Der Stuttgarter Verein Ultreia wird 30 Jahre und die Pilgerherberge La Faba ist seit 20 Jahren in Vereinsbesitz. Ein neues Buch würdigt beides.

Stuttgart - Einfach zu sagen „Ich bin dann mal weg“, wie es Hape Kerkeling im Titel seines Pilgerbuches macht, geht derzeit nicht. Die Coronasituation samt aller Auflagen in Spanien macht das Pilgern auf dem Jakobsweg derzeit praktisch unmöglich, wie auch Rita van Drunen vom Stuttgarter Pilgerverein Ultreia weiß: „Mal kurz sagen: ich reise jetzt nach Spanien und laufe 800 Kilometer, geht zur Zeit nicht.“

 

Das Jubiläumsfest fällt aus

Die Situation trifft nicht nur Menschen hart, die vom Aufbruch gen Santiago de Compostela beseelt sind, sondern auch den Stuttgarter Pilgerverein. Ultreia spürt die Folgen der Pandemie. Und das im Jubiläumsjahr. Seit 30 Jahren unterstützt der Verein die Wallfahrer mit Rat und Tat auf ihrem Weg, der bekanntlich das Ziel eines Pilgerers sein soll. Und seit 20 Jahren betreibt Ultreia als Trägerverein die Herberge in La Faba, etwa 150 Kilometer entfernt von Santiago de Compostela. „Ein Doppeljubiläum“, sagt Rita van Drunen sehr ernüchtert, „das wir nicht gebührend feiern können.“ Während die ausgefallen Festivitäten zu verschmerzen sind, drückt van Drunen und den Rest des Vorstandes etwas ganz Anderes. Natürlich greift die Pandemie auch die Vereinskasse an. „Wir haben durch Corona für die Herberge Ausgaben, aber keine Einnahmen“, sagt sie, „wir alle hängen mit Herzblut an der Pilgerherberge. Derzeit müssen wir daher alles neu denken.“ Aber viel schwerer wiegt die Entbehrung, sich nicht selbst auf den Weg machen zu können oder andere bei ihrem (Lebens-)Weg zu unterstützen. Denn schließlich ist es genau das, was den Pilgergruß im Grunde ausmacht: „Ultreia, Ultreia, et Suseia, Deus, adjuva nos!“ Übersetzt: Vorwärts, immer weiter und aufwärts, Gott helfe uns auf unserem Weg.

Neues Buch zum Pilgern

Doch die Pandemie zwingt alle zu dieser langen Rast. Was also tun? Der Verein entschied sich für eine Alternative: Man zieht als Peregrino (Pilger) nicht in die Fremde, sondern macht sich in seiner Gedankenwelt auf den Weg. Den Kompass dazu liefert das Jubiläumsbuch „Pilger und Hospitaleros – Begegnungen auf dem Jakobsweg“. Doch damit sei nicht das hundertste Ratgeberbuch oder der hundertste Erlebnisbericht zum Pilgern erschienen, stellt Rita van Drunen klar. Das Besondere seien vor allem die Perspektiven der Hospitaleros, der Herbergsväter und -mütter. Was sie erleben, wenn Menschen bei ihrer Reise zu sich in seelische Grenzländer kommen und wie die Hospitaleros reagieren, hebe das Buch von vielen anderen Schriften ab. Und so überwindet das Ganze Thema erneut alte Grenzen. Denn galt beim Pilgern bisher immer der Leitspruch „Nur, wo du zu Fuß warst, bist auch wirklich gewesen“, so gibt es jetzt einen neuen Weg. Oder wie es im Buch heißt: „Wunder können uns überall begegnen, wenn wir bereit sind, uns ihnen zu öffnen.“

Mehr Informationen zu Ultreia, dem Stuttgarter Verein zur Förderung der mittelalterlichen Pilgerwege, und der Herberge La Faba findet man im Internet unter www.lafaba.de. Das Buch „Pilger und Hospitaleros – Begegnungen auf dem Jakobsweg“ ist unter der ISBN-Nummer 9783754306321 für 14 Euro zu haben.