Vier Monate nach dem verheerenden Brand des Sport- und Fitnesszentrums in Vaihingen haben die Betreiber und der Eigentümer der Halle Post von der Stadt erhalten. Es sind schlechte Nachrichten: der geltende Bebauungsplan lässt kein neues Gebäude mehr zu.

Vaihingen - Den Pächtern der Sport-Insel hat der Brief des Baurechtsamts eine schlaflose Nacht beschert: „Wir sind geschockt“, sagt Ludwig Etschmann und spricht damit aus, was auch seine Frau Astrid, Tochter Maike und Sohn Pirmin denken.

 

Vier Monate lang hatte die Betreiberfamilie auf ein Signal der Stadt gewartet. Doch die dürren Worte, die Kirsten Rickes, die Leiterin des Baurechtsamts, an den Anwalt des Eigentümers der Halle geschrieben hat, haben der Familie fast die Sprache verschlagen. „Die stadtplanerische Zielsetzung ist durch den Bebauungsplan von 1994 geändert worden. Dieser schließt eine Bebauung wie bisher vorhanden aus“, heißt es in dem Schreiben. Dass Gebäude sei „bewusst weggeplant“ worden, um einen „durchgängigen Grünzug“ zu ermöglichen. Das Baurechtsamt, in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt, könne daher keinen Wiederaufbau genehmigen. „Und das ohne jede Erklärung. Das ist nicht schön“, sagt Ludwig Etschmann. Immer wieder habe man um einen Gesprächstermin mit den Verantwortlichen bei der Stadt gebeten, wurde von „sehr netten“ Mitarbeitern vertröstet mit dem Hinweis, dass man sich an höchster Stelle darum kümmere.

Der Wege zum Wiederaufbau scheint verbaut

Es fühlt sich wohl ein bisschen wie bei einem Boxer an, der sich gerade wieder hochgerappelt hat und den dann erneut ein Schlag trifft. Schließlich ist das Leben der Etschmanns ohnehin am 12. Oktober aus den Fugen geraten. Damals brannte die an der Heßbrühlstraße beheimatete Sport-Insel bis auf die Grundmauern ab. Ursache war vermutlich ein technischer Defekt, ein Kabelbrand im Saunabereich.

Viel Herzblut hat die Betreiberfamilie in die Sport- und Fitnessstätte gesteckt. Doch die Familie hat nicht lang lamentiert und sofort auf die Karte Wiederaufbau gesetzt. „Wir wollen aufbauen und zwar so schnell wie möglich“, bekräftigt Astrid Etschmann. Aus einer ehemaligen Tennishalle ist in 27 Jahren ein Fitness- und Sportzentrum geworden. Alles, was sie sich aufgebaut haben, liegt nun in Trümmern: „Das ist für uns sehr dramatisch“, sagt Etschmann. Zumal durch das Nein des Baurechtsamts nun auch noch der Weg zum Wiederaufbau verbaut scheint: „Damit entzieht man uns unsere Existenzgrundlage“, sagt die Geschäftsführerin.

Die Familie ist aber lediglich Betreiber, Eigentümer der Halle ist Jürgen Kreft, das Gelände gehört der Stadt. Kreft freilich teilt die Meinung der Familie Etschmann. Auch er will den Neubau. Schließlich hat der Halleneigentümer auch einen Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt geschlossen, der noch bis 2026 läuft. Und darin ist unter anderem geregelt, das Brandschäden sofort zu beheben sind.

Familie setzt Hoffnung auf den Gemeinderat

Kreft hat lang auf „ein Signal der Stadt“ gehofft und zu Beginn dieser Woche noch das „lange Warten“ bemängelt. Die Situation hat sich nun verändert, seitdem das Schreiben des Baurechtsamts vorliegt. Kreft gibt sich betont sachlich: „Ich bin gespannt, wie sich das nun weiterentwickelt.“

Doch noch ist niemand in Sicht, der den Gordischen Knoten zerschlägt. Es sei denn, man ändert den Bebauungsplan: „Dafür braucht man aber die Unterstützung des Gemeinderats“, sagt Kirsten Rickes. Doch schnell geht das nicht. „Das Verfahren dauert mindestens ein Jahr“, sagt die Leiterin des Baurechtsamts. Die Familie setzt nun ihre Hoffnung auf den Gemeinderat: „Wir sind machtlos und würden gern lieber gestern als morgen mit dem Aufbau beginnen“, sagt Astrid Etschmann.

Dabei hat die Familie keineswegs die Hände in den Schoß gelegt, sondern schon nach Ersatzgrundstücken gesucht. So hat man etwa beim Naturheil- und Luftbadverein Vaihingen, der auch an der Heßbrühlstraße beheimatet ist, eine Baulücke ausgemacht. Dies hat man auch der Stadt geschrieben. „Darauf ist man aber gar nicht eingegangen“, sagt Ludwig Etschmann. Stattdessen hat die gebeutelte Betreiberfamilie nur die lapidare Absage der Stadt erhalten – inklusive einer schlaflosen Nacht.