Stuttgarter Kickers So sehen Ex-Blaue die Chancen für den Aufstieg
Die Stuttgarter Kickers starten mit einem Vier-Punkte-Polster in die restlichen 13 Regionalligaspiele. Wir haben uns bei ehemaligen Blauen umgehört, wie sie die Chancen für einen Durchmarsch in die dritte Liga sehen und auf was es dabei ankommt.
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Der ehemalige Sportliche Leiter der Kickers, Martin Braun (re., im Gespräch mit SVK-Torwarttrainer Ümit Sahin), ist von der Stabilität der Blauen im bisherigen Saisonverlauf beeindruckt.
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Alessandro Abruscia (Ex-Kickers-Spieler, Mittelfeldakteur des Regionalligisten VfR Aalen): „Die Stuttgarter Kickers werden sich mit der TSG 1899 Hoffenheim II und dem FC 08 Homburg um den Aufstieg streiten. Doch auch der SGV Freiberg hat sich gut verstärkt, die Niederlage im Nachholspiel in Fulda war allerdings gleich ein Rückschlag für das Team von Roland Seitz. Viel wird für die Blauen davon abhängen, wie sie aus den Startlöchern kommen. Ein Sieg zum Auftakt gegen Steinbach würde sofort positive Energie freisetzen. Klar haben die Kickers ein kleines Polster, aber das kann auch schnell weg sein. Beeindruckend finde ich, dass sie bisher erst 14 Gegentore kassiert haben. Wenn die Blauen diese defensive Stabilität beibehalten, dann gehen sie hoch. Es wird aber kein Spaziergang, da sich die Gegner besser auf die Mannschaft einstellen werden.“
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Ralf Vollmer (li., neben Guido Buchwald, Ex-Kapitän und -Torjäger): „Die Kickers haben sich eine unglaublich gute Ausgangsposition erarbeitet, die sie wahrscheinlich so schnell nicht mehr haben werden. Dennoch müssen sie demütig bleiben, die Erwartungshaltung und den Druck nicht zu groß werden lassen. Diese Balance hinzubekommen, wird eine entscheidende Rolle spielen. Der große Trumpf wird auch in den restlichen Spielen der unheimlich gute Geist in der Truppe sein. Jeder rennt für jeden. Diese Homogenität, diese mannschaftliche Geschlossenheit wäre möglicherweise in Gefahr gewesen, wenn in der Winterpause noch ein, zwei weitere Neuzugänge hinzugekommen wären. Daher war ich in diesem Punkt hin- und hergerissen. Letztendlich vertraue ich der überragenden Arbeit von Trainer Mustafa Ünal, der die Mannschaft super weiterentwickelt hat und sie durch seine offene und ehrliche Art hinter sich hat. Auch für seine Reputation wäre ein Durchmarsch natürlich gigantisch.“
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Marc-Nicolai Pfeifer (re., Ex-Kickers-Geschäftsführer, künftig Vorstandsvorsitzender bei Rot-Weiss Essen; neben 1860-München-Sport-Geschäftsführer Christian Werner): „Der Durchmarsch wird für die Kickers mit Sicherheit kein Selbstläufer, vier Punkte Vorsprung sind eigentlich so gut wie nichts. Dennoch hoffe ich, dass die Blauen die Chance beim Schopfe packen, denn wer weiß, wie es in der neuen Saison aussieht, wenn wahrscheinlich der SC Freiburg II aus der dritten Liga runter kommt, vielleicht auch Waldhof Mannheim. Aktuell stimmt mich positiv, dass die Hierarchie im Team sehr gut passt. Die Führungsspieler halten den Laden zusammen, sie gehen für die Mannschaft und den Trainer durchs Feuer. Es wäre sicher kein Nachteil, wenn offene Vertragsfragen über den Sommer hinaus vor dem Re-Start geklärt wären. Die wichtigste haben die Blauen mit der Verlängerung des Vertrags von Kapitän Kevin Dicklhuber erledigt.“
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Martin Braun (Ehemaliger Sportlicher Leiter der Kickers und bis November Trainer bei Regionalligarivale TSG Balingen): „Die Kickers haben eine gute Ausgangsposition, zumal sie im bisherigen Saisonverlauf einen sehr stabilen Eindruck machten und es keine so dominante Mannschaft gibt, wie in den vergangenen Jahren mit der SV Elversberg, dem SSV Ulm 1846 oder dem SC Freiburg II. Aber: Nach der langen Winterpause werden die Karten neu gemischt und die TSG 1899 Hoffenheim II, der FC 08 Homburg und auch der SGV Freiberg, der drei richtig gute Neue geholt hat, sind nicht zu unterschätzen. Die Kunst wird sein, den Spagat hinzubekommen aus der Absicht, alles für den Aufstieg zu versuchen – ohne den ganz großen Druck aufzubauen und dadurch möglicherweise zu verkrampfen.“
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Leander Vochatzer (Ex-Kickers-Spieler, aktuell bei Regionalligarivale TSG Balingen unter Vertrag): „Ich denke, die Kickers haben richtig gute Chancen, den Aufstieg zu packen, ich würde jedenfalls auf sie wetten. Sie sind kein typischer Aufsteiger. Sie haben so viele erfahrene Spieler in ihrem Kader, die können mit Druck umgehen, sie werden nicht nervös, wenn es in die entscheidende Phase geht, sie bekommen auch keine Angst, wenn es drauf ankommt. Ich würde den Blauen raten, die Gunst der Stunde zu nutzen. In der neuen Saison kommen ein, zwei Absteiger aus der dritten Liga in die Regionalliga runter, und wer weiß, wie Offenbach, Steinbach oder Homburg aufrüsten. Wenn die eine oder andere Vertragsfrage mit Blick auf die neue Runde noch nicht geklärt ist, halte ich das nicht für entscheidend: Den Aufstieg will doch jeder unbedingt erreichen.“
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Markus „Toni“ Sailer (Ex-Kickers-Torjäger): „Meine Blauen präsentieren sich in dieser Saison sehr stabil. Wer zweimal gegen Kickers Offenbach gewinnt, der kann auch aufsteigen. Ganz entscheidend ist, dass die Mannschaft nicht aufsteigen muss, sondern darf und kann. Ich sehe das an meinem anderen Ex-Club FC St. Pauli. Sie haben im Gegensatz zum Lokalrivalen Hamburger SV nicht den Druck und tun sich entsprechend leichter. Die Kickers sind ein eingeschworener Haufen, der Trainer nimmt den Druck von den Spielern, sonst wäre diese Spielfreude nicht möglich. Ich würde mich riesig freuen, wenn der Sprung in die dritte Liga klappt und es dann zu Duellen mit 1860 München, Rot-Weiss Essen und einem weiteren früheren Verein von mir, dem MSV Duisburg, kommt.“
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Ramon Gehrmann (ehemaliger Trainer der Stuttgarter Kickers und des SGV Freiberg): „Für mich sind die Kickers der klare Favorit. Sie legen im Vergleich zu ihren Konkurrenten eine Konstanz an den Tag, die den Titel bringen wird. Beeindruckt hat mich auch, wie sie die Verletzungen von Schlüsselspielern, wie etwa Paul Polauke, weggesteckt haben. Hinzu kommt die individuelle Klasse im Kader. Wenn es mal nicht zwingend nach einem Sieg aussieht, dann macht Kevin Dicklhuber wie in Offenbach mit einem Lucky Punch das 1:0. Mein zweiter Ex-Club SGV Freiberg hat zwar im Winter drei Neuzugänge mit Drittligaqualität an Land gezogen, doch aufgrund der Rahmenbedingungen würde den Kickers die dritte Liga schon besser zu Gesicht stehen. In der kommenden Saison würde ein Aufstieg jedenfalls deutlich schwieriger werden. Sollte Waldhof Mannheim runterkommen, wäre das der große Favorit, an dem wahrscheinlich nur schwer vorbeizukommen wäre.“
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Lutz Siebrecht (re., neben Präsident Rainer Lorz, ehemaliger Sportlicher Leiter der Kickers): „Die Aussage ist zwar reif fürs Phrasenschwein, aber die Kickers sind gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken. Bayer Leverkusen hat in der Bundesliga an der Tabellenspitze mit acht Zählern vielleicht ein gutes Polster, aber der Vier-Punkte-Vorsprung der Blauen kann schnell weg sein. Dennoch halte ich die Chancen für sehr gut, da diese Mannschaft zwar aus Spielern mit unterschiedlichem Charakter besteht, sie aber zusammen mit dem Trainerteam eines vereint: eine außergewöhnliche Geschlossenheit und Kameradschaft, ein phänomenaler Zusammenhalt. Dies ist für mich neben der defensiven Stabilität der Schlüssel zum Erfolg.“