Peking verlegt Abschussrampen für Raketen an die Nordgrenze des Landes. Taiwans Unabhängigkeit könnte ein Kriegsgrund sein.

Peking - Die chinesische Regierung baut eine nukleare Drohkulisse auf. Im Januar bereits hat die Volksbefreiungsarmee eine neue Interkontinentalrakete getestet, die zehn Atomsprengköpfe auf einmal tragen kann, wie jetzt bekannt wurde. Der Test sei erfolgreich verlaufen, berichtet die US-Website „Washington Free Beacon“ unter Berufung auf Militärkreise.

 

China verlegt offenbar mobile Abschussanlagen an die Nordgrenze des Landes, von wo aus die Geschosse die USA erreichen können.   Obwohl chinesische Generäle das Gegenteil versichern, wirkt die hektische Aktion wie eine Reaktion auf Provokationen aus Washington. Präsident Donald Trump hatte angekündigt, „China hart anzufassen“, und der Regierung der Insel Taiwan Unterstützung zugesichert.

Taiwan ist aus Pekinger Sicht eine abtrünnige Provinz. Sein Handelsberater Pete Navarro hält eine Auseinandersetzung mit China sogar für „praktisch unvermeidlich“. Trump und Navarro planen hohe Schutzzölle gegen Waren aus dem fernöstlichen Industrieland.   Im Gegensatz zu seinen Vorgängern stellt Trump die Chinesen zunehmend als Feinde Amerikas dar.

Raketen an der Nordgrenze

Asien liegt durchaus im Fokus Trumps: Am Donnerstag ist sein Verteidigungsminister James Mattis in Südkoreas Hauptstadt Seoul eingetroffen. Die erste Auslandsreise eines Kabinettsmitglieds soll zeigen, dass die USA an der Seite ihrer Bündnispartner Südkoreas und Japans stehen. Nordkorea hatte zuletzt mal wieder Drohungen gegen den Nachbarn im Süden und die USA ausgestoßen. China sieht die Annäherung an die Nachbarn mit Misstrauen.   Bei den Raketen, die China an die Nordgrenze verlegt haben soll, handelt es sich um den Typ Dongfeng-41, der von Lkw gestartet wird und eine Reichweite von bis zu 15 000 Kilometern hat. Auf Webseiten chinesischer Militärfans kursieren Fotos der Lkw auf dem Weg nach Norden.

Ein Propagandamedium bestätigte die Verlegung zum Teil: Die Pekinger Zeitung „Global Times“ verkündete, die Bereitmachung der Dongfeng-41 sei ein „Werkzeug der Abschreckung“ und gegen Amerika gerichtet. China bereite sich damit auf zunehmende Spannungen mit den USA vor. Der Test der großen Langstreckenrakete Dongfeng-5C war dagegen offenbar schon lange geplant. Die Rakete soll den Berichten zufolge planmäßig von einer Abschussrampe in der Provinz Shanxi in eine abgelegene Wüstenregion im Westen des Landes geflogen sein. Sie hat eine Nutzlast getragen, die von Gewicht und Form her einer Bestückung mit zehn Atombomben entspricht.

Nicht nur piesacken, sondern wehtun

  China verfügt über gut 250 Nuklearsprengköpfe und als führende Weltraumnation auch über die nötigen Raketen, um die Waffen in fast jeder Weltgegend explodieren zu lassen. Vor zwei Jahren hat Peking sogar eine Rakete testen lassen, deren Sprengkopf mit Überschallgeschwindigkeit wieder in die Erdatmosphäre eintritt. Er ist dann so schnell, dass der US-Raketenschild ihn nicht abfangen kann.   Die chinesische Regierung ist gleichwohl fest entschlossen, sich nicht auf einen Rüstungswettlauf mit den USA einzulassen. Den ruinösen Aufbau gewaltiger Arsenale aus Zehntausenden von Bomben und Raketen hat die kommunistische Führung der Sowjetunion und den USA überlassen. China hat stattdessen das Ziel, nur knapp genug Zerstörungspotenzial vorzuhalten, um einen Angreifer abschrecken zu können – und das möglichst preiswert. Schon Mao hat die Doktrin vorgegeben, dass ein nuklearer Erstschlag für China nicht infrage komme, weil ein Atomkrieg nur Verlierer bringt.   Die chinesische Führung hat gleichfalls schon lange klargestellt, dass eine formale Unabhängigkeit Taiwans nicht akzeptabel ist und Krieg bedeuten kann. „Trump sollte klar sein, dass China nicht mehr schwach ist“, sagt Xin Qiang, Vizechef des Zentrums für USA-Studien an der Fudan-Universität in Shanghai. „Heute hat China Möglichkeiten, die USA nicht nur zu piesacken, sondern ihnen richtig wehzutun.“

Auch Trumps Vorgänger haben Taiwan und andere Bündnispartner in Ostasien unterstützt, doch sie haben auf freundschaftlicher Basis mit den Chinesen geredet. Seit Präsident Richard Nixon 1972 mit Machthaber Mao Zedong eine Politik der Annäherung vereinbarte, gab es immer wieder kleine Reibereien, aber kein Zerwürfnis zwischen den beiden Ländern.   Barack Obamas hatte die US-Präsenz in Asien verstärken lassen, doch er hat sich gegenüber China diplomatisch gezeigt und den Handel ungehindert laufen lassen. Vor allem hat er sich an die etablierten Sprachregeln zu Taiwan gehalten, die Peking wichtiger sind als alles andere. Trump wirft diese kleinen, wirksamen Gesten nun über Bord.