Sensationsfund zum Vernichtungslager Sobibor „Es waren apokalyptische Zustände“
Johann Niemann machte im Dritten Reich Karriere: Er schaffte es vom einfachen Anstreicher zum stellvertretenden Kommandanten des Vernichtungslagers Sobibor. Vor kurzem wurden seine privaten Fotoalben entdeckt. Martin Cüppers, der maßgeblich an der Aufarbeitung beteiligt war, berichtet im Interview über den Sensationsfund.
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Foto United States Holocaust Memorial Museum
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Während nebenan gemordet wird: Kommandant Franz Reichleitner (links), Erich Bauer, der „Gasmeister“ von Sobibor (Mitte, mit Küchenhilfe) und Johann Niemann (rechts) beim entspannten Zusammensein vor dem Kasino.
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Studio-Aufnahme von Johann Niemann als SS-Oberscharführer, zwischen August 1941 and August 1942.
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Der Eingang des Vernichtungslagers Sobibor im Frühling 1943. Juden aus der Umgebung wurden zu Fuß, in Lastwagen oder in von Pferden gezogenen Karren ins Vernichtungslager gebracht, die aus entfernteren Gegenden in Zügen Deportierten durch einen separaten Eingang.
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Von einem Wachturm aufgenommener Überblick über das Lager I und das Vorlager im Hintergrund, Frühsommer 1943. Auf dem freien Platz zwischen Lager I und der Umzäunung rechts gab es in einer früheren Bauphase eine hölzerne Überdachung, wo in der Regel die deportierten Männer warten mussten, während die Frauen und Kinder in die Gaskammern getrieben wurden.
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Blick aus dem Vorlager Richtung Lager I und III, Frühjahr 1943. Links neben dem hohen Feuermeldeturm aus der Vorkriegszeit war die Lager-Bäckerei. Hinter deren Dach ragt der Arm des Baggers in die Höhe, mit dem die Leichen zur Verbrennung aus den Massengräbern gehoben wurden.
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Auf der Terrasse des neuen Kasinos, Frühjahr 1943. Dort mussten auf Anordnung der Deutschen auch Jüdinnen und Juden musizieren und tanzen.
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Kommandant Franz Reichleitner (links), Erich Bauer, der sich selbst nach 1945 als „Gasmeister von Sobibor“ bezeichnete (Mitte, mit einer Küchenangestellten) und Johann Niemann (rechts).
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Eine Einheit Trawniki – vor allem ukrainische und russische Helfer der Nationalsozialisten, die zunächst Kriegsgefangene waren – im Frühjahr 1943 auf dem Exerzierplatz vor Lager III. Vorne in der Mitte wahrscheinlich John Demjanjuk.
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Johann Niemann bei einer Belohnungsreise für das Sobibor-Personal nach Berlin und Potsdam im Juli 1943.
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Johann Niemann im Rang eines SS-Hauptscharführers im Frühjahr 1943.
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Die Gänse wurden von jüdischen Überlebenden und Anwohnern oft erwähnt. Der Überlebende Mordechai Goldfarb erinnerte sich 1962: „Bei Transporten ließ man die Gänse heraus. Deren Geschrei mischte sich dann mit den Schreien der Menschen.“
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Johann Niemann zu Pferd im Winter 1942/43 vor dem alten Kasino.
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Johann Niemann und ein nicht identifizierter SS-Unterscharführer mit Schäferhunden. Oft hetzte die Lager-SS die Tiere auf jüdische Gefangene.
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Niemanns Ehefrau Henriette mit den beiden Kindern des Paares.
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Belohnungsfahrt für die Sobibor-Belegschaft samt Ehefrauen im Sommer 1943: Auf der Freitreppe von Schloss Sanssouci Potsdam
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Auch die Trawniki durften auf die Belohnungsfahrt mit. Hier eine Gruppenaufnahme vor dem Berliner Dom.
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An der Westfassade des Stadtschlosses Potsdam. Im Zentrum des Bildes Johann Niemann.
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Freibadszene während der Belohnungsfahrt für das Sobibor-Personal. Links am Beckenrand Niemann mit Schirmmütze.
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Entspanntes Beisammensein im Biergarten am Potsdamer Drachenhaus bei der Belohnungsfahrt für das Sobibor-Personal. Niemann rechts in Uniform.Foto: United States Holocaust Memorial Museum
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Niemann starb beim Aufstand der jüdischen Gefangenen in Sobibor am 14. Oktober 1943. Das Foto zeigt den Aufbahrungsraum auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Chelm. Die Beschriftung „Niemann“ auf der Rückseite des Abzugs lässt vermuten, dass sein Leichnam im Sarg rechts liegt.
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Vermutlich in Chelm stationierte SS-Soldaten tragen die Särge der beim Aufstand getöteten Deutschen zum Gräberfeld.
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Werner Blankenburg, Leiter des Amtes II der Kanzlei des Führers, mit einem Kranz vor den Särgen der beim Sobibor-Aufstand getöteten Deutschen auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Chelm, 18. Oktober 1943.
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Auf Henriette Niemanns Sparbuch häuften sich, während ihr Mann in Sobibor war, große Summen an. Vermutlich hatte Johann Niemann Werte von Ermordeten geraubt und bei Heimatbesuchen mit nach Völlen, wo die Familie lebte, gebracht.
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„Bei einem schweren Gefecht mit Aufrührern in vorbildlicher Pflichterfüllung gefallen“: Todesbenachrichtigung an Johann Niemanns Frau Henriette.
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Brief vom Lebensborn an die Witwe Niemanns.
Foto Foto: privat
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Der Historiker Martin Cüppers war maßgeblich an der Aufarbeitung des Niemann-Nachlasses beteiligt.