Eigentlich müsste man Aidan Truhens „Fuck Your Very Much“ verfilmen. Oder vielleicht besser nicht, denn in dem Thriller lieben und sterben Menschen auf wirklich bizarre und gruselige Weise, meint Killer-&-Co.-Rezensent Lukas Jenkner.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

New York - Ist das nun bizarr oder reizvoll? Vermutlich beides. Da lässt sich der Drogengroßhändler Jack Price mit einer hochintelligenten, aber leider psychopathologisch sehr fragwürdigen Dame ein, und bevor er sie lieben kann, muss er sie erst einmal einstecken – und zwar auf ihrem Rücken an ein Stromkabel. Was folgt, ist der Liebesakt zweier von blauen Blitzen eingehüllten Menschen. Eines muss man Aidan Truhen (ein Pseudonym) lassen: In seinem Thriller „Fuck You Very Much“ beweist er nicht nur hinsichtlich der diversen Todesarten viel Fantasie, sondern eben auch am anderen Ende, wenn es endlich mal um etwas Lebensbejahendes geht.

 

Die Handlung von „Fuck You Very Much“ ist schnell erzählt: Jack Price pflegt ein vermeintlich sauberes Drogenbusiness in New York. Seine Kundschaft ist zahlungskräftig und eher an der Wall Street als unter der Brooklyn Bridge zuhause. Doch es kommt, wie es kommen muss, wenn’s illegal zugeht: Jack Price gerät mit einem Geschäftsmann ins Gehege, der nicht nur humorlos, sondern insgesamt überreagiert: Der Unbekannte schickt Price die Seven Demons auf den Hals, eine international agierende, tödliche Söldnertruppe, die sonst gerne mal ganze Staaten kollabieren lässt, aber dieses Mal eben den coolsten Drogendealer an der Ostküste im Visier hat.

Cooles Killergequatsche

Was folgt, ist eine wüste Catch-me-if-you-can-Story, in denen die sieben Dämonen versuchen, Price den Garaus zu machen, dieser aber jenen immer eine Koksnase voraus ist und einen Dämon nach dem anderen zurück in die Hölle schickt – oder vielmehr die Hölle auf Erden entfesselt, um sich den unliebsamen Verfolgern zu entziehen.

Das schildert Jack Price als Ich-Erzähler in einer schnellen, rüden Sprache, die oft rotzig, originell und pointiert ist, manchmal aber auch etwas übers Ziel hinaus schießt. Der Tonfall erinnert sehr an die endlos cooles Zeug sabbelnden Protagonisten diverser Quentin-Tarantino-Filme. Im Grunde liest sich „Fuck You Very Much“ wie das Killergequatsche der Mordbuben Jules und Vincent in „Pulp Fiction“ – nur eben auf knapp 350 Seiten. Wer an Filmen dieser Art seinen Spaß hat und logische Zusammenhänge oder Löcher in der Handlung zugunsten eines coolen Effekts gerne übersieht, wird mit dem Thriller seine Freude haben.

Aiden Truhen: Fuck You Very Much. Thriller. Aus dem Englischen von Andrea Stumpf und Sven Koch. Suhrkamp Verlag 2018. Klappenbroschur, 349 Seiten, 14,95 Euro.