Vor der Auslosung der Champions League So steht es um die umstrittenen Pläne für die Super League
An diesem Donnerstag steigt die Auslosung der Champions-League-Gruppen – wir blicken schon weiter voraus und analysieren die in Fußball-Europa heiß diskutierten Pläne für den möglichen Nachfolgewettbewerb Super League von 2024 an – mit allem, was Sie dazu wissen müssen.
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Trainer Jürgen Klopp vom Champions-League-Sieger FC Liverpool lehnt die mögliche neue Super League ab
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Die aktuelle Lage: Nach dem heftigen Gegenwind aus der Bundesliga und der Serie A für die von spanischen und französischen Spitzenclubs unterstützten Super-League-Pläne von Andrea Agnelli, dem Vorsitzenden der europäischen Clubvereinigung (ECA/im Bild), wird nun angeblich ein neues Alternativ-Modell mit 36 Clubs diskutiert. Nach einem Vorschlag aus der französischen Ligue 1 sollen in einer möglichen Super League, die dann die Champions League ersetzt, 36 Vereine in sechs Sechsergruppen spielen. Die acht Viertelfinalisten der Vorsaison verbleiben im Wettbewerb, die vier Halbfinalisten des möglichen unterrangigen Wettbewerbs, der Europa League 1, steigen auf. Zudem qualifizieren sich 18 Clubs aus den ersten zehn nationalen Ligen des Uefa-Rankings, dazu kommen sechs Vereine aus kleineren Ligen. Jeweils die Gruppenersten und Gruppenzweiten sollen ins Achtelfinale einziehen, ergänzt durch die vier besten Gruppendritten.
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Die ursprünglichen Pläne der ECA: Die ECA hatte angeregt, die Champions League von 2024 an zu einer ersten Liga im Europacup mit zwei weiteren Ligen mit Auf- und Abstieg umzuwandeln. Damit wäre die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben weitgehend unabhängig vom Abschneiden in den nationalen Ligen. Nach Agnellis Vorschlägen würden nur noch vier von 32 Startplätzen aufgrund des Abschneidens in nationalen Ligen vergeben werden. 24 Teams wären durch ihre Teilnahme im Vorjahr startberechtigt. Nur vier Teams würden aus der Europa League in die Super League aufsteigen. Die Reform sieht vor, dass insgesamt 96 Teams in einer dreistufigen Liga spielen.
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Der Widerstand I: Das Reformmodell der ECA war auf heftige Kritik gestoßen – auch die deutschen Mitgliedsvereine hatten sich zunächst einstimmig dagegen ausgesprochen. Auch in anderen Ligen überwog der Widerstand: In England sprachen sich alle Clubs der Premier League gegen den Plan aus, in Italien äußerte sich nur Rekordmeister Juventus Turin positiv. In der spanischen Liga kam allerdings nur von sieben Vereinen Widerstand – Real Madrid und der FC Barcelona waren nicht dabei. Bayer Leverkusens Sport-Geschäftsführer Rudi Völler (Bild) sagte, die Pläne seien „das Todesurteil des Fußballs“.
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Der Widerstand II: Auch Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic (Bild) hat eine klar ablehnende Haltung. „Diese Reform hat in der Form keine Chance, sie wird nie und nimmer so kommen“, sagte er. Den Plan der ECA-Spitze, ab 2024 mit der reformierten Königsklasse eine neue Liga einzuführen nannte Bobic „abenteuerlich“ – auch, weil in der Gruppenphase mit je acht Vereinen in vier Gruppen 14 statt bisher sechs Partien ausgetragen würden: „Die zusätzliche Belastung sehe ich für die Spieler, aber ebenso für Fans als unzumutbar.“ Für Bobic ist klar, dass „jedwede Ausweitung europäischer Wettbewerbe nicht auf Kosten der nationalen Ligen gehen darf“.
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Der Widerstand III: Auch Aleksander Ceferin, der Chef der europäischen Fußball-Union (Uefa), sieht die Pläne kritisch. „Wenn es nach mir geht, müsste sich überhaupt nichts ändern“, sagte er.
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Der Widerspruch I: Der deutsche Fußball spricht nicht mit einer Stimme. Denn der FC Bayern und Borussia Dortmund sehen sich seit Wochen zwischen den Fronten. Die Führungskräfte der Bundesliga-Topclubs waren zwischendurch sogar auf den Agnelli-Kurs eingeschwenkt und verteidigten die Reform-Idee. Klar ist: Die Branchenführer fühlen sich allgemein zwar der Bundesliga verpflichtet, wollen aber von der europäischen Konkurrenz nicht ökonomisch abgehängt werden. Karl-Heinz Rummenigge (Bild), übrigens ECA-Ehrenvorsitzender, bemüht sich daher um Konsensgespräche mit dem Agnelli-Lager. „Wir sind nicht pro Super League. Es wird aber die eine oder andere Kröte geben, die man schlucken muss, um das Ganze zusammenzuhalten“, sagte der Bayern-Chef.
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Der Widerspruch II: Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sieht die mögliche neue Liga zweischneidig. „Diese Reform der Champions League oder Super League kommt so oder so. Wir müssen nun versuchen, da möglichst viel von unseren deutschen Interessen reinzupacken“, meinte er. Fakt ist: Im proppevollen Fußball-Kalender wäre für die zusätzlichen Termine der Eliteliga – wie auch immer sie genau aussähe – kaum Platz. Es sei denn, die nationalen Ligen geben Raum durch Verzichte und eine weitere Spieltagszerstückelung. Und das Konzept der Super League würde aus dem hochwertigsten Wettbewerb im Vereinsfußball schnell einen noch geschlosseneren Zirkel der Reichen machen, die dann in den nationalen Ligen noch mehr Dominanz hätten. Nichts sei entschieden, sagte Andrea Agnelli kürzlich und signalisierte Gesprächsbereitschaft. Es bleibt spannend in der Königsklasse. Auf und neben dem Platz.