Trinkhalme, Papiertüte, Mehrweggeschirr Wie gut sind diese Alternativen zu Einwegplastik?
Ab dem 3. Juli greift in der EU ein Gesetz, das viele Einwegprodukte aus Plastik verbietet – zum Beispiel Trinkhalme oder Essgeschirr aus Kunststoff. Doch nicht jede Plastikalternative ist auch wirklich ökologischer. Wir zeigen, welche plastikfreien Alternativen wirklich nachhaltig sind – und welche nicht.
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Einweggeschirr aus Plastik darf künftig – ebenso wie Trinkhalme, Luftballonstäbe, Rührstäbchen oder Wattestäbchen aus Kunststoff – in der EU nicht mehr hergestellt werden.
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Einweg-Essgeschirr: Es gibt inzwischen viele – häufig junge – Unternehmen, die mit nachhaltigen Verpackungen werben. Zum Beispiel mit Einweggeschirr aus Pappe, Pflanzenfasern oder Zuckerrohr. Oder mit Gemüsenetzen aus Holzfasern. Oder auch mit Kaffeekapseln, die kompostierbar sind. „Das klingt gut, ist aber nicht unbedingt nachhaltig“, sagt der Umweltexperte Philipp Sommer. Denn solches Einweggeschirr oder solche Kaffeekapseln seien extrem energieaufwendig in der Herstellung – und verzichtbar. In den Handel kommen sie mitunter sogar verpackt in Plastik. Auch würden viele solcher weggeworfener Verpackungen von den Kompostieranlagen aussortiert, weil sie nicht schnell genug abgebaut würden. Und Einwegprodukte aus Papier oder Bambus wiederum basieren eben auch auf begrenzten Rohstoffen.
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Trinkhalme: Es tummelt sich eine Menge vermeintlich nachhaltiger Alternativen für Plastik-Strohhalme auf dem Markt. „Auch hier gilt: Mehrweg ist besser als Einweg“, erklärt Philipp Sommer von der Umwelthilfe. Er empfiehlt Mehrweg-Strohhalme aus Edelstahl, Glas, Kunststoff, Silikon oder Bambus. In der Herstellung haben die zwar einen größeren Umweltfußabdruck, durch die wiederholte Nutzung wird das aber ausgeglichen. Strohhalme aus Edelstahl oder Glas sind besonders robust und langlebig. Auch Kunststoff, Silikon oder Bambus sind eine akzeptable Lösung. Bei Kunststoff und Bambus können jedoch Verfärbungen auftreten, Trinkhalme aus Silikon oder Bambus sind nur schwer recycelbar. Bei Bambus sollte man zudem aufpassen, dass der Halm nicht gesundheitsschädliches Melamin oder verbotenes Bioplastik enthalten. Am schlechtesten schneiden im Hinblick auf die Ökobilanz Einweg-Alternativen aus Getreide, Stärke oder Zuckerrohr ab. Einem Test der Stiftung Warentest zufolge kommen diese zudem häufig in Plastik verpackt. Und auch Einweg-Halme aus Bio-Stroh überzeugen Philipp Sommer nicht, weil auch dabei jedes Mal Transport und Verpackung anfallen.
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Papiertüten: Auch Papiertüten sind Einwegtaschen – genau wie normale Plastiktaschen aus Polyethylen. Ihre Ökobilanz ist Umweltexperten zufolge nicht besser. Damit die Tüten stabil sind, müssen sie aus besonders langen, reißfesten Zellstofffasern sein. Und um die herzustellen, benötigt man viel Wasser, Energie und Chemikalien. Damit eine Papiertüte genauso reißfest ist, braucht es außerdem doppelt so viel Material wie für eine Plastiktüte. Das bedeutet: Drei- bis viermal müsste man eine Papiertüte verwenden, damit sie besser abschneidet als eine Plastiktüte. Die Bilanz lässt sich laut Deutscher Umwelthilfe verbessern, indem Tüten aus Recyclingmaterial verwendet werden. Das ist aber nicht unbedingt der Fall.
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Tüten aus Bioplastik: Kompostierbar, reißfest und umweltfreundlich – das sollen Biomüllbeutel angeblich sein. Doch das Material braucht länger als normaler Bioabfall, um in Kompostieranlagen vollständig abgebaut zu werden. Auf dem Kompost oder in der Natur geschieht das noch viel schlechter, weil das Material die Bedingungen der 60 Grad warmen Industriekompostierung braucht, um zu verrotten. Dazu kommt, dass solche Anlagen oft nicht zwischen Bioplastik und herkömmlichen Plastik unterscheiden können und daher beides aussortieren. Sie landen dann in der Verbrennung. Was die Ökobilanz angeht, sei dies derzeit sogar oft das sinnvollste für Bioplastik, sagt DUH-Experte Philipp Sommer. Denn: Beziehe man den Energieaufwand für die Herstellung der Tüten und die Umweltbelastung durch den Anbau von Energiepflanzen mit ein, falle die Bilanz oft schlechter oder nur gleich gut aus als jene für einfache Plastiktüten.
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Glasflaschen und Gläser: Nicht Glas an sich bringt Umweltvorteile – sondern das Mehrwegsystem. Insofern kommt es bei Glas darauf an, ob es um Einwegglas geht oder um Pfandgläser. „Von einem Einwegprodukt zum nächsten zu gehen verlagert nur das Problem“, sagt Philipp Sommer vom Umweltbundesamt. Denn: Die Herstellung von Glasflaschen oder Behältern ist sehr energieaufwendig, und weil sie relativ schwer sind, kostet auch ihr Transport viel Energie. Wird das Glas nach einmaliger Verwendung gleich wieder recycelt, geht diese Energie sozusagen direkt wieder verloren. Nur wenn die Flaschen mehrfach verwendet werden, fällt die Ökobilanz positiv aus. Für Mehrwegflaschen heißt es also: Daumen hoch. Doch vor allem bei Mineralwasser und Limonade sinkt der Anteil an Mehrwegflaschen in Deutschland schon seit Jahren. Immerhin: die Recyclingquote ist bei Glas in Deutschland sehr hoch.
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Jute-Beutel: Umweltexperten und Naturschützer sagen: Am nachhaltigsten ist noch immer die wiederverwendete Einkaufstasche – also der klassische Jutebeutel. Aber: Der konventionelle Baumwollanbau und somit die Herstellung einer solchen Stofftasche sind sehr ressourcenintensiv. Sie ist also nur dann besser für die Ökobilanz als Plastiktüten, wenn sie immer und immer wieder benutzt wird. Laut britischem Umweltministerium sogar 131-mal. Inzwischen gibt es aber auch mehr Beutel aus zertifizierter Biobaumwolle.
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Laseraufdrucke: Biogemüse ist im Supermarkt noch oft in Plastik verpackt. Dabei geht es nicht nur um Schutz und Haltbarkeit, sondern auch darum, konventionell angebaute Produkte von jenen aus ökologischem Landbau klar unterscheidbar zu machen. Dass das unbefriedigend ist, wissen auch die meisten Händler. Rewe und Edeka testen nun das sogenannte Natural Branding: ein Verfahren, bei dem mit einem hochauflösenden Laser Schrift und Ökosiegel auf Obst und Gemüse gebrannt werden. Die Kontrollstelle anzugeben ist dabei Vorschrift. Weil nur Pigmente der obersten Hautschicht entfernt werden, wird die Frucht nicht beschädigt. Diese Kennzeichnung sei ein sehr guter Ansatz, sagt Umweltexperte Sommer. Edeka gibt an, dadurch jährlich 50 Millionen Etiketten und Folien einzusparen. Für das Markieren der Lebensmittel mittels Laser ist nur ein Bruchteil der Energie nötig wie für die Produktion von Aufkleber anfällt, sagt die Laserbranche.
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Mehrwegboxen: Eine wachsende Zahl von Bäckereien, Cafés und Take-away-Restaurants bieten mittlerweile Mehrwegbecher oder -geschirr an. Philipp Sommer von der Umwelthilfe sagt: „Solche Konzepte sind die Lösung.“ In Stuttgart bieten inzwischen knapp 40 Cafés, Restaurants oder Imbisse Mehrweg-Boxen von Recircle an, einem Startup aus Stuttgart-Feuerbach. Recht verbreitet sind gerade in Großstädten inzwischen auch die wiederverwendbaren Recup-Pfandbecher für Getränke. Seit dem vergangenen Sommer gibt es das Pfandsystem der Firma aus München auch für Essens-Behälter, Rebowl genannt. Die Idee: Gegen eine Pfandgebühr kann man verschiedene Mehrwegbehälter mit Essen oder Kaffee füllen, sie mit nach Hause nehmen und beim nächsten Mal wieder eintauschen – oder einfach behalten. Nach acht bis 16 Mal Benutzen und Waschen – je nach Material – sind solche Behälter laut den Firmen nachhaltiger als Einweggeschirr.