Urlaub ist eine logistische Herausforderung. Man sollte nichts vergessen, weil man ohnehin noch viel kaufen muss, um es sich schön zu machen. Unsere Kolumnistin räumt in jedem Fall immer erst einmal ihr Feriendomizil um.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Pack die Badehose ein“, sang Conny Froboess einst. Als würde eine Badehose genügen. Als wäre es Glück genug, pfeifend, trällernd und tirilierend auf einem halben Quadratmeter Handtuch zu sitzen. Für ein Sonnenbad muss man doch ausgerüstet sein. Man sollte zumindest das Nötigste dabei haben: Tablet, E-Book-Reader, Smartphone und Solar-Mobil-Ladegerät. Sun Care Face Serum, Sonnencreme mit mittlerem Schutzniveau und Sun Care SPF 45. Beach Cap, Badelatschen mit Flaschenöffner in der Sohle und Power-Elektrolyte-Drink. Falls man ins Schwitzen kommen sollte.

 

Wobei es fast niemanden gibt, der im Urlaub nicht irgendetwas zu Hause vergessen hat. 258 Millionen Euro legen die Deutschen jedes Jahr hin, um all das nachzukaufen, was sie nicht eingepackt haben. Ladekabel, Zahnbürsten, Rasierer, Nagelscheren. Eine Freundin hat mal vergessen, Unterwäsche einzupacken. Statt einfach neue zu kaufen, hat sie die Unterhose Abend für Abend im Hotel im Waschbecken ausgewaschen. Mit Haarshampoo. Die Wäscheleine hat sie aus ihren Schnürsenkeln geknotet. Angeblich. „Das glaube ich dir nicht“, habe ich gesagt. Sie schwört aber ihr heiliges Unterhosenehrenwort. „Sonst wäre die doch nicht bis zum nächsten Morgen wieder trocken gewesen.“

In der Ferienwohnung Bilder abhängen

Ich hätte mir einfach eine Wäscheleine gekauft. Wenn ich Urlaub in einer Ferienwohnung mache, bin ich tagelang damit beschäftigt, umzuräumen. Ich entferne Rüschendecken und Tischtücher, kaufe stärkere Glühbirnen und Verlängerungskabel, trage Lampen herum, hänge Bilder ab und schiebe Möbel umher. Wenn endlich alles ausschaut wie zu Hause, ist der Urlaub dann meistens auch schon wieder rum.

Ein Bekannter sagt, man solle nie ohne Klebeband, Schnur und Draht in den Urlaub fahren. Ich trete dagegen keine Reise ohne Tauchsieder und Karottenschäler an. Wer das kurios findet, kann mal einen Blick auf die Liste jener Dinge werfen, die Gäste in einer britischen Hotelkette schon vergessen haben: eine mobile Selbstbräunerkabine, sieben Beinprothesen, Designermode für Hunde, ein mit Diamanten besetztes Gebiss. Und einen ausgestopften Papagei.

Übrigens arbeiten 6,38 Millionen Deutsche im Urlaub weiter. Ich nicht. Ich gehe jetzt endlich mal wieder Möbel rücken und Bilder abhängen. In drei Wochen geht es hier aber weiter. Worauf ich mein heiliges Unterhosenehrenwort gebe.