Ob Mercado Navideño oder das Winterdorf „Wouhaou“ auf dem Marienplatz: In Stuttgart war es das Wochenende der alternativen Weihnachtsmarktformen.

Eigentlich hatten Majod und Pedro Lopez den Mercado Navideño in die Phönixhalle am Römerkastell verortet. Doch der lateinamerikanische Weihnachtsmarkt fand im Freien statt. Ein kühles Vergnügen an diesem ziemlich bitterkalten Samstag in Stuttgart. Und dennoch haben sich die beiden dann doch auch sehr schnell mit der Outdoor-Variante angefreundet. Denn es gab an 15 Ständen einiges, was sowohl das Herz, aber vor allem kalte Hände erwärmen konnte. Lecker schmeckt zum Beispiel ein Canelazo, ein Heißgetränk mit Zimt, Orangen, Limetten und einem Schuss Aguardiente, einer Art Anisschnaps. Lena Majod freut sich vor allem auf die Tacos, die mit Fleisch, aber auch mit veganem Inhalt gefüllt sind. Verführerisch riecht auch der peruanische Spießbraten, spannend klingen brasilianische Snackspezialitäten, sogenannte Salgados wie Esfiha, Pastel oder Coxinha.

 

Der Weihnachtsmarkt feiert Premiere

Authentisch kommen auch die Waren der Kunsthandwerker daher – Werkstücke aus Keramik oder Holz. Aber auch Schmuck, gewebte Taschen oder kleine Schlüsselanhänger mit Woll-Lamas. Ja, der Mercado Navideño ist anders, Bratwürste und Schupfnudeln sucht man hier vergeblich und aus den Boxen klingen lateinamerikanische Rhythmen statt Jingle Bells oder White Christmas. Dennoch kommt auch hier Adventstimmung auf, weil das Rahmenprogramm von Freitag bis Samstag darauf ausgerichtet ist: Folkloregruppen aus Peru und aus Chile treten auf, Kindermärchen werden erzählt und auch der Weihnachtsmann und ein Kinderweihnachtschor treten auf der Bühne auf. „Wir kommen gerne nach Stuttgart, denn hier gibt es eine große lateinamerikanische Community“, sagt Danielo Marino, Geschäftsführer der Eventagentur OM, die mit dem Lateinamerikanischen Wochenende im Sommer schon mehrmals Gast in Stuttgart war. Der Weihnachtsmarkt feiert jetzt Premiere.

Wochenende der alternativen Weihnachtsmarktformen

Überhaupt ist es das Wochenende der alternativen Weihnachtsmarktformen in Stuttgart. Hinter dem Züblin-Parkhaus im Leonhardsviertel sind vor allem Kinder und Jugendliche die Zielgruppe des ersten Pop-up Wintermarkts, der von der Bürgerstiftung Stuttgart organisiert wurde. Seit Juli steht hier der mobile, offene Jugendtreff der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft (stjg), und seit 8. Oktober macht die Essensausgabe „Supp optimal – Essen für alle“ jeden zweiten Samstag Station, um auch Jugendlichen eine kostenlose Mahlzeit zu ermöglichen. „Und jetzt haben wir auch den Weihnachtsmarkt hierher geholt“, sagt Jürgen Langerfeld, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Social Media bei der Bürgerstiftung.

Der zwölfjährige Martin füllt gerade seinen Wunschzettel aus, den er dann in die Box steckt. Einen Fußball hat er angekreuzt – kein Wunder, schließlich hat er mit seinem Team Paris gerade den dritten Platz beim Fußballturnier gewonnen, das auf dem Kunstrasenfeld neben dem kleinen Wintermarkt ausgetragen wurde.

Tipi ist ein Besuchermagnet auf dem Marienplatz

Dann aber freuen sich Martin und die anderen Jungs vor allem auf die leckeren Crêpes, auf Stockbrot – eine Tüte Mandeln gibt es oben drauf. Alles kostenfrei. Gebacken werden die Crêpes von Porsche-Mitarbeitern. Darunter ist auch Porsche-Sprecher Sebastian Rudolph. Das Unternehmen engagiert sich seit längerem für Kinder und Jugendliche. Die Mitarbeiter von Porsche, die in der Kantine essen, haben in der Corona-Pandemie die Mehrwertsteuersenkung gespendet – dabei sind 1,1 Millionen Euro für soziale Projekte zusammengekommen. Neben den Ess-Ständen steht auch ein Mobifant – Porsche hat fünf davon für die Jugendhausgesellschaft gespendet. „Für uns ist es auch wichtig vor Ort zu sein, da gehen dann sowohl die Kinder aber auch wir mit einem guten Gefühl nach Hause“, sagt Rudolph.

Nur wenige hundert Meter entfernt gab es eine weitere spannende Weihnachtsmarkt-Variante beim Winterdorf „Wouhaou“ auf dem Marienplatz. Bei den doch eher frostigen Temperaturen war am Samstag vor allem das große Tipi ein Besuchermagnet. Auch hier werden wie beim den Mercado Navideño keine klassischen Weihnachtslieder gespielt. Das spricht vor allem junge Menschen an. Und so findet an diesem Wochenende in Stuttgart jeder so seine ganz eigene Nische in Sachen Weihnachtsmarkt.