Der Spezialist für Sensortechnik und Industrieautomation investiert rund 14 Millionen Euro und siedelt sich im Backnanger Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker an.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Die Bagger sind schon angerückt. Vor wenigen Tagen haben die Bauarbeiter begonnen, das Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker an der B14 in Backnang zu erweitern. Unter anderem gilt es, Stromkabel und Kanalrohre zu verlegen. Ende Mai sollen die Erschließungsarbeiten im südwestlichen Bereich der Manfred-von-Ardenne-Allee beendet sein. Danach will die Firma Balluff auf ihrem neu erworbenen knapp 12 000 Quadratmeter großen Grundstück zunächst mehrere Gewerbegebäude bauen, inklusive eines Parkplatzes.

 

Baustart möglichst im Sommer

„Die planerischen Voraussetzungen sind abgeschlossen, der Bauantrag ist eingereicht“, sagt Balluff-Geschäftsführer Florian Hermle. „Wir rechnen mit einem Baustart im Sommer und sind sehr zuversichtlich, dass alles klappt.“ Die Kommunikation mit den beteiligten Ämtern laufe „super“. „Für uns ist das ein tolles Signal, dass wir als Unternehmen hier willkommen sind.“

Fertigstellung für 2025 vorgesehen

Läuft alles nach Plan, dann sollen in den kommenden rund anderthalb Jahren zunächst zwei dreigeschossige Gebäude für rund 120 Mitarbeitende entstehen – je eines links und rechts des (auch weiterhin) öffentlichen Geh- und Radweges, der das Areal teilt.

Florian Hermle schwärmt von den Neubauten: „Wir wollen an dieser gut sichtbaren Lage, direkt an der Bundesstraße, nicht irgendeinen Schuhkarton hinbauen, sondern es war uns wichtig, dass etwas in hohem Maße attraktives entsteht.“ Dabei solle auch das Thema Nachhaltigkeit eine besondere Rolle spielen: „Wir setzen ein neuartiges, ressourcenschonendes Bausystem ein, das sich ,Green Code‘ nennt und von einem unserer Kunden entwickelt wurde.“ Es handle sich um das erste gewerbliche Gebäude dieser Art in Deutschland. „Wir werden unserem Anspruch, dass wir Innovationen umsetzen, auch hier in unseren Gebäuden gerecht.“

Attraktive Arbeitsplätze schaffen

Vor allem aber sollen sich die Mitarbeitenden dort wohlfühlen und möglichst flexibel arbeiten können, erklärt Hermle und nennt Begriffe wie „New Work“, „Shared Desks“, „Open Spaces“ und „Mobile Office“. „Für unsere Mitarbeiter ist es zentral, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber mit modernen Arbeitsplätzen in der Region sind.“

Kernthema des neuen Standortes sei die „Machine Vision“, einfach gesagt: die Bild-erfassung und -verarbeitung, wie sie in der Automatisierung industrieller Fertigungsprozesse zum Einsatz kommt. „Wir schaffen hier das Kompetenzzentrum für diese Technologie in der gesamten Balluff-Gruppe“, erklärt Hermle. „Es wird ein Technologiestandort, an dem wir Kameras produzieren und montieren.“ Darüber hinaus seien Büro- und Entwicklerarbeitsplätze vorgesehen.

Verlagerung und Bündelung

Ein Ziel des Neubau-Projektes sei die Verlagerung der bestehenden drei Standorte im Rems-Murr-Kreis ins Gebiet Lerchenäcker, um diese im neuen „Kompetenzzentrum Vision“ zu bündeln. Sobald die Neubauten fertig sind, könnten die Standorte in Backnang-Waldrems sowie Oppenweiler geschlossen und die Immobilien dort entmietet werden.

Bei dem Vorhaben handle es sich um ein mehrstufiges Konzept, das zunächst auf diese rund 120 Mitarbeitenden ausgerichtet sei. Es lasse zudem auch Spielraum für Mitarbeitende, die beispielsweise im Rems-Murr-Kreis wohnen und bislang den Weg zum Balluff-Stammsitz nach Neuhausen auf den Fildern auf sich nehmen müssten. „Wir haben darüber hinaus den Luxus, dass uns die erworbene Fläche noch Flexibilität für weiteres Wachstum lässt, und wir uns bei Bedarf noch ausdehnen können.“ Durch ein zusätzliches Gebäude auf dem Areal könnte die Kapazität auf bis zu 250 Beschäftigte ausgebaut werden. Auch der Parkplatz ließe sich dann zu einem mehrstöckigen Parkdeck ausbauen. Aktuell noch Zukunftsmusik. Zunächst liege der Fokus darauf, die Neubauten bis möglichst Ende 2025 zu verwirklichen.

OB Friedrich: Backnang gewinnt an Attraktivität

Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich äußert sich positiv zur geplanten Ansiedlung: Mit der Firma Balluff GmbH erweitere sich das Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker um einen führenden Automatisierungsspezialisten, der neue Arbeitsplätze schaffe. „Das sind sehr gute Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Backnang.“ Dabei habe die Stadtverwaltung Backnang „alles in ihrer Macht Stehende getan, um dieser Ansiedlung zum Gelingen zu verhelfen“, so Friedrich: „Backnang gewinnt als Wohn- und Arbeitsort weiter an Attraktivität und profitiert von zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen.“

Balluff und Lerchenäcker

Gründung
 1921 gründet Gebhard Balluff eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder, Motorräder und Nähmaschinen in Neuhausen auf den Fildern. Nach mehr als hundert Jahren zählt das global tätige Unternehmen weltweit rund 3900 Mitarbeiter und 38 Tochtergesellschaften mit Entwicklung, Produktion, Logistik und Vertrieb. Geführt wird es heute in vierter Generation von Florian Hermle, Katrin Stegmaier-Hermle und Frank Nonnenmann. Das Portfolio umfasst unter anderem Industriesensoren zur Objekterkennung, Weg- und Abstandsmessung, Zustandsüberwachung und Identifikation. Dazu die passende Netzwerk- und Verbindungstechnik sowie umfangreiches Zubehör. Maßgeschneiderte Lösungen für Kamera- und Sensorkomponenten gehören ebenso zum Programm.

Gebiet Lerchenäcker
Aktuell haben sich im Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker rund 60 Unternehmen mit insgesamt rund 2000 Arbeitsplätzen angesiedelt, wobei mehr als 90 Prozent der 60 Hektar Gewerbeflächen bereits belegt oder verplant sind. Es gibt aktuell nur noch wenige Restflächen, für die es auch schon zahlreiche Interessenten gibt und mit denen der Wirtschaftsbeauftragte Reiner Gauger entsprechende Gespräche führt. Da die Flächenpotenziale in den Lerchenäckern bald ausgeschöpft sind, plant die Stadt Backnang eine Erweiterung des Gewerbegebiets Mühläcker in Backnang-Waldrems um weitere zehn Hektar. Hier läuft das Bebauungsplanverfahren.