Acht Jahre hat es gedauert, um die Augustinerbrücke in Esslingen unter laufendem Verkehr zu sanieren und zu modernisieren. Obwohl jetzt fertiggestellt, sieht es dort noch lange nach Baustelle aus.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die Brücke bricht ein!“ Ganz so dramatisch, wie es die Botschaft verhieß, die im Jahr 2011 den Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger und seinen Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht bei einer Klausurtagung des Gemeinderats in Bad Boll ereilte, ist es nicht gekommen. Aber die damalige Nachricht über bröselnde Stützen an der Augustinerbrücke und Gelenke an der Grenze ihrer Belastbarkeit stehen für den Beginn einer der bisher größten Brückensanierungsaktionen in der Esslinger Stadtgeschichte. Nach acht Jahren sind diese Arbeiten nun nahezu abgeschlossen.

 

Zwar müssen in den kommenden Monaten noch einige Rest- und Verschönerungsarbeiten erledigt werden. Aber am Donnerstag hat Jürgen Zieger die Bauarbeiten an dem zentralen innerstädtischen Brückenbauwerk bei einer kleinen Feierstunde offiziell für beendet erklärt.

Ein richtig großes Bauwerk

Im Bewusstsein der Bevölkerung hat die Augustinerbrücke als tatsächliches Brückenbauwerk lange keine Rolle gespielt. Denn eine Brücke erwartet man an dieser Stelle in der Stadt eigentlich nicht. Dabei wäre der Esslinger Altstadtring ohne das Bauwerk überhaupt nicht denkbar. Auch die Größe überrascht: Mit 4000 Quadratmetern Fläche ist die Augustinerbrücke doppelt so groß wie die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke, die bekanntlich in den Jahren 2021 und 2022 durch einen kompletten Neubau ersetzt werden soll.

Doch zurück zur Augustinerbrücke: 16 Millionen Euro sind seit 2011 in die Sanierung, Modernisierung und städtebauliche Neugestaltung des Bauwerks geflossen. Zunächst musste die Brücke überhaupt erst einmal gesichert werden, 2013 folgte dann, nachdem im Jahr zuvor die Fugen ausgetauscht und so das Eindringen von Wasser ins Bauwerk gestoppt werden konnte, zunächst die Sanierung der Tiefgarage Kleiner Markt.

Sanierung unter laufendem Betrieb

Seit 2016 waren jede Mange Fachleute dann damit beschäftigt, die Augustinerbrücke selber für die Zukunft fit zu machen. Die besondere Herausforderung dabei war es, dass alle Arbeiten unter laufendem Verkehr erledigt werden mussten. „Das war eine logistische Meisterleistung“, lobte denn auch der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger sein Tiefbauamt und die beteiligten Firmen.

Die Bauarbeiten sind indes weit über die reine Sanierung hinausgegangen: Das dicke Betondach der Bushaltestelle ist verschwunden, die Brüstungen sind deutlich niedriger als früher. So sollen die Gäste einen freien Blick auf die Altstadt erhalten.

Eigene Fahrspur für Busse und Radfahrer

Die bisher ungeliebten Unterführungen sollen mit Hilfe von Lichtbändern, Spiegelelementen, Leuchttransparenten und einem noch zu installierenden Beleuchtungskonzept aufgewertet werden. Für Bus- und Radfahrer ist, so das möglich war, eine eigene Fahrspur geschaffen worden. Und auch an den Umstieg auf E-Mobilität im ÖPNV wurde gedacht.

So gibt es schon jetzt Fundamente für Oberleitungsmaste, die demnächst gebaut werden müssen, soll in nicht allzu ferner Zukunft der Anteil elektrisch betriebener Busse in Esslingen tatsächlich von aktuell 21 auf mehr als 63 Prozent steigen.

Noch zwei Jahre lang Absperrungen

Dass es auf der Augustinerbrücke trotz des Abschlusses der Arbeiten auch in den kommenden zwei Jahren nach Baustelle aussehen wird, hat einen anderen Grund. Bekanntlich droht der unter der Geiselbachstraße verlaufende Abwasserkanal einzubrechen. Deshalb muss die Geiselbachstraße bis zum kommenden März halbseitig und im Anschluss 15 Monate lang sogar vollkommen gesperrt werden. Deshalb wird den Autofahrern das Abbiegen von der Augustinerbrücke in den zentralen Zubringer in die nördlichen Stadtteile verwehrt.