Wie erkennt man gute Architektur? Bücher für Architektur-Einsteiger
Architektur interessiert viele. Sich ein Urteil über die Qualität von Bauwerken zu bilden, traut sich aber nicht jeder zu. Wir stellen zwei Bände vor, mit denen Einsteiger ein gutes Rüstzeug an die Hand bekommen.
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Foto Arnout Fonck
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Das Teshima Art Museum, von der Künstlerin Rei Nato und dem Architekten Ryue Nishizawa vom Renommier-Büro Sanaa gestaltet, steht in der japanischen Tradition des „schattigen“ Lichts.
Foto Reclam Verlag, Stuttgart
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Klaus Jan Philipp: Das Buch der Architektur. Reclam-Verlag, Stuttgart. 470 Seiten, 25 Euro.
Foto Reclam Verlag
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In seinem kompakten „Buch der Architektur“ spannt der Stuttgarter Architekturhistoriker einen enormen Bogen. Er reicht von der 7000 v. Chr. entstandenen Stadt Catal Hüyük im heutigen Anatolien, in der die Häuser mit ihren kleinen Fensterluken dicht an dicht standen, bis . . .
Foto Reclam Verlag
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. . . zur derzeit entstehenden Masdar City in den Vereinigten Arabischen Emirat im Emirat Abu Dhabi. Masdar soll die erste Ökostadt der Welt werden – 50 000 Bewohner sollen in der CO2-neutralen Wissenschaftsstadt vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden. Die Architekten Foster + Partner greifen die regionalen Bauweisen auf, indem sie eine enge Bebauung vorsehen und so die Sonne aus den Häusern fernhalten.
Foto AV Edition
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Gerd Ackermann, Ulrike Pfeil: Architekturgeschichten. Von der Vielfalt des Bauens. AV Edition, Stuttgart. 192 Seiten, 29 Euro.
Foto picture alliance/dpa/Arno Burgi
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Die Tübinger Autoren – ein Architekt und eine Journalistin – wenden sich mit ihrem Buch bewusst an Einsteiger – und wollen deren Wahrnehmung von Architektur, von Proportionen, Materialien, Licht etwa, schärfen. Zum Auftakt machen sie mit den „Verborgenen Regeln der Architektur“ vertraut und führen auch in die Grundsätze der antiken Architektur ein: Auf der Vorderfront des Parthenon-Tempels in Athen wurde der Goldene Schnitt angewandt. Nach dem Goldenen Schnitt ist das Teilungsverhältnis des Ganzen, also einer Strecke, einer Fläche oder eines Körpers, zu seinem größeren Teil dasselbe wie jenes zwischen dem größerem und dem kleineren Teil.
Foto https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/22/Da_Vinci_Vitruve_Luc_Viatour.jpg
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Auch bei der berühmten Abbildung des „vetruvianischen Menschen“ von Leonardo da Vinci aus der Renaissance kommt der Goldene Schnitt zum Tragen.
Foto https://www.lifeofanarchitect.com/wp-content/uoloads/2013/07/Le-Corbusier-Modular-Man.jpg
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Le Corbusier, einer der einflussreichsten Architekten der Moderne, entwickelte ebenfalls ein Proportionssystem anhand des menschlichen Körpers: den „Modulor“.
Foto Frac Provence-Alpes-Côte d’Azur/JC Lett
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Als „architektonisches Konzept“ stellt das Autorenduo auch Prinzipien der klassischen japanischen Architektur vor. Deren Tradition des gebrochenen, „schattigen“ Lichts und des Wabi-Sabi illustrieren die Autoren sowohl mit dem Teshima-Kunstmuseum, das auf dem Cover ihres Buchs zu sehen ist, wie auch mit dem Frac Paca – Zentrum für regionale Kunst in Marseille (Foto). Der japanische Architekt Kengo Kuma hat den Bau von 2013 mit weiß-graublau changierenden emaillierten Glaspaneelen versehen, die wie ein flirrender Vorhang anmuten. Sie öffnen das massive Gebäude zum öffentlichen Raum hin und lassen es leicht erscheinen.
Foto Imago Images/Jochen Tack
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„Form follows function“: Diese Formel kennt auch diejenige, die sich bisher nur beiläufig mit Architektur befasst hat. Was hat es genau damit auf sich? Ackermann und Pfeil klären auf: Mit dem Bauhaus wurde „Form follows function“ zu einer Schlüsselforderung der Moderne. Im Industrie- und Infrastrukturbau wurde sie am überzeugendsten umgesetzt, schreibt das Duo. Beispielhaft sei dies bei der Zeche Zollverein in Essen gelungen, die von Fritz Schupp und Martin Kremmer Ende der 1920er Jahre entworfen wurde.
Foto https://misfitsarchitecture.com/wp-content/uploads/2017/09/hilberseimer.jpg
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Weniger gut, konstatieren Ackermann und Pfeil, funktionierte der Funktionalismus im Städtebau, doch es brauchte einige Jahrzehnte, bis seine Schwächen offensichtlich wurden. Die „Charta von Athen“, 1933 verabschiedet, forderte klar nach ihren Funktionen strukturierte Städte: Handel, Verwaltung und Kultur in den Zentren, umschlossen von einem Gürtel mit Zonen für Wohnen und Industrie. Jenseits davon waren Satellitenstädte mit Hochhäusern vorgesehen. An die funktionale Entflechtung glaubte auch der Architekt Ludwig Hilberseimer, als er 1924 sein Projekt „ Hochhausstadt“ entwarf, also schon vor der „Charta von Athen“. Allerdings hielt er wenig von der Trennung von Wohnung und Arbeitsplatz und brachte beides wieder zusammen – vertikal übereinandergestapelt. Sein Megaprojekt wurde allerdings nie gebaut.
Foto picture alliance/dpa/Felix Hörhager
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Als „Visionär der Leichtigkeit“ wird Frei Otto vorgestellt, der unter anderem an der bahnbrechenden Zeltdach-Konstruktion des Münchner Olympiastadions (1969–72)beteiligt war – es ist das berühmteste Werk Ottos.
Foto picture alliance/dpa/Uwe Anspach
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Er schuf auch das Tragwerk der Multihalle der Bundesgartenschau 1975 in Mannheim – eine Lattenkuppel aus Holz, bei der er eine in sich mehrfach bewegte Wölbung des Dachs erreichte.