Von „Portnoys Beschwerden“ bis „Nemesis“ Fünf Bücher von Philip Roth, die bleiben werden
Philipp Roth ist tot. Er war der Chronist des amerikanischen Gefühlslebens zwischen Libido und Tod, Vergänglichkeit und Künstlerschaft, Assimilation und Widerstand. In unserer Bildergalerie finden Sie einen kleinen Chrashkurs zu seinem Werk.
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Philipp Roth hat Amerika auf die Couch gelegt. In unserer Bildergalerie finden Sie einen kleinen Chrashkurs zu seinem Werk. Fünf Büche des US-Schriftstellers, die bleiben werden.
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Portnoys Beschwerden (1969) Ein Mann namens Alexander Portnoy erzählt seinem Psychiater frei von der Leber weg von seinen sexuellen Obsessionen. „Portnoys Beschwerden“ machte 1969 Philip Roth auf einen Schlag so berühmt wie berüchtigt. Nicht zuletzt wegen der onanistischen Zweckentfremdung einer blutigen Leber, mit der der aus einer jüdischen Familie stammende Held sowohl gegen die jüdischen Gesetze des Koscheren wie die amerikanischen des Keuschen verstieß. Die Lebensbeichte zwischen moralischen Skrupeln und triebhafter Lust katapultierte ihren Autor an die Spitze der Bestsellerlisten – und wie kolportiert wird aus manchem Taxi, weil die Fahrer sich weigerten, derart moralisch anstößige Personen zu befördern.
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Sabbaths Theater (1995) Philip Roth wusste, wie das Alter ist. In dem Roman „Sabbaths Theater“ von 1995 übernachtet ein alter Mann in New York bei einem Freund im Zimmer der abwesenden Tochter. Und was tut er? Er schnüffelt in der Unterwäsche der Tochter des Hauses. Roth hat den Mut zur entwürdigenden Wahrheit. Doch gerade hinter den abstoßenden nüchternen Tatsachen verbirgt sich ein wahrhaft Liebender, ein Leidender, ein Trauernder. So liegt in dieser Tragödie eines lächerlichen Mannes über das Missverhältnis zwischen Alter und Libido auch eine beinahe hiobhafte Geste gegen einen Gott, an den Roth nie geglaubt hat.
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Amerikanisches Idyll (1997) In Philip Roths „Amerikanischem Idyll“ von 1997, jüngst verfilmt von Ewan McGregor, verdichtet sich wie unter einem Brennglas amerikanische Zeitgeschichte, Jugendrevolte, Bürgerrechtsbewegung, Vietnamkriegsproteste. Roth erzählt, wie eine Ostküsten-Musterfamilie vor die Hunde geht. Sein mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneter Roman zeigt den amerikanischen Traum als ein äußerst zerbrechliches Gebilde, dessen wohlmeinende Hoffnungen in gefährliche Illusionen zerstieben.
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Der menschliche Makel (2000) Im „Menschlichen Makel“ gerät der weißhäutige schwarze Professor mit angeblich jüdischem Hintergrund, Coleman Silk, in den Ruch des Rassismus. Der Roman spielt in Zeiten der Lewinsky-Affäre. Coleman verstrickt sich in die Beziehung mit einer 30 Jahre jüngeren Frau und in die Tücken der Political Correctness. Er wird verleumdet und denunziert. Zusammen mit dem „Amerikanischen Idyll“, „Mein Mann, der Kommunist“ bildet der Roman Roths „Amerikanische Trilogie“. Und in Zeiten, in denen es zu verhüten gilt, dass die Metoo-Bewegung ihre berechtigten Anliegen in Tugendterror wandelt, könnte „Der menschliche Makel das Buch der Stunde sein.
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Nemesis (2010) Welch ein Irrtum, Philip Roth habe zuletzt nur noch über altersgeile Greise geschrieben. Sein letzter Roman „Nemesis“ vor seinem selbstgewählten Schreibruhestand stellt den jungen Sportlehrer Bucky Cantor in den Mittelpunkt. Er muss erleben, wie während des zweiten Weltkriegs eine Polio-Epidemie seine Schüler einen nach dem anderen dahinrafft. Er führt mit besten Absichten einen ausweglosen Kampf und ruft noch einmal das vielleicht wichtigste Lebensthema dieses großen Autors auf: das vergebliche Ringen des Lebenstriebs mit dem Tod.