Von Megan Rapinoe bis Muhammad Ali Das sind die Vorkämpfer des Sports
Sie ist die Frontfrau ihres Teams. US-Superstar Megan Rapinoe führt die Fußballerinnen der USA nicht nur zum WM-Titel, sie gilt auch als moralische Instanz. Wir nennen weitere Athletinnen und Athleten aus der Welt des Sports, die sich als Vorkämpfer hervortun.
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Außergewöhnliche Jubelpose, außergewöhnliche Frau: US-Fußball-Star Megan Rapinoe.
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Sie ist das Gesicht der abgelaufenen Frauenfußball-WM: Megan Rapinoe holt mit dem US-Team den Titel, sichert sich die Auszeichnung als beste Spielerin des Turniers, außerdem gewinnt sie den Goldenen Schuh für die erfolgreichste Torschützin. Doch mindestens genauso viel Aufmerksamkeit erregt sie politisch. Sie legt sich dem US-Präsidenten an, bezeichnet Donald Trump als „sexistisch“, „engstirnig“ und „rassistisch“. Die 34-Jährige steht für ein liberales, ein offenes Amerika. Megan Rapinoe versteckt nichts. Auch nicht die Liebe zu ihrer Partnerin Sue Bird, auch nicht ihren Körper. Beides zeigt sie vor der WM im „ESPN Magazine“, das die Fußballerin und die Basketballerin als erstes gleichgeschlechtliches Paar aufs Cover hebt.
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Der frühere Football-Quarterback Colin Kaepernick von den San Francisco 49ers beginnt in der Saison 2016, gegen Rassismus in den USA zu protestieren – mit der simplen Geste, während des Abspielens der Nationalhymne niederzuknien anstatt mit der Hand auf dem Herzen der Fahne zu salutieren. Das Beispiel macht Schule, immer mehr Spieler schließen sich ihm an, der Protest schwappt in andere Sportarten und sogar auf andere Kontinente über. Der 31-Jährige wird arbeitslos, pocht unter Berufung auf den Tarifvertrag zwischen Liga und Spielergewerkschaft auf entgangenen Lohn und Einnahmen durch millionenschwere Werbeverträge. Er führt einen monatelangen, erbitterten Rechtsstreit mit der NFL. Es gibt einen außergerichtlichen Vergleich. Einen neuen Verein hat er bis heute nicht.
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Sie ist Idol, Identifikationsfigur und Ikone zugleich. Und es ist schwer zu sagen, wofür Billie Jean King eigentlich mehr steht: große Erfolge auf den Tennisplätzen – sie gewinnt im Einzel, Doppel und Mixed 39 Grand Slam-Titel – oder für unermüdlichen Einsatz im Kampf für Gleichberechtigung von Frauen und Homosexuellen. „Sie hat das Frauentennis für uns geformt, war ein Vorbild für mich. Und ich bin froh, dass ich sie mittlerweile persönlich kennenlernen konnte“, sagt Steffi Graf. „Billie ist der klügste und weiseste Mensch, den ich kenne. Jede Tennisspielerin, jede Athletin sollte ihr persönlich dankbar sein, Vertrauen in den Frauensport aufgebaut zu haben“, ergänzt Chris Evert. 1970 verdienen die männlichen Tennisspieler zwölf Mal so viel an Preisgeldern wie die Frauen. Billie Jean King will diese Ungerechtigkeit nicht akzeptieren, sie ohrfeigt den Chauvinismus. Gemeinsam mit acht weiteren Spielerinnen ruft sie 1970 eine eigene Turnierserie, die Virginia Slims Series, ins Leben. Am Ende des Jahres sind es 40 Frauen, die den offiziellen Spielbetrieb der damaligen „United States Lawn Tennis Association“, boykottieren. 1973 gründet King die Vereinigung der Profi-Tennisspielerinnen, die heutige WTA. Und im selben Jahr bezahlen die US Open schließlich zum ersten Mal Frauen und Männern die gleichen Preisgelder. „Ich finde das fantastisch, die Männer haben immer noch mehr Möglichkeiten, aber die Major Turniere haben gleiche Preisgelder. Das ist wunderbar“, sagt die heute 75-Jährige.
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Es ist der 15. Dezember 1995: Der vergleichsweise unbekannte belgische Fußball-Profi Jean-Marc Bosman will wechseln, aber der Transfer platzt an der überzogenen Ablösesumme, die sein Club fordert. Bosman zieht vor Gericht. Das Urteil verändert die Fußballwelt nachhaltig. Über Nacht wechselt die Macht: Sie geht von den Vereinspräsidenten auf Spieler und ihre Berater über. Löhne explodieren, weil die Clubs ihre Spieler langfristig an sich binden wollen, und die sonst bald wieder weg wären. Es ist ein Sieg, der ihm selbst nichts bringt. „Alle profitieren von mir“, klagt der Belgier Jahre später, „nur ich habe nichts davon. Als hätte ich jemandem die richtigen Lottozahlen verraten, aber dann werde ich nicht am Gewinn beteiligt.“ Bosman, findet nach dem Urteil keinen Club mehr, lebt heute von Sozialhilfe, hat zwei gescheiterte Ehen hinter sich und kämpft gegen Depressionen.
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Sie liebt Tennis und kämpft für Minderheiten: Das hat Martina Navratilova (62) in ihrem Leben wiederholt gezeigt. Die Serve-und-Volley-Spezialistin gewinnt eine Rekordzahl von 167 Titeln im Einzel und 177 Titeln im Doppel. Als eine der ersten bekannten Persönlichkeiten in den USA outet sie sich schon relativ früh als Lesbin. Seitdem kämpft sie für die Rechte der Homosexuellen, von benachteiligten Kindern und von Tieren. Zudem engagiert sie sich für karitative Zwecke. Vor gut drei Jahren ehelichte die gebürtige Pragerin schließlich ihre langjährige Partnerin, die US-Bürgerin russischer Herkunft, Julia Lemigova.
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Tobias Karlsson (auf dem Foto links), der langjährige Abwehrchef des Deutschen Handball-Meisters SG Flensburg-Handewitt, nutzt seine Popularität, um sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen zu engagieren. Der ehemalige Kapitän der schwedischen Nationalmannschaft will bei der WM 2016 mit einer Armbinde in Regenbogenfarben auflaufen, um für Toleranz und Offenheit gegenüber Homosexualität zu werben. Dies unterbindet die Europäische Handball-Föderation (EHF) mit Verweis auf die Bekleidungsvorschriften. Nach Ende der vergangenen Saison beendete der 38-Jährige seine aktive Karriere. „Handball heißt für mich Respekt und Toleranz, und es sollte ein Platz für alle sein“, lautet Karlssons Botschaft. Er wird sie weiterverbreiten: Nach der EM 2020 als Teammanager der schwedischen Nationalmannschaft.
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„Ich bin Amerika. Ich bin der Teil, den ihr nicht anerkennt. Aber gewöhnt euch an mich – schwarz, selbstsicher und frech.“ Der das einst sagte, war „The Greatest“ (Der Größte) - die am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren verstorbene Box-Legende Muhammad Ali. Der Enkel eines Sklaven und Bewunderer des radikalen Schwarzenführers Malcolm X bezwingt nicht nur gefürchtete Gegner wie Foreman und Joe Frazier (auf dem Foto rechts gegen Ali), auch außerhalb des Rings beweist er Courage. In den 1960er Jahren – die Zeit der Rassenunruhen, der Bürgerrechtsbewegung und des Vietnamkrieges – stellt sich der Schwergewichtsboxer gegen das weiße Bürgertum in den USA. Sein 1964 angekündigter Übertritt zum Islam, sorgt für große Irritationen. Die Entscheidung, seinen „Sklavennamen“ Cassius Clay in Cassius X abzuändern (eine Hommage an den ein Jahr später ermordeten Malcolm X) und die einen Monat später erfolgte nochmalige Umbenennung in Muhammad Ali sendet Schockwellen nicht nur durch die Boxwelt.
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Die Norwegerin Ada Hegerberg von Olympique Lyon freut sich im Dezember 2018 in Paris über den Ballon d’Or, die Trophäe für die beste Fußballerin der Welt. Nach einem Streit mit dem norwegischen Verband über den Umgang mit Fußballerinnen und ihre Beteiligung an Prämien erklärte Ada Hegerberg 2017 ihren Rücktritt aus dem Nationalteam. Auch bei der WM Frankreich läuft die 23-Jährige nicht für ihr Land auf. „Fußball ist der beliebteste Sport in Norwegen für Mädchen und Jungen und das schon seit Jahren, aber gleichzeitig haben Mädchen nicht die gleichen Chancen wie die Jungen“, klagt sie. Auch die dänische Frauen-Nationamannschaft boykottiert 2017 ein WM-Qualifikationsspiel, da die die Spielerinnen die gleichen Rechte wie ihre männlichen Kollegen fordern.
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Die Black-Power-Faust: Diese Geste der amerikanischer Sprinter Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Spielen 1968 im Mexiko geht um die Welt. Die beiden nutzen die Medaillenvergabe für einen stummen Protest für Rassengleichheit und mehr Bürgerrechte für Farbige. Der dritte Mann auf dem Podium, der Silbermedaillengewinner Peter Norman aus Australien, beteiligt sich an der Aktion. Aus Solidarität leiht er sich den Anstecker einer schwarzen Menschenrechtsorganisation und trägt ihn stolz am Trainingsanzug.