15,8 Grad Wassertemperatur und freier Eintritt – der Saisonstart im Höhenfreibad Killesberg wirft Fragen auf, gibt aber einigen Gästen auch „einfach ein tolles Gefühl“

Wer am frühen Samstagmorgen bei bedecktem Himmel und mäßigen Temperaturen am Höhenfreibad auf die Kassenöffnung wartet, weiß ganz genau, warum er hier in der Schlange steht: „Wir gehören doch schon zum Inventar“, sagt Heide Gretsch. Hier hatte sie vor über einem halben Jahrhundert mit ihrem Vater Schwimmen gelernt, nun sieht sie wieder „viele bekannte Gesichter“. Eine 82-jährige Seniorin etwa, die das Schwimmen noch im Neckar gelernt hatte, „1948, am Viadukt in Cannstatt“. Seit Tagen fieberten sie der Freibadsaison entgegen, hier mache das Schwimmen besondere Freude: „Kaum Wellengang, wegen der Edelstahlwanne.“

 

15,8 Grad Wassertemperatur zum Start

„Heiß auf Open Air“ ist auch Andreas Winkelhöfer: „Luft und Licht sind anders, kaum Chlorgeruch. Hier zu schwimmen, das öffnet den Kopf.“ Dann erlebt er eine Überraschung: Wer keine Dauer-, sondern nur eine Tageskarte will, wird durchgewunken, bei kostenlosem Eintritt. Der Grund: „Das Wasser ist relativ kalt, wegen einer kurzfristigen technischen Störung“, sagt der Bäderleiter Manuel Schumann, „übermorgen sollten wir dann bei 20 Grad plus sein“. Die exakte Temperatur: 15,8 Grad. Winkelhöfer zögert nur kurz: „Ist machbar.“

Schneller im Wasser waren nur Armin und Mark. Nach zehn Metern aber sei ihnen „der Schniedel geschrumpft“. Heide schlottert schon beim Gedanken an 16 Grad: „Ich kann da nicht rein.“ Die 75-jährige Susan aber präpariert sich mit Gymnastik, und sowieso schon auf Betriebstemperatur ist Lea Gabeler. Die Bauingenieurin ist mit dem Fahrrad gekommen, will nun „ein bisschen kürzertreten“, aber auf jeden Fall „tausend Meter durchziehen“. Macht sie dann auch, obschon danach „die Beine fast taub sind“. Nun wärmt sie sich, die Wollmütze über den Ohren und „Kaffee und Hefezopf“ von Mama vor sich.

Da zittern auch Hartgesottene

Susan? Sie hat tatsächlich „ein paar Bahnen gemacht“. Und „zwei Kilometer durchgeklopft“ hat Isabella Tacone. Mindestens das Vierfache hatte sich die Langstreckenschwimmerin, „open water“, zunächst vorgenommen. Nun sitzt sie, trotz warmer Dusche, zitternd auf der Bank und nimmt die angebotene Daunenjacke gerne an. Andere tippen mal kurz ins Wasser und machen kehrt.

Andere finden es „herrlich“

Zur kleinen Gruppe der Hartgesottenen zählt auch Andreas Winkelhöfer, der sich „portionsweise“ ans 1,5-Kilometer-Ziel gekämpft hatte: „reine Willenssache“, betont er. Die 82-jährige Monika Kupcke steigt schon zum zweiten Mal ins Nass. „Es ist herrlich hier. Ich genieße es!“ Ähnlich Vijdanj Seyran-Koner, 57, die 50 Bahnen geschwommen ist: „Jetzt aber spüre ich nichts mehr.“

Was ist wirklich passiert?

Das Freibad-Team ist bester Laune, für sie sei es ein „sehr überschaubarer, angenehmer“ Start in die Saison, sagt die Gruppe. Schweigen aber, als sie auf „ein Gerücht“ angesprochen werden: Das Becken, das circa 2500 Kubikmeter Wasser fasst, war bereits gefüllt – und wurde am Montag nochmals fast komplett entleert. Der Grund: Im Strömungsbecken sollte der kaputte Api-Ball, der für Wellengang sorgt, ursprünglich nicht erneuert werden. Dann aber entschied sich die Stadt kurzfristig anders. Weil das Möhringer Freibad diese Saison dicht bleibt, soll dieser Spaßfaktor, so wird vermutet, nun nicht auch noch entfallen. Das Team vor Ort bestätigt die Montage des neuen Wellenmachers, auch das „Ablassen von Wasser“. Mehr sollen die Verantwortlichen der Stuttgarter Bäder sagen. Die aber waren übers Wochenende nicht erreichbar.