Manchmal stellt unsere Kolumnistin nur eine harmlose Frage – und bekommt von ihrem Gegenüber prompt Gülle und Jauche übergekippt.

Stuttgart - Dieser Tage ist mir etwas wirklich Dummes passiert. Ich war einkaufen. An der Kasse traf ich eine entfernte Bekannte. Wir plauderten ein wenig, als mir diese schlimme Frage herausrutschte: „Hattet ihr schöne Ferien?“ Natürlich brach sofort ein Donnerwetter los. Anstrengend seien die Ferien gewesen. Aufreibend. Erschöpfend. Schöne Ferien? „So etwas kann auch nur jemand fragen, der keine drei Kinder zu Hause hat!“

 

Stimmt. Manchmal ist man einfach unsensibel. Man stellt eine Frage. Man erkundigt sich im Unverstand nach diesem und jenen. Plaudert gesellschaftlich so daher. Deshalb ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die infame Attacken wie „Geht’s gut?“ mit Säbelhieben parieren. Die hinterhältige Gesprächsangebote wie „Auch hier?“ mit scharfem Geschütz abwehren und dem Gegenüber gleich noch wie bei Frau Holle einen Eimer mit Pech überkippen. „Kikeriki, ich mach dich hie!“ Und wehe, einer traut sich dann noch, einen schönen Feierabend zu wünschen. „Feierabend? Super Witz! Da lache ich jetzt mal richtig laut!“

Ich habe im Bus kürzlich zu wenig Geld hingelegt. „Ja, und?“, rotzte der Fahrer mich an. „Was soll ich jetzt damit?“

Obacht beim Verschenken von Wein und Schokolade

Wenn man meiner Großmutter Lilien schenkte, sagte sie spitz: „Willst du, dass ich sterbe?“ Wahrscheinlich hätte sie sich auch über Seife geärgert: „Stinke ich?“ Über Wein: „Aha, ich saufe also.“ Pralinen: „Willst du mich mästen?“ Keine Pralinen: „Schon verstanden, du findest mich fett!“

Eine Kollegin könnte man dagegen die schönsten, teuersten, edelsten Geschenk zu Füßen legen – „für dich, damit du trotz diesem miesen Wetter einen schönen Geburtstag hast!“ Sie dagegen würde schreien wie Lehrer Lämpel: „Was bist du für ein blöder Sämpel“, den Rohrstock auf die Pfoten klopfen und einem flugs das Mundwerk stopfen: „DES!!! Es heißt DES WETTERS.“

Ja, ja, ja. War nur nett gemeint. Wegen dem Geburtstag.

Ich kannte mal einen Kunstprofessor, der schaurige Launen hatte. Er war ein ganz großer Meister seines Faches, konnte aber auch ein echtes Ekel sein. Dann brüllte und tobte und schimpfte er, während die armen Studenten bibbernd in der Ecke saßen und die Köpfe einzogen. Als er einmal wieder so richtig in Fahrt war und schrie: „Mir reicht’s! Ich reise ab!“ – sagte einer der Assistenten plötzlich ganz gelassen und sehr mutig: „Wissen Sie was: Das ist uns recht. Dieses ewige Geschrei geht uns nämlich schon lange auf die Nerven!“