Der Fehlstart des VfB Stuttgart in die Bundesliga-Saison ist perfekt. Dagegen hat sich Borussia Dortmund eindrucksvoll zurückgemeldet.

Stuttgart - Sie hüpften, sie sangen, und sie klatschen bis zum bitteren Ende. Auf ihren neuen Plätzen in der neuen Untertürkheimer Kurve standen die VfB-Fans, unermüdlich feuerten sie ihre Mannschaft an – doch es nützte alles nichts. Wahrscheinlich waren sie nach den bisher so dürftigen Leistungen der Stuttgarter schon nicht mit den allergrößten Erwartungen gekommen. Dass es dann aber gleich so knüppeldick kommen würde, dürfte auch den Anhang erschreckt haben. Mit 1:3 (0:3) hat der VfB am Sonntag sein erstes Bundesliga-Heimspiel dieser Saison gegen Borussia Dortmund verloren und sich dabei eine Hälfte lang in Besorgnis erregender Verfassung präsentiert. Erst nach der Pause wachte das Team von Christian Gross auf – zu spät, um den erneuten Fehlstart zu vermeiden. Nach der Auftaktniederlage in Mainz finden sich die Stuttgarter auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Wie erwartet hatte Gross erstmals in dieser Saison Serdar Tasci in die Startformation genommen. Der zuletzt schwer enttäuschte Nationalspieler rückte in der Innenverteidigung an die Seite von Georg Niedermeier, während Khalid Boulahrouz in der Viererkette rechts auftauchte. Dort spielte er zuletzt auch bei der WM für das holländische Nationalteam.

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Auch im Mittelfeld nahm der Trainer eine Umstellung vor: Daniel Didavi musste nach seinem Debüt gegen Bratislava auf die Ersatzbank zurück. Christian Gentner rückte für ihn nach links, Christian Träsch übernahm dafür seinen angestammten Platz im Mittelfeldzentrum neben Zdravk Kuzmanovic. Mit dem zentralen Duo der Vorsaison wollte der VfB also zu alter Stabilität zurückfinden – doch schon in der fünften Minute war es vorbei mit allen guten Vorsätzen: Eine Flanke von Marcel Schmelzer von links lenkte Boulahrouz unglücklich mit dem Rücken ins eigene Tor, vorbei an Sven Ulreich, der einen Schritt aus seinem Tor gemacht hatte. Erneut geriet der VfB also in Rückstand – es war der Auftakt einer 45-minütigen Demontage, wie man sie im eigenen Stadion selten erlebt hat. In allen Belangen und hoffnungslos waren die Gastgeber im ersten Abschnitt unterlegen. Wie im Training schoben sich die Dortmunder im Mittelfeld die Bälle zu, der VfB wurde vorgeführt und musste fast tatenlos mitansehen, wie sich eine Chance an die nächste reihte.

Kraftlos wie ein Altherrenspieler


Mitleid musste man vor allem mit Georg Niedermeier bekommen, der einen rabenschwarzen Tag erwischte und dem mit zunehmender Spielzeit die Angst förmlich anzusehen war, den nächsten Fehler zu begehn. Maßgeblich war der Verteidiger an den beiden weiteren BVB-Treffern bis zur Pause beteiligt. Erst köpfte er einen weiten Ball in den Strafraum vor die Füße von Kevin Großkreuz, dessen Pass in den Rücken der Abwehr Lucas Barrios überlegt einschob (26.). Dann bedankte sich der junge Mario Götze mit einem Kopfball ins leere Tor, nachdem ihm Niedermeier den Ball vor dem fangbereiten Ulreich aufgelegt hatte (38.). 0:3 stand es am Ende der ersten Hälfte, in der der VfB ein erschütterndes Bild abgegeben hatte. Denn so indisponiert die Abwehr agierte, so harmlos war der Sturm. Keine einzige nennenswerte Chance erspielten sich die Stuttgarter. Quasi unsichtbar schlich Ciprian Marica übers Feld, der so kraftlos wirkte wie ein Altherrenspieler.

Folgerichtig wechselte Christian Gross schon zur Pause zweimal. Er erlöste Niedermeier und Marica von ihren Leiden und brachte Daniel Didavi und Martin Harnik. Boulahrouz rückte ins Abwehrzentrum, Träsch nach hinten rechts, Gentner in die Mitte. Gefährlich wurde es zunächst aber weiterhin nur vor dem Stuttgarter Tor. Mit einer guten Fußabwehr bewahrte Sven Ulreich seine Mannschaft vor einem noch höheren Rückstand (50.). Den Stuttgartern war anschließend zumindest der Wille anzumerken, eine Wende herbeizuführen. Ein klein wenig Hoffnung keimte auf, als Cacau nach einer Flanke von Zdravko Kuzmanovic per Kopf der Anschlusstreffer gelang (68.).Mehr als Ergebniskosmetik sollte es aber nicht sein. Die Dortmunder zogen sich weit zurück und verwalteten ihren Vorsprung. Und dem VfB fehlte die Kraft und auch die Klasse, um näher heranzukommen. Und so blieb es am Ende beim 1:3 – jenem Ergebnis also, dass es in dieser Partie schon vor vier Jahren gab. Damals wurde der VfB am Saisonende Meister. Ein Trost ist dies im Moment jedoch nicht.

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Stuttgart
Ulreich – Boulahrouz (90. Funk), Tasci, Niedermeier (46. Harnik), Molinaro – Gebhart, Träsch, Kuzmanovic, Gentner – Cacau, Marica (46. Didavi).

Dortmund
Weidenfeller – Owomoyela, Hummels, Subotic, Schmelzer – Kehl, Sahin (88. Bender) - Götze, Kagawa, Großkreutz (75. Piszczek) – Barrios (65. Lewandowski).

Schiedsrichter
Gagelmann (Bremen).

Zuschauer
40.500 (ausverkauft).

Tore
0:1 Boulahrouz (5./Eigentor), 0:2 Barrios (26.), 0:3 Götze (38.), 1:3 Cacau (68.).