Nach der Kapitulation behandeln die Alliierten Deutschland zunächst wie ein besiegtes, nicht wie ein befreites Land. Für Demokraten begann die Stunde null mit Verspätung – auch mithilfe neuer Medien wie der Stuttgarter Zeitung.
Stuttgart - Vielleicht ist es nur eine Fata Morgana der Hoffnung, die der französische General Jean de Lattre des Tassigny festzuhalten versucht, als der Zweite Weltkrieg zu Ende geht. „Aus den Kellern steigen Menschen, die vor Freude taumeln“, so beschreibt er die ersten Eindrücke von Stuttgart, an jenem 22. April 1945, als er mit seiner Armee die Stadt besetzt hat. Die Empfindungen der Deutschen sind zu jener Zeit nicht so eindeutig und bei den meisten wohl eher zwiespältig. „Zumindest an diesem Nachmittag überwog bei den meisten Bürgern, die mir begegnet sind, das Gefühl der Befreiung“, berichtet Rudolf Steiger, ein Augenzeuge. Es gibt jedoch durchaus gute Gründe, weshalb Bundespräsident Richard von Weizsäcker, auch ein gebürtiger Stuttgarter, 40 Jahre später seine Nation noch einmal nachdrücklich erinnern muss, dass es sich damals tatsächlich um einen Akt der Befreiung gehandelt hatte.