Weltwassertag: Was ist dran an Wunderwassern? Untiefen des Aberglaubens
Viele schwören auf die Wirkung von vitalisiertem oder energetisiertem Wasser. Esoterische Wunderwasser sind aber nicht vielmehr als ein teurer Verkaufsgag. Was also ist dran und drin?
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Levitiert, energetisiert, vitalisiert, geweiht, veredelt, oxygeniert: Wie wirksam oder unwirksam sind Wunderwasser?
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Mond-Wasser: Dieses Nass ist der Inbegriff des esoterischen Kult-Getränks. Laut Herstellerangaben wird „Luna“-Wasser nur in bestimmten Mondphasen wie bei Vollmond oder Neumond abgefüllt. Und das auch nur zu bestimmten Stunden.
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Mond-Wasser soll die „reine, mystische Kraft des Mondes speichern“ und heilende Wirkung haben. Wirk- und Heilversprechen sind auf den Etiketten der Flaschen nicht erlaubt.
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Doch im Internet finden sich mitunter Werbeaussagen und unterschwellige Heilsversprechen, die nicht ganz zulässig sind.
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So soll sich Mond-Wasser positiv auf die Gallenblase und die Nieren, das vegetative Nervensystem und die Verdauung auswirken.
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Fazit Mond-Wasser: Das Einzige, was Mond-Wasser von normalen Trinkwasser unterscheidet, ist der höhere Preis. Ansonsten bezweifelt die Stiftung Warentest seine Wirkung. Ein teurer Verkaufsgag – nicht mehr.
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Wasser-Gedächtnis: Seit Jahren tobt ein Glaubenskrieg in der Grauzone von Esoterik, Alternativmedizin und exakter Wissenschaft. Es geht um die Frage, ob Wasser ein Gedächtnis hat und Informationen speichern kann. Auf diesem Memory-Effekt beruht auch die Homöopathie.
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In homöopathischen Heilmitteln müssen, so ihre Anhänger, keine Rückstände der Ursubstanz mehr vorhanden sein, weil deren Informationen im Wasser energetisch gespeichert sind. Wasser hat folglich ein Gedächtnis und eine Erinnerung.
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Der japanische Alternativmediziner, Fotograf und Parawissenschaftler Masaru Emoto (1943-2014) vertrat die Auffassung, Wasser könne die Einflüsse von Gedanken und Gefühlen aufnehmen und speichern.
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Fazit Wasser-Gedächtnis: Für derartige pseudowissenschaftlichen Thesen existieren keine Beweise. Nur weil Wasserkristalle faszinierend anzuschauen sind, bedeutet das nicht, dass sie eine Art von Gedächtnis haben. Statt auf Mystik und Esoterik sollte man auf Messdaten und Experimente vertrauen.
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Lourdes-Wasser: Quellwasser aus dem berühmten katholischen Wallfahrtsort Lourdes im Département Hautes-Pyrénées im Südwesten Frankreichs ist der Inbegriff heilenden Wassers. Mehr als 120 000 Liter fließen täglich aus der Wunderquelle in Brunnen und Bäder, wo sie Gesunden und Siechenden als Heil- und Trostbad dienen.
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Was aus den Leitungen sprudelt, ist gewöhnliches Wasser. Erst der Glaube an das Übernatürliche macht aus dem kalten Nass etwas ganz Besonderes.
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Lourdes-Wasser ist durch unerklärliche Wunder populär geworden. Viele der 69 von der Kirche anerkannten Heilungen sollen mit ihm in Verbindung stehen.
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Wie sagte Bernadette Soubirous (1844-1879), die 1858 in Lourdes mehrere Marien-Erscheinungen hatte: „Man nimmt das Wasser wie ein Arzneimittel. Man muss den Glauben haben, und man muss beten: Dieses Wasser hätte keine Wirkung ohne den Glauben.“
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Fazit Lourdes-Wasser: Glaube versetzt bekanntlich Berge. In Lourdes muss die exakte Wissenschaft ihren Offenbarungseid leisten. Trost, Vertrauen und Hoffnung – die Hauptbestandteile von Lourdes-Wasser – spielen sich auf einer anderen – religiös-mystischen – Ebene ab als trockene chemische Analysen . . .
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. . . Frei nach dem Grundsatz „Ich denke, also bin ich“ des französischen Philosophen René Descartes (1596-1650 „Cogito ergo sum“ – „Ich denke, also bin ich“): Ich glaube, also trinke ich.
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Weihwasser: Das im katholischen Brauchtum beheimatete Weihwasser gehört zu den sogenannten Sakramentalien. Wie die sieben Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Bußsakrament, Krankensalbung, Weihe und Ehe) sind auch sie heilige Zeichen. Anders als Sakramente wirken sie aber nicht aus sich heraus.
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Ihre Wirkung beruht vielmehr auf dem Weihegebet der Kirche und dem Glauben und Vertrauen des Spenders und Empfängers. Weihwasser ist quasi ein katholisches Allheilmittel gegen die Unbilden des Lebens.
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„Es ist wichtiger als ein Reservekanister oder ein Abschleppseil“, heißt es auf einer Webseite. Und wer damit die Gräber seiner verstorbenen Angehörigen beträufelt, lässt die armen Seelen im Fegefeuer an der fürbittenden Kraft des Weihwassers teilhaben. Im Internet wird das von einem Priester gesegnete Weihwasser sogar als Standardausrüstung für jeden Autofahrer angepriesen.
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Fazit Weihwasser: Die Auswüchse des volkstümlichen Weihwasser-Glaubens sind nichts für Rationalisten und Skeptiker. Theologisch ist Weihwasser ein Segenszeichen, das an die Taufe erinnert und symbolisch von bösen Mächten befreit . . .
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. . . Man sollte von diesem benedizierten Wasser nicht allzu viele reale Wirkungen erwarten. Es ist Trinkwasser mit etwas Salz und einem priesterlichen Segensspruch garniert – aber gut für den Glauben.
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Edelstein-Wasser: Leitungswasser könne man durch Edelstein-Therapie veredeln, glauben H2O-Enthusiasten. Bestimmte Mineralien und Edelsteine, die man in ein Gefäß mit Wasser legt, sollen es energetisieren und die Qualität verbessern. Besonders beliebt sind Rosenquarz, Bergkristall und Amethyst.
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Bergkristall soll die Selbstheilungskräfte anregen, Rosenquarz die Abwehrkräfte fördern, Amethyst ist angeblich gut für Lunge und Nerven. Bei Wasser, das durch kilometerlange Röhren fließt, sei der Energie- und Informationsspeicher leer, heißt es auf einer Webseite.
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„Edelsteinwasser versorgt das Wasser wieder mit der vollen Energie durch die energetische Schwingungen der Steine und es wird mit wertvollen Mineralien und Spurenelementen angereichert.“ Bei einer anderen Variante der Energetisierung werden Karaffen oder Gläser mit Ornamenten und Symbolen verziert.
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Fazit Edelstein-Wasser: Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor esoterischer Wasseraufbereitung: „Vorsicht ist bei Geräten geboten, die ‚Harmonisierung‘, ‚Vitalisierung‘, ‚Levitation‘, ‚Energetisierung‘ oder ‚Transformation‘ des Wassers versprechen . . .
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. . . Die Verbesserung der Trinkwasserqualität durch solche Verfahren kann nicht belegt werden. Als Beweis für den angeblichen Erfolg werden oft Gutachten zweifelhafter, pseudowissenschaftlicher Quellen angeführt.“ Auch hier gilt: Nichts ist gesünder als klares Leitungswasser.
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Grander-Wasser: Dieses Nass ist ein echter Klassiker. Benannt ist es nach seinem Erfinder, dem österreichischen Unternehmer Johann Grander (1930-2012), der mit einer Art Wasser-Voodoo ein Markenzeichen in der Esoterik-Szene geschaffen hat.
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Granders „belebtes Wasser“ entsteht – kurz gesagt –, indem gewöhnliches Nass an einem mit sogenannten Informationswasser gefüllten Metallzylinder vorbeifließt.
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Dadurch wird es angeblich in seiner Struktur verändert und erhält zusätzliche, nicht näher beschriebene Eigenschaften. Grander-Wasser soll entgiftende und antibakterielle Wirkung haben, Pflanzen besser wachsen lassen, die Haltbarkeit der Flüssigkeit um Jahre verlängern und dem allgemeinen Wohlbefinden dienen.
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Fazit Grander-Wasser: Abgesehen davon, dass die Firma Grander mit dem Vertrieb von Wasser, Wasserbelebungsgeräten und anderen Utensilien Millionen Euro umsetzt, hat das belebte Wässerchen keine nachweisbaren Effekte – vor allem keinen medizinischen . . .
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. . . Das Wiener OLG urteilte 2006, dass Grander-Wasser „aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug“ sei.
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Oxygeniertes Wasser: Der Markt mit Wellness-Wassern wie beispielsweise mit Sauerstoff angereichertes Wasser boomt. Beim Trinken soll mehr Sauerstoff in den Blutkreislauf gelangen, wo das Element seine reinigende und belebende Wirkung entfaltet.
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Der Nutzen dieses sogenannten oxygenierten Wassers ist wissenschaftlich nicht belegt. Der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zufolge handelt es sich um eine „reine Marketingmaß-nahme“. Ein Teil des Gases entweiche schon beim Öffnen der Flasche.
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Außerdem gebe es keine Hinweise für eine Wirksamkeit. Zu demselben Urteil kommt auch die Stiftung Warentest: Der zusätzliche Sauerstoff werde nur in unzureichenden Mengen vom Organismus aufgenommen.
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Fazit Oxygeniertes Wasser: Wer meint, er müsse mehr Sauerstoff tanken, sollte sich mehr in der Natur bewegen. Ein erholsamer Waldspaziergang dürfte hilfreicher sein als einen ganzen Kasten Sauerstoff-Sprudel zu trinken.
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Levitiertes Wasser: Wasser verliere durch Gewinnung und Verarbeitung seine ursprüngliche Lebendigkeit, betonte der „Wasserforscher“ Wilfried Hacheney (1924-2010). Der 2010 mit 76 Jahren verstorbene Ingenieur erfand eine sogenannte Levitationsmaschine, um das kostbare Nass wieder zu beleben.
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Dabei wird Flüssigkeit in einem Gefäß mit Hilfe eines Rotors beschleunigt und durch spiralförmige Schläuche gepresst.
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Levitation bezeichnet ursprünglich ein Verfahren, bei dem ein Objekt – in diesem Fall Wassermoleküle – zum Schweben gebracht wird. Levitiertes Wasser soll – regelmäßig konsumiert – das Blutbild verbessern, den Cholesterinspiegel senken und den Körper entschlacken.
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Fazit Levitiertes Wasser: Statt harter Fakten und wissenschaftlich stichhaltiger Beweise werden quasi Heilsversprechen postuliert. Dass sich die molekularen Schwingungen positiv auf das menschliche Wohlbefinden auswirken . . .
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. . . dürfte mehr ein frommer Wunsch sein, der in die esoterische Mythenecke gehört . . .
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. . . Besser man gönnt sich gleich einen guten Tropfen reinstes H2O aus dem Wasserhahn.