Das 78. Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen ist eröffnet: Beim traditionellen Fassanstich, diesmal im Festzelt Zum Wasenwirt, hat der Erste Bürgermeister Michael Föll drei Schläge gebraucht bis das Bier floss. Insgesamt kamen 100 000 Besucher am ersten Wochenende.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Ohne Regenschirm ist man zu Beginn des 78. Stuttgarter Frühlingsfests schlecht ausgerüstet gewesen. Zuerst nieselte es nur, dann prasselte der Regen regelrecht auf die Wege, die Fahrgeschäfte, die Wurfbuden. Entsprechend ist es in den ersten Stunden auf dem Platz recht leer gewesen. Junge Mädchen im Dirndl sprangen über Pfützen und liefen in Richtung des nächstgelegenen Festzelts, sogar das Riesenrad stand eine Zeit lang still. Andere Besucher, wie Fabienne Vogt und Niklas Arnold, blieben kürzer als geplant: Die zwei Aichtaler drehten nur eine Runde über den Wasen, um dann zu entscheiden: „Wir kommen wieder, wenn das Wetter besser ist.“

 

Das war etwas voreilig, wie sich herausstellen sollte: Am Nachmittag hörte der Regen auf – „gerade rechtzeitig“, um für einen „ordentlichen Abend“ zu sorgen, wie Marcus Christen am Sonntag sagt, der für die großen Feste zuständige Abteilungsleiter bei der Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart. Auch die Schausteller seien dann noch auf ihre Kosten gekommen. Und die Wetterlage am Sonntag sei zum Glück besser gewesen als prognostiziert. Insgesamt, so Christen, seien am ersten Wochenende rund 100 000 Besucher auf das Frühlingsfest gekommen, also rund 50 000 weniger als im Vorjahr, aber da habe man auch an beiden Tagen sehr gutes Wetter gehabt.

Föll hat beim Fassanstich schon einmal 23 Schläge benötigt

Offiziell eröffnet wurde das 23-tägige Frühlingsfest am Samstag um 12 Uhr mit dem Fassanstich im Festzelt Zum Wasenwirt. Während beim Volksfest der Oberbürgermeister diese Aufgabe übernimmt, tut dies beim Frühlingsfest der Erste Bürgermeister Michael Föll (CDU). Sein Rekord sind 23 Schläge, vergangenes Jahr brauchte er sieben, diesmal spritzte es schon nach dreien – nach Fölls Vorrede hatten die Besucher allerdings auf mehr Versuche gehofft: In den 23 Tagen des Frühlingsfestes werde der VfB jedes Spiel gewinnen, hatte Föll als „feste Regel“ ausgegeben.

Das sollte sich bekanntlich als Wunschdenken herausstellen. Möglicherweise richtig liegen könnte der Kämmerer mit seiner zweiten Prognose für die 23 Tage: „Er schießt so viele Tore, wie ich beim Fassanstich brauche.“

Interessant war, welche politischen Ehrengäste sich zueinander gesellten: Nicht nur bei den Koalitionsverhandlungen kommen sich Grüne und Christdemokraten näher, sondern nun auch bei der Platzwahl im Festzelt. Die Landtagsabgeordnete Muhterem Aras (Grüne) und Bürgermeister Föll saßen nebeneinander, gegenüber die Bundestagsabgeordnete Karin Maag. Aras hakte auch SPD-Staatssekretär Peter Hofelich unter, der links von ihr saß, dennoch bestritt niemand, dass die grün-schwarze Platzwahl gewollt war.

Neue Anordnung der Festzelte kommt bei Schaustellern gut an

Das Zelt des Wasenwirts hat fürs Frühlingsfest einen neuen Standort bekommen – es liegt näher am Parkplatz, um die Entfernung zwischen den drei Festzelten so groß wie möglich zu halten. „Die Zelte sind jetzt schön verteilt, das Fest ist ja für alle da, nicht nur für die Bierzeltgänger“, lobte der Vorsitzende des Schaustellerverbands Südwest, Mark Roschmann die neue Anordnung. Er blickt trotz des Regens zum Auftakt optimistisch auf die 23 Tage. „Das wird sich kompensieren“, glaubt er. Besonders wichtig ist das Wochenende rund um den 1. Mai. Da hoffen die rund 250 Schausteller, Wirte und Marktkaufleute dann auf umso mehr Sonnenschein.