Bei vielen beginnt alles Tage oder Stunden vorher mit Schmerzen im Brustkorb und mit Beschwerden beim Luftholen: Jedes Jahr erleiden rund 65 000 Menschen in Deutschland einen plötzlichen Herztod, besagt die Deutsche Herzstiftung. Nach neuen Erkenntnissen ist er hierzulande für mindestens sieben Prozent aller Sterbefälle verantwortlich. Häufig erwischt es jene, die noch lange nicht ans Sterben denken, weil sie 60 Jahre oder jünger sind. Meist ist die Ursache eine Erkrankung des Herzens, die von den Betroffenen nicht bemerkt oder ignoriert wurde. Im Rahmen der Deutschen Herzwochen – einer Veranstaltung der Deutschen Herzstiftung – haben Kardiologen die wichtigsten Fragen dazu beantwortet.
Mich treibt die Sorge um, dass mein Herz plötzlich stehen bleibt. Wie kann ich mich schützen? Wenn keine Herzerkrankung bekannt ist – weder bei einem selbst oder bei Familienmitgliedern –, und keine Herzbeschwerden bestehen, verringert dies allein schon mal das Risiko, sagt Raffi Bekeredjian, Mitglied der Deutschen Herzstiftung. Wichtig ist zudem, einen gesunden Lebensstil zu führen – etwa auf ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung, Entspannung und regelmäßigen Schlaf zu achten, so Bekeredjian, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart (RBK). Selbst bei Menschen mit erblicher Vorbelastung können diese Faktoren das Auftreten von Herz- und Gefäßerkrankungen verhindern oder verzögern. Das gilt auch für Herzkranke mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, die ein hohes Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen oder einen Herztod haben.
Ich verspüre von Zeit zu Zeit ein Stechen in der Brust. Ist das gefährlich? Beschwerden am Herzen treten typischerweise bei Belastung auf, sagt Stefan Pfeiffer, Mitglied der Deutschen Herzstiftung. Weitere Warnsymptome sind zunehmende Atemnot bei gleich bleibender Belastungsstufe sowie Schwindel bei Anstrengung oder Schmerzen in der Brust bei körperlicher Belastung. Dann ist ein Besuch beim Facharzt ratsam, empfiehlt der Ärztliche Direktor der Kardiologie im Krankenhaus Mühlacker der Enz-Kreis-Kliniken. „Sind Beschwerden nicht streng belastungsabhängig, und treten diese in bestimmten Positionen oder Lagerungen auf, ist eine kardiale Ursache allerdings eher unwahrscheinlich.“
Gibt es Vorsorgeuntersuchungen, mit denen sich das persönliche Risiko für einen Herzstillstand abklären lässt? Einen Gentest, der das familiäre Risiko bestimmt, gibt es nicht. „Es gibt aber Labortests, die gewisse Hinweise auf einige Herzerkrankungen geben, die ursächlich für einen plötzlichen Herztod sein können“, sagt der Kardiologe Bekeredjian. Diese sind allerdings keine typischen Vorsorgeuntersuchungen. Der Stuttgarter Experte gibt daher den Rat, sich ab einem gewissen Alter einem Herzcheck zu unterziehen: „Bei ansonsten herzgesunden Menschen empfehle ich dies ab dem Alter von 50 Jahren. Sind schon Herzerkrankungen in der Familie bekannt, sollte man diesen Check schon im Alter von 40 Jahren vornehmen lassen.“ Als eine erste Orientierungshilfe hat die Deutsche Herzstiftung zudem einen Onlinetest entwickelt, um das eigene Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzuschätzen: Herzstiftung.de/risiko. Er ersetzt aber keine ärztliche Diagnose.
Ich habe einen Infarkt überlebt und einen Defibrillator eingesetzt bekommen. Wie groß ist mein Risiko eines plötzlichen Herztods? Tatsächlich haben Patienten, die einen großen Infarkt erlitten haben und bei denen infolgedessen die Funktion der linken Herzkammer eingeschränkt ist, ein höheres Risiko für den plötzlichen Herztod. Ein Defibrillator gilt den medizinischen Leitlinien nach als gute Prophylaxe, sagt Pfeiffer. Das senkt die Gefährdung. „Wichtig ist darüber hinaus, sich einen gesunden Lebensstil anzueignen“, so der Kardiologe. Schützend sind hier ein Rauchverzicht, mindestens fünfmal die Woche eine halbe Stunde körperliches Training sowie gesunde und regelmäßige Mahlzeiten und regelmäßiger Schlaf.
Mein Herzschlag ist unregelmäßig. Wie kommt er wieder zu Ruhe? „Herzrhythmusstörungen können etwas völlig Normales sein, aber auch Folge einer Herzkrankheit“, sagt Thomas Nordt, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. Der Übergang zwischen normal und krankhaft ist fließend, die Grenze im Einzelfall schwierig zu ziehen. So braucht es zunächst eine Diagnose in Folge einer gründlichen ärztlichen Untersuchung und einer Dokumentation mittels EKG oder Langzeit-EKG, so der Ärztliche Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten am Klinikum Stuttgart. „Selten sind Herzrhythmusstörungen aber Vorläufer und Warnzeichen eines drohenden plötzlichen Herztodes.“
Als Herzkranker nehme ich viele Medikamente ein. Kann ein Teil davon auch reduziert werden? Ohne ärztliche Rücksprache sollten Herzpatienten keine Medikamente selbstständig absetzen, warnt der Kardiologe Nordt. Auch wenn es lästig erscheint, so haben die Mittel durchaus ihre Berechtigung. „Wer beispielsweise von einer Koronaren Herzerkrankung betroffen ist, braucht in der Regel mindestens zwei Medikamente.“ Liegt zudem noch eine Herzschwäche vor, kommen meist vier weitere Medikamente hinzu. „Diese braucht es aber, um eine Erkrankung aufzuhalten und das Risiko für schwere Ereignisse wie den plötzlichen Herztod zu verringern.“
Notruf
Hat ein Mensch einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten, erfolgt die Erste Hilfe nach dem Prinzip „Prüfen, Rufen, Drücken“. Das bedeutet: Zur Prüfung, ob es sich bei dem Bewusstlosen um eine Person mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand handelt, wird diese angesprochen und geschaut, ob sich der Brustkorb atemsynchron bewegt. Ist dies nicht sicher der Fall, wird der Notruf 112 abgesetzt.
Herzdruckmassage
Den Patienten in Rückenlage bringen, Brustkorb freimachen und den Druckpunkt für die Herzdruckmassage bestimmen. Dieser liegt in der Mitte der imaginären Linie, die die beiden Brustwarzen bilden. Mit beiden Händen übereinander, die Arme ausstrecken, mit den Schultern über dem Patienten – und dann Drücken-Entlasten-Drücken-Entlasten. Die Frequenz sollte etwa 100 bis 120 Mal pro Minute betragen (im Takt des Bee-Gees-Hits „Stayin’ alive“).
Informationen
Der Ratgeber „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!“ von der Deutschen Herzstiftung kann kostenfrei per Telefon, 069/95 51 28 400, oder per E-Mail, bestellung@herzstiftung.de, angefordert werden.