Doppeltorschütze Kleindienst genießt den Sensations-Sieg gegen die Bayern im kleinen Rahmen. Im Stadion herrscht zuvor Ekstase. Trainer Schmidt freuen vor allem die Punkte im Kampf gegen den Abstieg.
Matchwinner Tim Kleindienst hat es trotz des Party-Befehls seines Trainers Frank Schmidt nach dem historischen Sieg des 1. FC Heidenheim gegen den FC Bayern ruhig angehen lassen. „Ich habe nicht so viel Gas gegeben. Noch ein bisschen gegrillt und das war’s“, sagte der Torjäger des Ostalb-Clubs im Sport1-„Doppelpass“ am Sonntag. „Ich glaube, das hätte ich nicht ganz so gut verkraftet nach diesem Spiel.“
Die Heidenheimer hatten die Münchner in der Fußball-Bundesliga am Samstag sensationell mit 3:2 (0:2) bezwungen. Als erster Aufsteiger überhaupt drehten sie gegen den Rekordmeister noch einen Zwei-Tore-Rückstand. „Wer heute nicht auf die Piste geht, den schmeißen wir raus“, hatte Coach Schmidt danach lachend gesagt.
Volksfest-Charakter beim Bayern-Gastspiel
Beim Jubel über den Siegtreffer hatte sich der 50-Jährige zuvor verletzt. Die Schmerzen nahm er angesichts des außergewöhnlichen Erfolgs seiner Mannschaft aber in Kauf. „Ich bin ja leider schon links gehandicapt. Dann bin ich weggerutscht und es ist hinten rechts reingefahren“, erklärte Schmidt. „Aber das ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Muskelfaserriss, glaube ich, zu haben.“
Das Gastspiel der großen Bayern bei den kleinen Heidenheimern hatte von Anfang an Volksfest-Charakter. Zahlreiche Fans machten Fotos, als die Stars aus München bei strahlendem Sonnenschein am Stadion aus dem Bus ausstiegen. „Heute alles wagen - die Bayern schlagen“ stand auf einem großen Banner vor dem Heidenheimer Fanblock.
Nachdem sie eine Halbzeit lang zu ehrfürchtig und zu passiv gespielt und folgerichtig 0:2 zurückgelegen hatten, reagierten die Heidenheimer. Bei der Pausenansprache habe es „gerappelt“, berichtete Schmidt. Er ging ins Risiko, stellte auf ein offensiveres System um - und seine Mannschaft drehte die Partie. Erst traf Kevin Sessa (50.), dann Kleindienst doppelt (51./79.). Das Gros der 15.000 Zuschauer verwandelte die Arena in ein Tollhaus. Die FCH-Anhänger sangen „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ und „Oh, wie ist das schön.“
Drei Punkte für den anvisierten Ligaverbleib
Man habe für den Heidenheimer Fußball „Geschichte geschrieben“, sagte Schmidt, dessen Mannschaft wieder mal große Moral bewiesen hatte - ähnlich wie beim wilden 3:3 im Landesduell bei Champions-League-Anwärter VfB Stuttgart eine Woche zuvor.
Noch mehr als der Sieg freuten ihn aber die drei Punkte für den anvisierten Ligaverbleib. „Die Saison geht noch. Es gibt noch viele Punkte zu vergeben“, erklärte der Coach, dessen Team zehn Zähler vor dem Relegationsrang liegt. Es habe von Anfang an nur ein Ziel gegeben: die Klasse zu halten. Dem sei man „wieder einen Schritt näher gekommen“.