim Küssen, ein Blick auf bananengroße Tyrannosaurus-Rex-Zähne, dazu ein Wiegeticket für jeden Dino: das bunt wie ein Fotoalbum bestückte Lexikon punktet mit nützlichem und unnützem Wissen. Das macht es zur unterhaltsamen Lektüre nicht nur für Dino-Nerds. (ak)