Die privaten Anbieter in Stuttgart stehen bereit, wenn von Samstag an wieder kostenlose Bürgertests möglich sind. Das Testzentrum auf dem Wasen hat andere Prioritäten.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Als der Schnelltest vor einigen Monaten eine Lösung für viele war, wieder Zugang zu Lokalen und zum Friseur zu bekommen, war unter anderem die Schlange vor dem Testzelt auf dem Schlossplatz lang. Dieser Anblick wird ein historisches Bild sein. „So ein Testzelt werden wir nicht wieder aufbauen“, sagt der städtische Pressesprecher Sven Matis. Man setze darauf, dass der Markt der Teststellen inzwischen groß genug sei. Auf dem Wasen beim zentralen Testzentrum der Stadt werden auch Schnelltests angeboten. „Aber dort werden priorisiert die Leute drangenommen, die aus medizinischen Gründen einen brauchen“, erläutert Matis.

 

Die Teststellen haben keinen Mangel an Materialien

Die privaten Anbieter stehen in den Startlöchern, wenn von Samstag an wieder kostenlose Schnelltests für alle möglich sind. „Wir haben nie aufgehört zu testen und haben auch keinen Mangel an Testkits“, sagt die Apothekerin Vanessa Hammel von der Alten Apotheke in Untertürkheim. Mit der Kostenpflicht sei der Zulauf um 90 Prozent gesunken. Personal müsse sie nun aufstocken. „Das Personal ist mir von Anfang an treu, das kann ich auch jetzt wieder aktivieren“, sagt Benjamin Martin vom Café Gustav an der Schwabstraße. Aufgrund der Nähe zur S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße habe er immer Zulauf gehabt. „Schwangere, Jugendliche, Leute, die aufgrund bestimmter Umstände noch nicht geimpft werden konnten, und solche, die es nicht wollten“, sagt der Wirt. Die Zahl der Selbstzahler sei mit etwa 20 pro Tag aber so niedrig gewesen, dass das Team überlegt habe, das Angebot einzustellen. „Auch wenn es uns über die Coronazeit gerettet hat durch die Zusatzeinnahmen, es kostet ja auch Geld für Software und Personal“ sagt Martin. In Spitzenzeiten kamen bis zu 200 Personen zu Tests, durchschnittlich um die 50. Getestet werde durch medizinisches Fachpersonal, das im Café dafür Nebenjobs habe, nicht durch das Stammpersonal des Gustav.

Auch die Teststellenbetreiber sind von Impfmüdigkeit genervt

Der Neckar Käpt’n hat der politischen Entscheidung vorgegriffen und bietet bereits seit Mittwoch wieder kostenlose Bürgertests an. „Wir haben aus eigener Tasche 25 000 Schnelltests à 1,63 Euro gekauft“, sagt Lena Kuhn von der Firma, deren Kerngeschäft Ausflugsfahrten auf dem Neckar sind. Ihr Chef setze auf Spucktests, Nasentests seien sogar noch leichter zu bekommen.

„Da wir vom Gesundheitsamt beauftragt waren mit PCR-Tests, ist bei uns der Wegfall der kostenlosen Schnelltests gar nicht so ins Gewicht gefallen“, sagt Marius Lehnert, der im Bosch-Areal mit seinem Team testet. „Sobald das verkündet ist, fahren wir hoch“, sagte er am Freitag, kurz bevor die Nachricht aus Berlin kam. Nachschubprobleme kenne er keine, da er einem großen Verbund angeschlossen sei. Ein guter Grundstock an Personal sei da. „Es ist für uns eine spannende Zeit, die ich so nicht gebraucht hätte“, schiebt er noch hinterher. Denn eigentlich arbeitet er in der Veranstaltungsbranche, die unter den Schutzmaßnahmen leide. Auch wenn er aktuell zum Teil mit Tests sein Geld verdient, hofft er, dass die Menschen woanders hingehen: „Wenn sich nur endlich mehr impfen lassen würden! Es wird einem so einfach gemacht.“