Die frisch sanierte Freiburger Uni-Bibliothek entpuppt sich nicht als der erhoffte Leuchtturm, sondern als ein Ärgernis. Die Fassade spiegelt das Sonnenlicht so stark, dass Autofahrer, Radler und Fußgänger geblendet werden.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

So war das wohl nicht gemeint mit dem „Leuchtturm“, den die neue Universitätsbibliothek in Freiburg nach Ansicht ihrer Erfinder, Befürworter und Bewunderer darstellen soll. Das Bauwerk, das von der Stuttgarter Architektin Jórunn Ragnarsdóttir „als fehlplatzierter überdimensionaler Dampfer“ bespöttelt wurde, hat eine 4000 Quadratmeter große Fassade aus Glas und Edelstahl. Die Umgebung spiegle sich darin herrlich wider, hatte der dafür verantwortliche Architekt Heinrich Degelo aus Basel einst geschwärmt.

 

Jetzt ist die glänzende Idee zur Lachnummer geworden. Denn in Freiburg musste man erkennen, dass sich im Frühjahr die Sonne aus Südosten so stark in der Fassade spiegelt, dass Autofahrer, Radler und Fußgänger auf den umliegenden Straßen geblendet werden, wenn sie sich auf die Bibliothek zubewegen – und schließlich nur noch schwarz sehen. Offenbar hat man mit der Kraft der Sonne in der Solarhauptstadt nicht gerechnet. Mit einiger Verlegenheit muss das Freiburger Universitätsbauamt nun dafür sorgen, dass durch schwarze Planen zumindest im unteren Teil der Fassade blendfreies Fahren und Gehen wieder möglich ist. „Ein Phänomen“ nennt Bauamtschef Karl-Heinz Bühler verlegen, was die Freiburger jeweils drei bis vier Wochen lang im Frühling und Herbst schon seit Generationen kennen: Morgens gegen neun Uhr fällt die Sonne in ihrem Lauf mit einem extrem flachen Winkel ein und blendet an vielen Stellen, nicht nur   an der Alma Mater, bei klarem Wetter außerordentlich stark. Zwanzig Minuten nur, aber genug, um gefährliche Situationen im Straßenverkehr zu provozieren. Auch durch Spiegelungen.

Was tun? Die Reinigungskosten einsparen? Stumpfe Gläser spiegeln schließlich nicht. Nein, auf die Baukosten in Höhe von 49 Millionen Euro – 17 Millionen mehr als geplant – müssen jetzt wohl noch ein paar Euro draufgelegt werden. Denn mit den aufgezogenen schwarzen Planen sähe die Bibliothek wie eine profane Baustelle aus und nicht wie ein „Ausrufezeichen“ (Unirektor Jochen Schiewer). Es sollte also schon etwas Eleganteres sein. Aber was? Spötter empfehlen bereits, bei Christo anzurufen und eine Verhüllung anzufordern.