Der VfB-Trainer Bruno Labbadia rätselt, mit wem er im Spiel gegen Mainz 05 die Verteidigung besetzen soll.

Stuttgart - Noch einmal sind sie ausgeschwärmt. Zum Familienbesuch, zum Stadtbummel oder zum Ausruhen haben die VfB-Spieler nach der Rückkehr aus dem Trainingslager den Montag genutzt, den ersten freien Tag seit Neujahr und den letzten vor dem ersten Rückrundenspiel. Nach den Strapazen in der Türkei sollen sie ein bisschen durchatmen, ehe es am Samstag gegen Mainz ernst wird.

Bruno Labbadia gönnt sich keine Pause. In jeder Sekunde, sagt der VfB-Trainer, denke er an dieses so wichtige Spiel gegen den Tabellenzweiten und daran, wie es in der Rückrunde wieder aufwärts gehen könnte. Eine ganz entscheidende Rolle im Abstiegskampf wird der Abwehr zufallen. Sie war im bisherigen Saisonverlauf die große Problemzone des VfB.

Labbadia hat nicht lange gebraucht, um zu merken, wie löchrig die Hintermannschaft seines neuen Clubs ist. All seine Teams, das hatte der Trainer bei seinem Dienstantritt gesagt, hätten in der Vergangenheit eines gemeinsam gehabt: sie bekamen wenig Gegentore. In den beiden Spielen gegen die Bayern schlug es dann aber nach stümperhaften Abwehrfehlern gleich elf Mal im VfB-Tor ein. "Das müssen wir schleunigst abstellen", sagt der Trainer.

Abstimmungsprobleme waren bisher an der Tagesordnung


Fragt sich nur: wie? Denn Probleme gibt es in allen Teilen der Viererkette, auf rechts, auf links, in der Innenverteidigung. Das Trainingslager in der Türkei hat zwar in mancherlei Hinsicht die Hoffnung auf bessere Zeiten geschürt – die Sorgen in der Abwehr aber sind nur unwesentlich kleiner geworden.

Serdar Tasci (23) und Matthieu Delpierre (29) – das ist die Idealbesetzung in der Innenverteidigung. Mit ihnen ist der VfB 2007 deutscher Meister geworden; beide zählen zu den namhaftesten Abwehrspielern in der Bundesliga und haben ihre Klasse seit Jahren unter Beweis gestellt – allerdings nur dann, wenn sie völlig fit sind. Und das war in dieser Saison fast noch nie der Fall.Delpierre ist im Sommer am Knie operiert worden und hat sich davon bis heute nicht richtig erholt. Regelmäßig muss er kürzer treten – genau wie Tasci, den seit Wochen Probleme im Oberschenkel plagen. Lediglich 14 der 30 Pflichtspiele des VfB hat Tasci bestritten, der Kapitän aus Frankreich stand sogar noch einmal weniger auf dem Platz. Abstimmungsprobleme und kapitale Patzer waren die Folge der fehlenden Fitness und Wettkampfpraxis.

Auch im Trainingslager konnte beide nur ein eingeschränktes Pensum absolvieren. Im ersten Testspiel fehlten sie – da war die Innenverteidigung die einzige Position, auf der Labbadia nicht auswechseln konnte. Im zweiten Spiel standen Tasci und Delpierre zwar in der Startformation – um nicht zu riskieren, beendeten sie ihren Dienst aber schon zur Pause. Ursprünglich hatte der Trainer vorgehabt, beide zumindest 70 Minuten auf dem Platz zu lassen. „Es wäre natürlich besser gewesen, wenn sie sich besser hätten einspielen könnten“, sagt Labbadia: „So aber müssen wir wohl auch weiterhin improvisieren.“

Die Alternativen überzeugen nicht


Die Alternativen jedoch sind wenig überzeugend. Georg Niedermeier hat es in diesem Jahr auf 24 Einsätze gebracht (und dabei sogar drei Tore erzielt) – die Zweifel an seiner Klasse sind dennoch eher größer als kleiner geworden. Der 24-Jährige verfügt über ein starkes Kopfballspiel, am Boden jedoch offenbart er immer wieder eklatante Defizite im spielerischen Bereich. Khalid Boulahrouz (29) wiederum ist meist verletzt, und dem 20-jährigen Nachrücker Ermin Bicakcic fehlt die Erfahrung. Zudem setzt ihn eine Blessur am Sprunggelenk vorübergehend außer Gefecht.

Nicht weniger als sechs Spieler haben die drei VfB-Trainer in dieser Saison rechts in der Viererkette ausprobiert: Philipp Degen (27), Christian Träsch (23), Stefano Celozzi (22), Patrick Funk (20) sowie Boulahrouz und Bicakcic. Die Idealbesetzung jedoch hat sich bis heute nicht gefunden. Trotz der Vielzahl an Alternativen sondiert der VfB-Manager Fredi Bobic den Markt und will spätenstens im Sommer einen neuen Rechtsverteidiger verpflichten. Die Zeit des ausgeliehenen Degen, daran besteht kaum ein Zweifel, wird dann schon wieder zu Ende gehen. Zu verletzungsanfällig ist der Schweizer, zu schwankend in seiner Leistung. Patrick Funk darf sich daher die größte Hoffnung machen, gegen Mainz zum Einsatz zu kommen.

Nur zwei Alternativen gibt es auf links, Cristian Molinaro und Arthur Boka. Fehlerfrei waren aus sie nicht, speziell der Italiener blieb in dieser Saison meilenweit hinter den Leistungen des Vorjahres zurück. Trotzdem hat er gute Chancen, am Samstag in der Startformation zu stehen – dann nämlich, wenn Arthur Boka nach vorne rückt. Das linke Mittelfeld ist in der VfB-Mannschaft eine weitere Problemzone. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.