Vom 13. bis 16. Juni wird das Rohrer Seefest gefeiert, das als ältestes Umsonst & Draußen-Festival in der Stadt gilt. Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend stehen 13 Bands auf der kleinen Bühne am Rohrer See.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Ein Wochenende im Juni reserviert Bernd Kübler aus Heslach jedes Jahr: Seit 1973 geht der 58-Jährige zum Rohrer Seefest. „Ich bin ein echter Veteran“, sagt er. Nur einmal ist das Festival ausgefallen, weil der Rohrer Park umgebaut wurde. Auch in diesem Jahr ist Kübler natürlich dabei. Die Jubiläumsfeier will er auf keinen Fall verpassen.

 

Vom 13. bis 16. Juni – der Bezirksbeirat hat ausnahmsweise einen zusätzlichen Tag genehmigt genehmigt – wird das Rohrer Seefest gefeiert, das als ältestes Umsonst & Draußen-Festival in der Stadt gilt. Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend stehen 13 Bands auf der kleinen Bühne am Rohrer See. Die musikalische Bandbreite reicht von Country-Western-Blues über Punk-Rock bis zu Hardcore, Ska und Metal.

Bernd Kübler kam über den Rohrer Jugendclub zum Seefest. Mit 15 Jahren war der gebürtige Vaihinger regelmäßiger Gast in dem Club der evangelischen Kirche. Später haben die Jugendlichen ihren Club selbst verwaltet und sind in eine Baracke in Rohr gezogen. Aus finanzieller Not haben sie das Seefest ins Leben gerufen, erzählt Kübler. Das erste Festival 1973 sei aber mehr ein „Flohmarkt mit Musik“ gewesen. „Dafür haben wir jedes Jahr Omas Keller leer geräumt.“ Als der Jugendclub in den Kellerräumen der Alten Schule ein festes Domizil gefunden hatte und von der Stadt finanziell unterstützt wurde, entschlossen sich die Macher, den Erlös zu spenden. Im vergangenen Jahr kamen rund 3500 Euro zusammen, die an den „Schlupfwinkel Stuttgart“ gingen. In diesem Jahr erhält das Eltern-Kind-Zentrum (Ekiz) im Stuttgarter Westen den Gewinn aus dem Verkauf von Speisen und Getränken. Der Eintritt zum Seefest war schon immer frei, auch die Bands spielen ohne Gage.

80 Ehrenamtliche im Einsatz

Bei der Rohrer Bevölkerung war das Seefest zunächst nicht sehr beliebt. „Wir waren ja auch eher so ein alternativer Sponti-Club“, erzählt Kübler, der von 1979 bis 1982 Vorsitzender des Fördervereins Rohrer Jugendclub war, und lacht. Allerdings hätten die Rohrer meistens im Nachhinein mit ihren Argumenten keine guten Karten gehabt. „Wir haben den Park immer astrein hinterlassen“, sagt Kübler. So habe auch der Vaihinger Bezirksbeirat stets hinter der Veranstaltung gestanden. Kübler hat sich aus der Organisation längst zurückgezogen. Als Besucher bleibt er aber weiter dem Seefest treu. „Weil da nette Leute sind, die Party gut ist und es immer was zu trinken gibt“, so seine Begründung.

Rund 80 ehrenamtliche Helfer sind am Fest-Wochenende im Einsatz. Ein kleines Team kümmert sich hauptsächlich um die Organisation. In den vergangenen Jahren waren dafür Martin Javitz, Arno Schauer, Martin Gehrlich und Tobias Ruoff zuständig. „Im nächsten Jahr ziehen wir uns zurück“, kündigt Martin Javitz an, der seit 1997 dabei ist. Die Planung will die Gruppe nun den Jüngeren überlassen. „Das soll ja kein Altherren-Festival sein“, meint der 36-Jährige.

Es ist aber auch kein Jugendfest mehr. Viele Rohrer sind dem Seefest über die Jahre hinweg treu geblieben. Aus dem einstigen alternativen Punk-Festival ist fast schon ein Familienfest geworden. „Meine Eltern kommen auch immer gerne“, erzählt Javitz. Allerding sei ihnen manchmal die Musik etwas zu laut. Die Bands spielen mittlerweile auf einer richtigen Bühne – und nicht mehr auf einem alten Lastwagen wie am Anfang.

Wenn sich Javitz zurückzieht, übernimmt neben anderen Larissa Reyle. Die 24-Jährige kümmert sich bereits um die Pressearbeit. „Ich mag den besonderen Charme des Fests“, schwärmt sie.

Programm – Freitag, 16 Uhr: Die Kesselboys, 17 Uhr: Knörk, 18 Uhr: Saltz, 20 Uhr: Disco Monique; Samstag, 12 Uhr: Cannibal Girls, 14 Uhr: From Within, 16 Uhr: Emily still reminds, 18 Uhr: Cross-X, 20 Uhr: Dargolf Metzgore; Sonntag, 12 Uhr: Betreutes Üben, 12.45 Uhr: Dr. Indiana Scheuermann – Mystische Klangwelten: Der Rohrer See, 13 Uhr: Die Maßschneiderei, 14 Uhr: Circus of Fools, 14.15 Uhr: Dr. Indiana Scheuermann, 16 Uhr: Troubadix Rache, 18 Uhr: The Prosecution.