Stäffele in Stuttgart, Teil 2 Treppauf, treppab mit viel Geschichte(n)
Wie viele Staffeln und Stäffele Stuttgarts Hänge durchziehen? Genau weiß es keiner - manche sprechen von 400, andere sogar von 600 Treppenanlagen. Viele erzählen eine Geschichte. Woher Pfarrwegle oder Wächterstaffel ihren Namen haben? Wir verraten es im zweiten Teil unserer Stäffeles-Rutscherei.
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Stadtbaurat Karl Kölle schuf 1896 mit dem Schwabtunnel eine direkte Verbindung von West nach Süd.

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Damals eine kleine Sensation: Der Schwabtunnel war der erste Tunnel Deutschlands, durch den Autos fahren konnten und der erste Straßenbahn-Tunnel der Welt.

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Links und rechts des klassizistischen Tunnelportals aus Buntsandstein führen Staffeln den Hasenberg hinauf. Einen eigenen Namen haben sie nicht – man kennt sie nur als Begleiterinnen der 125 Meter langen Röhre.

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Der Tunnel selbst ist wie die dazugehörige Schwabstraße nach einem bekannten Stuttgarter benannt: Dem Pfarrer und schwäbischen Dichter Gustav Schwab (1792 – 1850).

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Die Schwabtunnel-Stäffele sind auch Teil der Stuttgarter Stäffelestouren von Stadtführer Oliver Mirkes.

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Sein Vermögen machte der Unternehmer Emil Molt mit der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria. Ihm, der selbst aus einfachen Verhältnissen stammte, lag die Bildung der Massen am Herzen. Seinen Tabakwaren legte er Heftchen mit Lesestoff von Schiller oder Hesse bei. 1919 gründete Molt auf der Uhlandshöhe die erste Waldorfschule der Welt, die noch heute schräg gegenüber der Emil-Molt-Staffel steht.

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Die Pädagogik überließ Molt dem Anthroposophen Rudolf Steiner, den er bewunderte. Auf Druck der Nationalsozialisten wurden die Waldorfschulen in Deutschland Ende der 1930er Jahre geschlossen. Das vorläufige Ende seines Lebenswerks erlebte Molt nicht mehr – er starb 1936 in Stuttgart. 2005 erhielt Molt eine späte Würdigung: Die Staffel zwischen der Wera- und der Haußmannstraße wurde nach dem Unternehmer benannt – zur Einweihung reiste seine Enkeltochter an, die in Irland lebt.

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Wäre sein Attentat auf Adolf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller geglückt, hätte der schwäbische Widerstandskämpfer Georg Elser möglicherweise den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust verhindern können. Doch Hitler verließ die Parteiveranstaltung früher als gedacht.

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Die Nationalsozialisten warfen Elser ins KZ, 1945 wurde er in Dachau ermordet - wenige Tage, bevor das Lager von den Alliierten befreit wurde.

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Seit 1999 trägt die Georg-Elser-Staffel vom Bubenbad zur Diemershalde den Namen des Hitler-Attentäters aus Hermaringen.

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Wer im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Pfarrer in Botnang war, bei dem gehörte eine gewisse Fitness zur Grundausstattung. Schließlich musste der Seelsorger die Schäfchen in Heslach gleich mitbetreuen.

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Von West nach Süd nahm der Pfarrer den Weg durch den Kräherwald über den Blauen Weg und stieg über die Stäffele des Pfarrwegles nach Heslach hinab.

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1751 war die Mühsal beendet – da bekamen die Heslacher ihren eigenen Hirten. Das Pfarrwegle, das von der Baumreute zum Blauen Weg führt, behielt seinen Namen.

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Helene Schoettle (1903 – 1994) widmete ihr Leben der Stuttgarter Sozialdemokratie: Mit 16 trat die Tochter eines Schlossermeisters in die Sozialistische Arbeiterjugend ein, hier lernte sie ihren Mann kennen.

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Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, wurde es für die Schoettles lebensgefährlich. Erwin flüchtete in die Schweiz, Helene diente ihrem Mann als Kurier – bis es in Deutschland auch für sie zu unsicher wurde. 1934 emigrierten die Schoettles nach England, 1946 kehrten sie nach Stuttgart zurück.

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Während Erwin einer der Mitbegründer der „Stuttgarter Nachrichten“ und später Bundestagsabgeordneter wurde, zog Helene 1951 in den Stuttgarter Gemeinderat ein – und engagierte sich dort ein Vierteljahrhundert lang. 1994 starb sie mit 91 Jahren. In Heslach, in unmittelbarer Nähe zu dem Platz vor der Matthäuskirche, der nach ihrem Mann Erwin benannt ist, ist sie seit 1997 mit der Helene-Schoettle-Staffel verewigt. Die Staffel verbindet die Schickardt- mit der Gebelsbergstraße.

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Immer wieder zog es Friedrich List (1789 – 1846), den berühmten Ökonom und Vorkämpfer des Deutschen Zollvereins, nach Stuttgart. Drei Mal lebte der rastlose Geist aus Reutlingen hier.

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Immer wieder legte sich List mit der Obrigkeit an. Der württembergische König wollte von der Idee der Zollfreiheit nichts wissen, ließ List auf dem Hohenasperg inhaftieren und zwang ihn schließlich zur Auswanderung nach Amerika.

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1830 kehrte er als US-Konsul nach Europa zurück und setzte sich in Leipzig für den Eisenbahnbau ein. Später arbeitete er als Journalist in Augsburg und Paris – bis er sich 1846 in Kufstein das Leben nahm. Die Liststaffel verbindet den Marienplatz mit der Liststraße.

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Gleich vier Brüder teilen sich die Ehre, Namensgeber der Mohlstaffel am Bethesda-Krankenhaus zu sein: Alle vier wurden sie um 1800 in Stuttgart geboren und alle vier hatten ihre Verdienste – wenn auch in ganz verschiedenen Bereichen.

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Robert, der Älteste, war Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung von 1848, genauso wie der vier Jahre jüngere Moritz. Julius war ein bekannter Orientalist und der jüngste Bruder Hugo ein Botaniker, der in Tübingen wirkte.

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Er lernte bei Dannecker und Hetsch und holte sich in Paris und Rom den letzten Schliff: Der Stuttgarter Christian Gottlieb Schick (1776 – 1812) gehört zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Klassizismus. Seine Heimatstadt war Schick immer ein bisschen zu provinziell, er nannte sie eine „kunstlose Stadt“ und schwärmte den Daheimgebliebenen von der französischen Hauptstadt vor: „In Paris sind die Straßen immer so voll von Leuten, als wie in Stuttgart am Sonntag die Planie, ja noch völler.“

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Erst 1811 kehrte der Schöpfer der Porträts von Wihelmine von Cotta und Heinrike Dannecker nach Stuttgart zurück – als todkranker Mann von 36 Jahren. Seit 1908 ist die Schickstaffel zwischen der Zimmermann- und der Danneckerstraße nach ihm benannt.

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In Stuttgart hielt ihn nichts als die Geldnot: Der klassizistische Maler Eberhard Wächter (1762 – 1852) wäre gerne in Rom zu Ruhm und Anerkennung gekommen. Da ihm beides versagt blieb, musste Wächter 1809 in seine schwäbische Heimat zurückkehren. Er nahm eine Stelle als Inspektor des Königlichen Kupferstichkabinetts an – und war damit kreuzunglücklich.

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Italienische Lebensart am Neckar bereitete Wächter seine römische Frau Franziska Bandini, die ihn bis zu seinem Tod im hohen Alter von 90 Jahren umsorgte. Sein berühmtestes Werk „Hiob und seine Freunde“ hängt heute in der Stuttgarter Staatsgalerie. Die nach ihm benannte Wächterstaffel verbindet die Olga- mit der Danneckerstraße.

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Alte Postkarten zeigen ein mondänes Haus im Schweizer Stil mit Gauben und großer Aussichtsterrasse, doch im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs wurde das Luftkur-Hotel Buchenhof an der oberen Hasenbergsteige zerstört. Heute erinnert nur noch der Name der 330 Stufen langen Buchenhofstaffel zwischen Rotenwaldstraße und Hasenbergsteige an die Zeit, als man auf dem Hasenberg kurte.