StZ-Rückblick auf 2013 Was in Erinnerung bleibt
Es ist schon seltsam, an was man sich erinnert. Der eine denkt an das Pokalfinale des VfB, der nächste an den Besuch von Willem Alexander oder die Sperrung des Fernsehturms. Zwölf StZ-Autoren haben aufgeschrieben, welche Ereignisse aus 2013 ihnen im Gedächtnis bleiben werden.
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Zwölf StZ-Autoren haben sich Gedanken gemacht, welche Ereignisse aus 2013 ihnen im Gedächtnis bleiben. Das Ergebnis zeigen wir in der Bilderstrecke.
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Thronwechsel – Jahrelang habe ich Sissi angehimmelt, inzwischen ist meine Lieblingskönigin Máxima der Niederlande. Die ist sympathisch und zeitgemäß, hat süße Kinder – und eine nettere Schwiegermutter als Sissi. Das alles war am 30. April mal wieder nicht zu übersehen. Ein wichtiger Tag für alle Niederländer und Fans der niederländischen Monarchie: Königin Beatrix hat abgedankt und ihr Amt an ihren Sohn weitergegeben. Die Niederländer haben ihre sichtlich bewegte Königen Beatrix gefeiert, und Willem-Alexander und Máxima waren wie gewohnt nicht monarchisch steif, sondern fröhlich und bürgernah. So geht Monarchie heute: ein buntes Bürgerfest mit einem Schuss Glamour, was will man mehr? (Leo)
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Angelina Jolie – Respekt. Bewunderung. Entsetzen. Die Nachricht, dass Angelina Jolie sich aus Furcht vor Krebs die Brüste hat abnehmen lassen, hat ein mediales Beben ausgelöst. Sie, das Sexsymbol. Die Frau, die nichts Unüberlegtes tut. Auch die Nüchternheit, mit der sie ihre „medizinische Entscheidung“ verkündet hat, und die Leistung, es monatelang geheim zu halten – all das hat uns für einen Moment verstummen lassen. Ist so ein Schritt mutig? Oder panisch? Hauptsache, es wird darüber geredet. Und Jolie? Die tritt auf, als wär nichts gewesen. (de)
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Physik-Nobelpreis – Peter Higgs war am 8. Oktober zeitweise nicht zu erreichen – auch nicht für das Nobelkomitee in Stockholm. So verzögerte sich um etwa eine Stunde, was er geahnt haben muss: das Komitee kürte den 84-Jährigen zusammen mit dem 80-jährigen Belgier François Englert zum Physik-Nobelpreisträger 2013. Verliehen wurde der Preis am 10. Dezember. Gut ein Jahr zuvor war am Forschungszentrum Cern in Genf das Higgs-Teilchen gefunden worden. Higgs hatte diesen Baustein der Materie in den sechziger Jahren vorausgesagt; Englert und andere hatten damals unabhängig von ihm ähnliche Überlegungen veröffentlicht. (klü)
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Tatort mit Til – Keine Frage: es gibt Ackergäule, die mehr schauspielerisches Potenzial haben als Til Schweiger. Es gibt Folgen der Zeichentrickserie „Bibi und Tina“, die ein subtiler konstruiertes Drehbuch haben als der neue Hamburger „Tatort“. Und es gibt ganz sicher intellektuell anregendere Beschäftigungen, als seinen Sonntagabend mit dem neuen „Tatort“-Team zu verbringen. Aber es hat im Jahr 2013 wahrscheinlich keinen Krimi aus der TV-Reihe gegeben, der mehr Action und Adrenalin zu bieten hatte. Vielen Dank, lieber Nick Tschiller, dass Sie nicht mit Ihrem Hirntumor sprechen, nicht launisch und tablettensüchtig sind und nicht dauerkalauernd durch die Handlung stolpern. Anderthalb Stunden Krach-Bumm-Bäng – das hat einfach Spaß gemacht (tokö)
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Costa Concordia – Es ist noch dunkel, als die Helden in den Hafen der toskanischen Insel Giglio einlaufen und begleitet vom Tuten der Schiffssirenen das Fest beginnt. 19 Stunden lang haben sie unter Führung des Südafrikaners Nick Sloane an der Costa Concordia gezerrt, und endlich – seit vier Uhr morgens, zwanzig Monate nachdem sie der allzu waghalsige Kapitän Francesco Schettino auf eine Klippe gesetzt hat – steht die hochhaushohe Kreuzfahrtburg wieder aufrecht. 290 Meter lang, 60.000 Tonnen Stahl: die technisch aufwendigste Schiffshebung aller Zeiten ist gelungen. Gleichzeitig, während das Wrack auf seinen Abtransport wartet, beginnt der Prozess gegen den Ex-Kapitän. (pk)
Foto Achim Zweygarth
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Kulturstadt – Kreative Zwischennutzung muss nicht in einer den Brandschutz missachtenden Haschkeks-Orgie enden, das hat auch die Stadt gemerkt. Oder, um es mit Kirsten Rickes, der Leiterin des Stuttgarter Baurechtsamts, zu sagen: „Mit dem Wilhelmspalais ist das Miteinander viel besser geworden.“ Mitte September endete dessen Zeit als Interimsspielstätte. Als die Mieter des Filmhauses, darunter der Club Rocker 33, vor die Tür gesetzt wurden, zeigte OB Fritz Kuhn ein Herz für Raver und sorgte für Verlängerung bis Ende Januar. Und in der ehemaligen Daimler-Niederlassung an der Türlenstraße darf bis September 2014 die Kulturniederlassung Südwest residieren. (ivo)
Foto AFP
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Uli Hoeneß – Wenn jemand von sich behaupten kann, ein turbulentes Jahr hinter sich zu haben, dann Uli Hoeneß. Beruflich lief es für den FC-Bayern-Boss so gut wie noch nie, sein Verein gewann so ziemlich alles, was es im Fußball zu gewinnen gibt. Persönlich geriet Hoeneß aber ins Zwielicht, als im April öffentlich wurde, dass er Steuern hinterzogen haben soll – dabei präsentierte sich Hoeneß doch ansonsten nicht nur als erfolgreicher Macher, sondern auch als moralische Instanz. Fortan inszenierte er sich als Opfer einer „Hexenjagd“, und auf der Jahreshauptversammlung der Bayern ließ er Tränen fließen. Da sehnt man sich fast nach Hoeneß, dem alten Stinkstiefel, zurück. (had)
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Van der Vaarts – „Niemals“, so Sylvie van der Vaart bzw. jetzt wieder Sylvie Meis in ihrem jüngsten (?) Interview, niemals werde die Welt erfahren, was letztes Silvester zwischen ihr und ihrem Exmann Rafael vorgefallen sei. Die Welt wird das gut aushalten, denn sie hat ja ansonsten praktisch alles über dieses Ehedrama erfahren: die neuen Liebesverstrickungen der Luxus-Flodders in Eppendorf, die der – ja, was? Schmuckdesignerin? Ach nein, Moderatorin – mit irgendwelchen Sixpackträgern, die des HSV-Profis mit der Ex-Sylvie-Busenfreundin Sabia und die Beteuerungen, man wolle den gemeinsamen Sohn Damian nicht ins Rampenlicht schubsen. Und schuld ist nur der Boulevard. (jus)
Foto Steinert
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Stuttgarter Fernsehturm – Nichts brennt mehr. Wenn es Nacht wird überm Kessel, wird es zappenduster auf der Waldau. Was fehlt, ist unser Fernsehturm, unser Leuchtfeuer, unser Wegweiser in die Heimat. Seit März ist er zu. Im Brandfall, so die Begründung, gebe es dort keinen zweiten Fluchtweg. Und der SWR hat das Licht ausgemacht. Seither schaut die ganze Stadt sehnsuchtsvoll Nacht für Nacht zu den spärlich glimmenden Flugwarnlampen. Ob und wie der Turm wieder geöffnet werden kann? Bis jetzt ist nur eins klar: Billig wird das nicht. Spätestens wenn wieder Licht angeht im Turm, wissen wir: Zahltag! (ceb)
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Obama in Berlin – Wenn US-Präsidenten Berlin besuchen, wird daraus leicht eine historische Nummer. Geschichtsträchtig am Besuch von Barack Obama in der deutschen Hauptstadt am 19. Januar 2013 ist allenfalls die Neudefinition von Freundschaft und die Lockerung des Dress-Codes. Obama legte bei glühender Hitze am Brandenburger Tor einfach mal sein Sakko ab – „unter Freunden“ dürfe man das, sagte er. Unter Freunden darf man wohl auch anderes: Die Abhöraffäre mit dem US-Spähprogramm „Prism“ war bereits voll im Gange. Dass die NSA auch Angela Merkels Handy anzapfte, wurde erst später enthüllt. (chl)
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Nationalpark Nordschwarzwald – Baden-Württemberg hat jetzt einen Nationalpark Schwarzwald. Hier soll der Kreislauf des Lebens sich ungestört von Menschenhand entfalten. Gegen diese Aufgabe, die weltweit als ein Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt auf einer übernutzten Erde gilt, gab und gibt es immer noch vehementen Protest. Der Glaubenskrieg um den wilden Wald hat in der Region Familien, Stammtische, Vereine entzweit. Nun wollen die Gegner den demokratisch gefassten Beschluss nicht akzeptieren, es geht um politische Revanche. Ungeachtet dessen startet nun das große Zukunftsprojekt Nationalpark Schwarzwald. Das ist die gute Nachricht. (akw)
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Geothermie – Es rumort in der Region. Diesmal sind nicht Landräte und Regionalpolitiker in ihrer ewigen Abneigung gemeint, sondern noch ältere Naturkräfte: Gipskeuper und Wasser. Treffen sie aufeinander, quellen sie auf, was zu Hebungen und Senkungen im Untergrund führt – und zu Rissen in Häusern. Nach Geothermiebohrungen ist das nicht nur in Staufen i. Br. passiert, sondern auch in Leonberg, Schorndorf, Rudersberg und vermutlich in Böblingen. Die Nachfrage nach Geothermie, früher heiß gehandelt als regenerative Energie, ist erkaltet, sie gilt nun als Risikotechnologie. In Münchingen wurden Bohrungen nach Protesten abgeblasen. Es rumort in der Region: oben und unten. (dud)