Radsport Das sind die größten Skandale der Tour der France
Auch bei der 106. Tour de France stellt sich die Frage: Geht alles gut? Es wäre ein kleines Wunder. Das drittgrößte Sportereignis der Welt ist seit jeher skandalträchtig – wie unsere Bildergalerie erzählt.
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Im Mittelpunkt des größten Skandals bei der Tour: Lance Armstrong
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Betrug gehört von Beginn an zur Tour de France. Es war die Zeit, als noch Rotwein in die Trinkflaschen gefüllt wurde, der Kettenraucher Maurice Garin (auf dem Bild rechts) die erste Auflage dominierte und mit drei Stunden Vorsprung in die Geschichte der Rundfahrt einging. Ein Jahr später wurde der erste Sieger der Tour disqualifiziert. Mit seinen Landsleuten Cesar Garin, Lucien Pothier und Hyppolite Aucouturier hatte er die Eisenbahn benutzt. Abkürzungen waren 1904 im Übrigen beliebt. So wurde erst der fünftplatzierte Henri Cornet zum Sieger erklärt – er war der am besten platzierte Fahrer, dem man keinen Betrug nachweisen konnte.
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In seiner Ehre gekränkt war Henri Pélissier. Der Star der Tour des Jahres 1924 musste an der Startlinie zur dritten Etappe eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Das damalige Reglement verbot das Tragen von zwei Trikots und das Wegwerfen eines Trikots. Tags zuvor hatte Pélissier während der Etappe eines seiner zwei weggeworfen, worauf der Tour-Sieger von 1923 zwei Strafminuten angerechnet bekam. Der misstrauische Griff unters Trikot verdarb dem Mann aus Paris derart die Laune, dass er gemeinsam mit seinem Bruder Francis das Rennen an dieser Stelle abbrach.
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Zuschauer sorgen immer wieder für Skandale bei der Tour. 1975 kämpft Eddy Merckx im Anstieg zum Puy de Dome um seinen Gesamtsieg, als ihn ein Zuschauer am Straßenrand auf den letzten Metern mit voller Wucht in den Magen schlug. Merckx fuhr sichtlich benommen und angeschlagen weiter, die Attacke bereitete ihm auch in den folgenden Tagen große Probleme. Merckx verlor das Gelbe Trikot es war der Beginn vom Ende seiner großen Ära. Der Belgier beteuerte immer wieder, sein Leistungseinbruch hätte mit den Schmerzmitteln zu tun gehabt, die er nach dem Faustschlag einnehmen musste.
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Bei der Tour de France 2006 wurde Thor Hushovd verletzt. Blut färbte sein Gelbes Trikot rot. Zuvor hatte der Norweger eine Winkehand aus Pappe gestreift, die seinen Arm aufgeschlitzt hat. Seit diesem Unfall sind die beliebten Souvenirs kleiner und weich. Übermütige Aktionen am Streckenrand gibt es immer wieder bei der Tour de France. Das bekam 2012 auch der Brite Bradley Wiggins zu spüren, als „Fans“ bengalische Feuer zündeten und den Rennradfahrer damit am Arm verletzten.
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Auch 2012 brachten unverbesserliche Zuschauer die Fahrer in Gefahr. Reißnägel und andere spitze Gegenstände auf der Strecke bei der 14. Etappe in den Pyrenäen sorgten bei 30 Profis für Reifendefekte. Titelverteidiger Cadel Evans (Australien) wurde dabei mit einem Plattfuß am Hinterreifen beinahe um alle Chancen auf den Gesamtsieg gebracht. Nur aufgrund der Fairness der Mitfavoriten um den Briten Bradley Wiggins, die auf der Abfahrt das Tempo herausnahmen, konnte Evans wieder aufschließen. Der Kroate Robert Kiserlovski hatte weniger Glück: Er brach sich das Schlüsselbein.
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Nicht gefährlich, aber ekelig ging es im Jahr 2013 zu. Der Brite Mark Cavendish wurde beim Zeitfahren von Zuschauern mit einem Urinbecher beworfen. Die Urin-Attacke stand im Zusammenhang mit dem Sturz im Sprintfinale der zehnten Etappe, bei der Cavendish kurz vor dem Ziel mit dem Niederländer Tom Veelers zusammengestoßen war und diesen zu Fall gebracht hatte. Die Rennjury hat Cavendish indes von jeder Schuld freigesprochen.
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Auch Chris Froome wurde 2017 Opfer eines Urin-Anschlags. Der vierfache Tour-Sieger musste sich auch schon beleidigen und bespucken lassen. Ein Jahr zuvor schlug Froome einen kolumbianischen Fan, der neben ihm rannte und ihn beinahe zu Fall brachte. Froome musste 200 Schweizer Franken Strafe zahlen. 2018 kam es zu spektakulären Szenen, als Froome auf der legendären Etappe zum Mont Ventoux rund einen Kilometer vor dem Ziel stürzte – und dann zu Fuß in Richtung Ziel lief. „Er ist aus Angst losgelaufen, weil er von einem grölenden Mob bedroht wurde“, sagte der frühere Radprofi Rolf Aldag. Dank Jury-Entscheid konnte er seine Gesamtführung erfolgreich verteidigen.
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Rien ne va plus – nichts geht mehr – hieß es in Südfrankreich bei der 16. Etappe der Tour de France 2018. Bauern stellten aus Protest wegen der Kürzung von finanziellen Mitteln durch den französischen Staat eine Strassenbarrikade auf. Erst nach einem Polizeieinsatz mit Pfefferspray konnte die Strecke geräumt werden. Auch einige Rad-Profis wurden Opfer des Reizstoffs und mussten ärztlich behandelt werden.
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Skandalös war das Geschehen um Peter Sagan 2017. Nach der vierten Etappe wurde Sagan disqualifiziert, da er beim Zielsprint, den er als Zweiter beendete, seinen Kontrahenten Mark Cavendish angeblich unter Ausstellen des Ellbogens in die Absperrung gedrängt hatte. Dieser stürzte und brach sich das Schulterblatt. Die Entscheidung war umstritten, da es nicht eindeutig zu beurteilen war, ob Sagans Ellbogencheck Ursache für Cavendishs Sturz war. Nach einer Anhörung beim Weltverband UCI im Dezember 2017 wurde entschieden, dass das Urteil der Tour-Jury ein Fehlurteil gewesen ist.
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Der erste Dopingtest bei der Tour de France fand am 28. Juni 1966 in Bordeaux statt. Ärzte kontrollierten mehrere Fahrer auf Einstiche von Injektionsnadeln und nahmen Urinproben. Es kam zu einer Protestaktion der Teilnehmer, die Fahrer schoben auf den ersten Metern der Etappe ihre Räder. Ein Jahr später war das erste Doping-Todesopfer der Tour zu beklagen: Tom Simpson (Bild) starb während der Etappe auf den Mont Ventoux nach Einnahme von Amphetamin und Alkohol.
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1998 erschütterte der Festina-Skandal den Radsport. Es begann mit der Verhaftung des Masseurs Willy Voet, bei dem im Rahmen einer Grenzkontrolle 234 Fläschchen Epo, 160 Einheiten Testosteron, 60 Kapseln Asaflow (ein Mittel zur Blutverdünnung) und 80 Ampullen Wachstumshormon gefunden wurden. Nach der Verhaftung von Teamdirektor Bruno Roussel und Mannschaftsarzt Eric Ryckaert wird der Festina-Rennstall um Bergkönig Richard Virenque komplett von der Tour ausgeschlossen. Weitere Razzien veranlassen andere Mannschaften zur Flucht. Nur 14 von 21 Teams und 97 von 198 gestarteten Fahrern beenden die Rundfahrt.
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2004 stirbt Marco Pantani, der Tour-Sieger von 1998, an einer Überdosis Kokain in einem Hotelzimmer in Rimini. Er war 1999 beim Giro d’ Italia des Dopings überführt worden, hatte 2003 endgültig mit dem Radsport aufgehört und litt unter starken psychischen Problemen.
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Zwei Tage vor dem Tour-Start 2006 veröffentlichten spanische Dopingfahnder eine Liste mit den Namen von 58 Personen, gegen die wegen Dopingverdacht ermittelt wird. Die Tour-Favoriten Jan Ullrich und Ivan Basso werden ebenso genannt wie Astana-Profi Jörg Jaksche. 18 Stunden später gibt das T-Mobile-Team die Suspendierung von Ullrich und seinem Teamkollegen Oscar Sevilla sowie Betreuer Rudy Pevenage bekannt. Die Tour findet ohne die beiden statt. Drei Tage nach Ende der Tour macht der Weltverband UCI einen positiven Test des Tour-Siegers Floyd Landis öffentlich.
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Nachdem 2007 eine Positivprobe (Testosteron) von T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz bekannt wird, steigen die deutschen Sender ARD und ZDF aus der Tour-Berichterstattung aus. Kurz darauf werden noch der Kasache Alexander Winokurow (Fremdblut-Doping) und der Italiener Cristian Moreni (Testosteron) überführt. Ihre Teams Astana und Cofidis ziehen sich aus der Tour zurück. Ein Skandal war auch die Suspendierung von Michael Rasmussen von seinem Rabobank-Team. Der Däne hatte den Dopingkontrolleuren nicht, wie vorgeschrieben, regelmäßig seine Trainingsorte genannt. Im September wurde bekannt, dass er Rasmussen während der Tour mit Dynepo gedopt war.
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1999 beginnt die Ära Lance Armstrong. Bis 2005 siegt der Amerikaner siebenmal in Serie – so oft wie kein Fahrer zuvor. Trotz vieler Spekulationen erhärtet sich der Dopingverdacht gegen ihn erst nach seiner Karriere. Im Oktober 2012 erkannte der Weltradsportverband UCI Armstrong alle Tour-Titel ab. Zuvor hatte die Antidoping-Agentur der USA Armstrong in einem umfangreichen Bericht systematisches Doping nachgewiesen. Demnach hatte der Texaner selbst manipuliert und ein ganzes Doping-Netzwerk, unter anderem mit Ärzten und Betreuern, aufgezogen. Nach jahrelangem Leugnen bricht der Texaner am 15. Januar 2013 in einem Interview mit Talkmasterin Oprah Winfrey sein Schweigen. Nach dem Urteil des Weltradsportverbandes bilanzierte Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer: „Ein verseuchtes Jahrzehnt ist endlich aufgearbeitet.“